Alfons Hörmann
Alfons Hörmann (* 6. September 1960 in Kempten) ist ein deutscher Sportfunktionär, Unternehmer und Politiker (CSU). Von Dezember 2013 bis Dezember 2021 war er Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Er lebt in Sulzberg im Landkreis Oberallgäu. Von Januar 2018 bis April 2020 war er Vorstandsvorsitzender der Schöck Gruppe.[1][2] 2020 bewarb er sich vergeblich um das Amt des Landrats für den Landkreis Oberallgäu.
Berufliche Laufbahn
Hörmann war ab 1977 in der Baustoffbranche tätig und hatte mehrere Führungspositionen inne. Von 1990 bis 1998 war er bei der Creaton AG Marketing-/Vertrieb-Vorstand, von 1998 bis 2010 war er Vorstandsvorsitzender.[3] Von 2011 bis 2016 war er Geschäftsführer der (zufällig namensgleichen) Hörmann Holding.[4] In dieser Zeit war er ebenfalls Vorsitzender des Aufsichtsrates der Funkwerk AG.
Im Dezember 2013 eröffnete die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf ein Hauptverfahren wegen Verstoßes gegen das Kartellrecht, in dem auch Hörmann eine Geldbuße drohte. Den 2008 vom Bundeskartellamt erhobenen Vorwurf der Preisabsprache hatte Hörmann stets zurückgewiesen,[5] das Präsidium des DOSB sah „nach eingehender Prüfung“ keine Auswirkungen auf seine dann erfolgreiche Kandidatur zum DOSB-Präsidenten. Im Mai 2015 gestand Hörmann einen Fehler ein und akzeptierte den 2008 vom Bundeskartellamt erlassenen Bußgeldbescheid in Höhe von 150.000 Euro, dazu etwa 75.000 Euro Zinsen; die Creaton AG wurde zu einem Bußgeld von 39,9 Millionen Euro verurteilt.[6]
1995 wurde Hörmann die Bayerische Umweltmedaille verliehen.[7] 2009 erhielt er die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft.[8]
Ehrenamtliche Tätigkeiten im Sport
Von 2000 bis 2002 amtierte er als Vorsitzender des Allgäuer und von 2002 bis 2005 des Bayerischen Ski-Verbandes. Er war Vizepräsident des Organisationskomitees der Nordischen Skiweltmeisterschaften 2005 in Oberstdorf. 2005 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Ski-Verbandes gewählt. 2006 übernahm er das Amt des Vizepräsidenten Marketing der Internationalen Biathlon-Union. 2010 wurde er in das FIS-Council gewählt. Nachdem Thomas Bach zum IOC-Präsidenten gewählt worden war, sprachen sich im Oktober 2013 die Fachverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für Hörmann als seinen Nachfolger im DOSB-Präsidentenamt aus.[9] Am 7. Dezember 2013 wurde er auf der DOSB-Mitgliederversammlung gewählt.[10] Bei der Mitgliederversammlung im Dezember 2021 tritt er nicht mehr zur Wiederwahl an.[11] Am 4. Dezember 2021 wurde Thomas Weikert zu seinem Nachfolger gewählt.[12]
Kritik
Im Mai 2021 wurde ein anonymes Schreiben von Mitarbeitern des DOSB bekannt, das Hörmann eine „schier endlose Reihe von zweifelhaften Verhaltensweisen, geprägt von einem uns gegenüber herablassenden Auftreten“[13] vorwirft sowie, dass „gerade weibliche Mitarbeiterinnen [...] mental und psychisch über die Grenze des Belastbaren gebracht werden“ und Gegenstände nach Mitarbeitenden geworfen wurden.[14] Der DOSB reagierte mit einem Schreiben, das sich hinter Hörmann stellte und zuerst die Namen aller Präsidiumsmitglieder trug, von dem sich Athletenvertreter Jonathan Koch allerdings später via Twitter distanzierte und auch den Vorgang der Veröffentlichung kritisierte.[15] Der Vorgang wurde anschließend an die Ethikkommission des DOSB unter Thomas de Maizière abgegeben.[16]
Während der Olympischen Spiele 2020 in Tokio geriet Hörmann in die Kritik, nachdem der Sportdirektor Patrick Moster während des Einzelzeitfahrens der Männer am 28. Juli vor laufender Kamera rassistische Äußerungen gemacht hatte. Nach einer Entschuldigung Mosters schien es zunächst so, als ob sich Hörmann damit zufriedengeben würde.[17] Erst nach internationalem Druck wurde Moster umgehend vom Weltradsportverband UCI suspendiert und musste aus Tokio abreisten.[18] Die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dagmar Freitag, schrieb anschließend, man habe ein völliges Versagen der deutschen Delegationsleitung erleben müssen. Hörmann habe abgewiegelt und wie selbstverständlich den weiteren Verbleib Mosters im Team D verkündet.[19]
