Alexandra Amalie von Bayern
Alexandra Amalie Prinzessin von Bayern (* 26. August 1826 auf Schloss Johannisburg in Aschaffenburg; † 8. Mai 1875 auf Schloss Nymphenburg in München) war ein Mitglied der bayerischen Königsfamilie aus dem Hause Wittelsbach und wirkte als Schriftstellerin und Übersetzerin.
Leben
Alexandra Amalie war die fünfte und jüngste Tochter von König Ludwig I. von Bayern und dessen Ehefrau, der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Ihr ältester Bruder war Maximilian II., ein weiterer der spätere Prinzregent Luitpold. Sie hing besonders an ihrer Mutter und versuchte nach deren Tod "dem Vater angenehm und nützlich zu sein". Zeitlebens unverheiratet lebte sie abwechselnd in der Münchner Residenz, in Berchtesgaden, auf Schloss Leopoldskron, in der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben (Pfalz) und in Aschaffenburg. In späteren Jahren wurde sie auf Wunsch ihres Vaters Oberste Vorsteherin und Äbtissin der Königlichen Damenstifte zur „Heiligen Anna“ in München und Würzburg. Sie war eine Wohltäterin der Stadt Aschaffenburg und erwarb sich bleibende Verdienste um die Armenfürsorge, indem sie zum Beispiel 1860 eine Armen- und Krankenküche in Aschaffenburg gründete. Nach dem Tod ihres Vaters König Ludwig I. erbte sie dessen naturhistorische Sammlung.
Alexandra Amalie war eine geübte Reiterin und besaß vier Pferde.
Werke
Auch ihr literarisches Wirken verband Alexandra Amalie mit Wohltätigkeit; so tragen die Titelseiten ihrer 1856 bis 1858 erschienenen Werke den Hinweis „Der Ertrag ist zum Besten des Maximilian-Waisen-Stiftes bestimmt“ und Das Kinder-Theater (1870) wiederum den Vermerk „Der Ertrag ist für die, von Gott sichtbar gesegnete, Marien-Krankenkost zu München bestimmt“.
- Feldblumen. Skizzen und Erzählungen von Alexandra, Königlichen Prinzessin von Bayern, obersten Vorsteherin des Maximilian-Waisen-Stifts in München, 1856 (Digitalisat bei archive.org)
- Weihnachtsrosen. Skizzen und Erzählungen von Alexandra, Königlichen Prinzessin von Bayern, obersten Vorsteherin …, 1858 (Digitalisat bei digitale-sammlungen.de)
- Phantasie- und Lebensbilder. Freie Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen von Alexandra, Königlichen Prinzessin von Bayern, obersten Vorsteherin …, 1858 (Digitalisat bei Google books)
- Kleine historische Erzählungen. Nach dem Französischen der Eugénie Foa frei bearbeitet von Alexandra, königliche Prinzessin von Bayern, 1862; Widmung: „Ihrem guten Vater, König Ludwig I. von Bayern, dem Freunde und Beschützer der Künste, widmet dieses Büchlein die dankbare Tochter Alexandra.“ (Digitalisat bei Google books)
- Thautropfen. Übersetzungen aus dem Französischen und Erzählungen von Alexandra, k. Prinzessin von Bayern, 1863; Widmung: „Ihrer geliebten Schwägerin, Königin Maria von Bayern, in deren Herzen die Armen eine Zufluchtsstätte finden, widmet in Schwesterliebe dieses Büchlein Alexandra von Bayern.“ (Digitalisat bei Google books)
- Verträumte Stunden. Gedichte, 1865
- Das Kinder-Theater. Kleine Schauspiele von (Arnaud) Berquin. Für die deutsche Jugend frei bearbeitet von Alexandra, k. Prinzessin von Bayern, 1870; Widmung: „Diese Übersetzungen widme ich meinem geliebten Bruder, dem Prinzen Adalbert von Bayern, mit dem Wunsche, daß Gott dieselben zur nützlichen Unterhaltung für seine von mir herzlich geliebten Kinder und anderer kleinen Lesefreunde segnen möge.“ (Digitalisat bei Google books)
Verhinderte Heirat
Nach seiner Scheidung hatte Louis Lucien Bonaparte, ein Neffe Napoleons, die Absicht, die Prinzessin zu heiraten. König Ludwig I. lehnte ab. Als Begründung wurde angeführt, dass es ihm "unmöglich sei, seine Tochter mit einem Napoleon zu verheiraten". Auch wies er auf deren nicht allzu guten Gesundheitszustand hin.
Alexandra werden mehrere psychische Störungen zugeschrieben, unter anderem übertriebener Drang zur Reinlichkeit. Täglich mussten nach dieser Quelle ihre Kleider gebürstet werden. Häufig nahmen die abendlichen Reinigungsrituale Stunden in Anspruch, so dass ihr Vater anwies, die Prinzessin möge sich spätestens um 23.00 Uhr zu Ruhe begeben. Mit zunehmendem Alter litt sie außerdem an der Wahnvorstellung, ein gläsernes Klavier verschluckt zu haben. Als sie sich einmal übergeben musste, warfen Bedienstete ein kleines Klaviermodell in den Auswurf und erzählten ihr, dass sie nun das Möbel los wäre. Solche und ähnliche Verhaltensstörungen – andere Quellen[1] nennen eine krankhafte Furcht vor Berührungen – waren vielleicht der eigentliche Grund, warum die Prinzessin nicht verheiratet werden konnte. Auch ein dreijähriger Aufenthalt in der Anstalt Illenau konnte an ihren Leiden nichts ändern.
Alexandra starb im Jahr 1875 und wurde in der Theatinerkirche in München beerdigt.
Ahnentafel
Literatur
- Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Bd. 1. Leipzig: Brockhaus, 1913, S. 47
- Christian Dickinger: Die schwarzen Schafe der Wittelsbacher: Zwischen Thron und Wahnsinn. München: Piper Verlag, 2005, ISBN 3-492-24345-2
- Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 1. Berlin: C. Pataky, 1898, S. 6
- Dominic Robertson: Die Bayerische Prinzessin. Eine Cantastoria zwischen Krankheit, Kunst und Königshaus. Hörspiel (bzw. „Sprech-Gesang“, z. T. englischsprachig, mit Gedichten Alexandras), 47 Min., Bayerischer Rundfunk 2017
- Martha Schad: Bayerns Königinnen. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 1993, ISBN 3-7917-1341-8; München: Piper Verlag, 1998 u. 2008 (TB), ISBN 3-492-25298-2