Alexandre Sabès Pétion
Alexandre Sabès Pétion (* 2. April 1770 in Port-au-Prince, Haiti; † 29. März 1818 ebenda) war ein haitianischer Politiker und von 1806 bis zu seinem Tode Präsident der Republik Haiti.
Leben
Pétion wurde als Sohn einer schwarzen Mutter und eines französischen Vaters in Port-au-Prince geboren. 1788 begab er sich nach Frankreich und wurde dort an der Militärakademie von Paris ausgebildet. 1798 kehrte er nach Haiti zurück und beteiligte sich an der Vertreibung der Briten aus Haiti. Als es danach zu Spannungen zwischen der schwarzen und der mulattischen Bevölkerungsgruppe Haitis kam, unterstützte Pétion, der selber Mulatte war, die mulattische Partei. Er schloss sich General André Rigaud und Jean-Pierre Boyer an und beteiligte sich 1799 an einer Rebellion gegen Toussaint L'Ouverture, dem Krieg der Messer (Guerre des couteaux). Die im Juni 1799 begonnene Revolte erwies sich jedoch als wenig erfolgreich und die Aufständischen mussten sich im November desselben Jahres in die strategisch wichtige Hafenstadt Jacmel im Süden Haitis zurückziehen. Pétion leitete die Verteidigung der Stadt, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie im März 1800 fiel, was das Ende der Rebellion bedeutete. Zusammen mit anderen Führern der mulattischen Fraktion ging Pétion nach dem Ende des Aufstands ins Exil nach Frankreich.
Im Februar 1802 landeten Pétion, Boyer und Rigaud im Gefolge einer 12.000 Mann starken französischen Armee unter dem Kommando Charles Leclercs, deren Ziel die Absetzung Toussaints war, wieder in Haiti. Nach der Beendigung der Herrschaft Toussaints und seiner Deportation nach Frankreich brachen jedoch bald neue Streitigkeiten zwischen den Franzosen und den Einwohnern Haitis aus. Pétion schloss sich dabei den nach Unabhängigkeit für Haiti strebenden nationalistischen Kräften an und unterstützte General Jean-Jacques Dessalines, der ihm seinerzeit im Kampf um Jacmel noch gegenübergestanden hatte. Am 17. Oktober eroberten die Streitkräfte Dessalines schließlich Port-au-Prince und am 1. Januar 1804 wurde die Unabhängigkeit Haitis ausgerufen. Dessalines wurde zum Herrscher auf Lebenszeit ernannt und krönte sich am 6. Oktober 1804 selbst zum Kaiser von Haiti.
Als Dessalines am 17. Oktober 1806 ermordet wurde, führte Pétion eine nach demokratischen Reformen strebende Gruppe an und geriet so in einen Konflikt mit Henri Christophe, der Dessalines als autoritärer Herrscher Haitis nachfolgte. Das ihm als Kompromisslösung angebotene Amt eines demokratischen Präsidenten lehnte Christophe ab. Damit war Haiti erneut in zwei Lager gespalten und der alte Konflikt zwischen Schwarzen und Mulatten lebte wieder auf. Die ausbrechenden Kämpfe führten jedoch zu keiner Entscheidung, so dass es schließlich 1810 zu einem Friedensschluss kam, in dem Haiti in zwei Teile gespalten wurde. Während Christophe sich selbst zum König ausrief und als solcher den Nordteil Haitis regierte, beherrschte Pétion als Präsident der Republik Haiti, zu dem er bereits 1806 gewählt worden war, den Süden Haitis. In dieser Funktion empfand Pétion die ihm durch den gewählten Senat auferlegten Beschränkungen bald als lästig und löste diesen 1818 auf, nachdem er bereits 1816 zum Präsidenten auf Lebenszeit ernannt worden war.
Während seiner Herrschaft zog Pétion viele große Plantagengüter ein und ließ das Land an seine Anhänger und an die Bauernschaft verteilen, was ihm den Spitznamen Papa Bon-Kè („Gutherziger Papa“) einbrachte. Allerdings führte gerade diese Maßnahme Pétions zu einem schweren Rückschlag für die Wirtschaft seines Landes, da die Mehrzahl der neuen Landbesitzer nur noch für den Eigenbedarf anbaute. 1815 gewährte er Simón Bolívar Asyl und unterstützte ihn später auch materiell.
Am 29. März 1818 starb Pétion aufgrund einer Gelbfiebererkrankung. Sein Nachfolger wurde Jean-Pierre Boyer, dem bereits 1820 die Wiedervereinigung der beiden Teile Haitis gelingen sollte.
Literatur
- Caryn Cossé Bell: Revolution, Romanticism, and the Afro-Creole Protest Tradition in Louisiana, 1718-1868. LSU Press, 2004, ISBN 0-8071-3026-5.
- C. L. R. James: Die schwarzen Jakobiner. Toussant L’Ouverture und die Unabhängigkeitsrevolution in Haiti. Berlin 1984; Neuausgabe als Die schwarzen Jakobiner. Toussaint Louverture und die Haitianische Revolution, b_books und Karl Dietz Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-320-02386-7.
- Erwin Rüsch: Die Revolution von Saint Domingue (Übersee-Geschichte. Band 5). Hamburg 1930.
- Franz Sundstral: Aus der schwarzen Republik. Der Neger-Aufstand auf Santo Domingo oder die Entstehungs-Geschichte des Staates Haiti. Leipzig 1903.
Weblinks
- Alexandre Sabès called Pétion im englischsprachigen Wiki The Louverture Project (TLP)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Bruno Blanchet | Präsident von Süd-Haiti 1807–1818 | Jean-Pierre Boyer |