Politisches Engagement
Alfons Hörmann war von 1984 bis 1996 Gemeinderat und von 1990 bis 1996 zweiter Bürgermeister der Marktgemeinde Sulzberg. Von 2002 bis 2014 war er Mitglied des Kreistags sowie von 2008 bis 2014 CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag des Landkreises Oberallgäu.[20] 2020 bewarb er sich um das Amt des Landrats im Landkreis Oberallgäu, nachdem er einstimmig als Kandidat der CSU für die Kommunalwahlen im März 2020 bestimmt worden war.[21] Im ersten Wahlgang lag er noch deutlich in Führung, musste aber in die Stichwahl, in der er Indra Baier-Müller von den Freien Wählern unterlag.[22]
Privatleben
Hörmann ist seit 1984 verheiratet und hat mit seiner Frau drei Söhne. Er ist Gründer und Vorsitzender der Alfons Hörmann Stiftung[23], die soziale, kirchliche und kulturelle Projekte unterstützt. Außerdem ist er Gründer und Vorsitzender der PROSPORT-Stiftung Allgäu-Kleinwalsertal.[24]
Weblinks
- Alfons Hörmann im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Anno Hecker: Die Vision vom Supermann (Porträt), FAZ.NET, 7. Dezember 2013
Einzelnachweise
- Vorstand und Aufsichtsrat unter neuem Vorsitz. (schoeck.de [abgerufen am 23. August 2018]).
- Mike Bucher folgt Alfons Hörmann als Schöck-Chef. In: baulinks. 8. März 2020. Abgerufen am 24. März 2020.
- Johannes Aumüller, Thomas Kistner: Neuer Mann, neuer Ballast. In: Süddeutsche Zeitung, 7. Dezember 2013.
- Harald Schumacher: Hörmann gegen Hörmann – Sportfunktionär wehrt sich gegen schwere Vorwürfe. In: Wirtschaftswoche. 23. März 2016. Abgerufen am 7. Dezember 2019.
- Deutschlands Sportpräsidenten droht Verfahren. In: Die Welt, 10. Dezember 2013.
- Thomas Purschke: Ex-Firma von deutschem Olympia-Chef muss Millionen-Bußgeld zahlen. In: Spiegel Online, 3. Juni 2015.
- Website von Alfons Hörmann. Abgerufen am 15. Januar 2020 (deutsch).
- Staatsmedaille für Alfons Hörmann. Abgerufen am 3. November 2019.
- Anno Hecker: Hörmann soll DOSB-Präsident werden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2013.
- Alfons Hörmann neuer DOSB-Präsident. In: Handelsblatt, 7. Dezember 2013.
- Präsident Hörmann tritt nicht zur Wiederwahl an. In: spiegel.de, 16. Juni 2021.
- Thomas Weikert ist neuer DOSB-Präsident, tagesschau.de vom 4. Dezember 2021.
- Jens Weinreich: Aufstand im deutschen Sport? Abschied von DOSB-Präsident Alfons Hörmann (CSU). In: jensweinreich.de. 6. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021.
- Jens Weinreich: Schwere Vorwürfe gegen DOSB-Chef Hörmann: Das Imperium schlägt zurück. In: spiegel.de. 9. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021.
- Athletenvertreter distanziert sich von DOSB-Stellungnahme. In: faz.net. 14. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021.
- Nordwest-Zeitung: Mitarbeiter-Vorwürfe: DOSB-Krise: Ethikkommission beginnt Aufklärung. 13. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021.
- BDR-Sportdirektor Moster entschuldigt sich für verbale Entgleisung. In: rad-net.de. 28. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
- Ndr: Kommentar: Der Fall Patrick Moster ist auch ein Fall Alfons Hörmann. 28. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
- Anno Hecker: IOC machte im Rad-Skandal Druck. In: FAZ.net. 29. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
- Website von Alfons Hörmann. Abgerufen am 15. Januar 2020.
- Hörmann will Landrat im Oberallgäu werden. In: deutschlandfunk.de. 2. August 2019, abgerufen am 3. Januar 2020.
- DOSB-Präsident Hörmann scheitert bei Landratswahl. In: faz.net, 30. März 2020.
- Alfons Hörmann Stiftung. Abgerufen am 15. Januar 2020.
- Website von Alfons Hörmann. Abgerufen am 15. Januar 2020.