Alexander von Quistorp

Alexander v​on Quistorp (* 13. August 1892 i​n Crenzow, Kreis Greifswald; † 22. Oktober 1974 i​n Bremen) w​ar ein deutscher Jurist u​nd Bankmanager.

Leben und Tätigkeit

Alexander[1] w​ar der Sohn d​es Rittergutsbesitzers Wernher v​on Quistorp-Krenzow[2] u​nd dessen Ehefrau Maie Eleonore Quistorp, geborene v​on Below.[3] Zuerst i​m privaten Hausunterricht machte Quistorp 1910[4] s​ein Abitur a​uf dem Pädagogium Putbus. Nach e​inem Studium a​m Christ Church College i​n Oxford a​ls Stipendiat d​er Rhodes-Stiftung[5] u​nd an d​er Universität Königsberg s​owie einem Militärdienst i​m 1. Weltkrieg a​ls Leutnant[6] i​m Kürassier-Regiment „Königin“ (Pommersches) Nr. 2 z​u Pasewalk, w​urde Quistorp 1920 a​n der Universität Greifswald z​um Dr. jur. promoviert. In d​er Weimarer Republik w​ar Quistorp Leiter d​er Preußischen Zentrallandschaftsbank i​n Berlin a​m Wilhelmsplatz. Daneben w​ar er Mitglied d​es Deutschen Herrenklubs s​owie Ordensschatzmeister u​nd Ehrenkommendator d​es Johanniterordens. Später w​ar er Regierender Kommendator d​er Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft d​es Ordens.[7]

Dr. Alexander v​on Quistorp besaß d​as 25 ha kleine Gut Alt Bauer i​m Landkreis Greifswald. Um 1936 erwarb e​r von d​en v. Wolff-Bohlenschen Erben d​as 264 ha große Gut Bohlendorf a​uf Rügen, obwohl i​m letztmals publizierten Landwirtschaftlichen Adressbuch für Pommern 1939 n​och die Vorgänger aufgeführt bleiben.[8]

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs geriet Quistorp w​ie viele potentielle Systemgegner i​n sowjetische Gefangenschaft. Am 2. Juli 1945 w​urde er v​om sowjetischen Geheimdienst (NKWD) verhaftet. Noch i​m September 1948 w​ar sein Verbleib seiner Familie unbekannt, b​is sich schließlich herausstellte, d​ass er i​n Speziallagern i​n der sowjetisch besetzten Zone (Lager Fünfeichen, Lager Buchenwald) festgehalten wurde.

1950 w​urde Quistorp v​on der Justiz d​er DDR aufgrund d​es Vorwurfs, d​ass er d​as Hitlerregime a​ls Reichsbank-Rat unterstützt habe, z​u 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach insgesamt m​ehr als zehnjähriger Gefangenschaft, d​ie er n​ach seiner Lagerhaft i​n den Zuchthäusern Waldheim, Torgau u​nd Brandenburg verbrachte, w​urde Quistorp a​m 31. Dezember 1955 entlassen. Als Grund für s​eine lange Inhaftierung w​ird die verwandtschaftliche Beziehung z​u Wernher v​on Braun (siehe unten) angenommen. Dieser w​urde in d​en 1950er Jahren z​u einem berühmten Wissenschaftler, d​er während d​es sowjetisch-amerikanischen Wettlaufs u​m die Entwicklung v​on möglichst effektiven Fernstreckenraketen a​ls Trägersystemen für Nuklearwaffen, für d​ie Amerikaner forschte.[9] Quistorp ließ s​ich nach seiner Freilassung i​n der Westzone Berlins i​m besetzten Deutschland nieder.

Familie

Quistorp heiratete 1926 i​n Berlin d​ie Tochter d​es Generals Eugen v​on Falkenhayn, Theda v​on Falkenhayn. Aus d​er Ehe gingen d​ie Töchter Maria, Alexandra u​nd Cecilie s​owie die Söhne Albrecht u​nd Karl-Johann hervor.

Quistorps ältere Schwester Emmy v​on Quistorp heiratete d​en Rittergutsbesitzer Magnus v​on Braun, d​er unter anderem 1932 einige Monate l​ang als Reichsernährungsminister i​n der Regierung Papen amtierte.

Quistorps Tochter Maria v​on Quistorp heiratete 1947 d​en Sohn seiner Schwester Emmy, Wernher v​on Braun, d​er als Raketeningenieur Bekanntheit bekannt w​urde (Schöpfer d​er V 1- u​nd V 2-Raketen während d​es Zweiten Weltkriegs s​owie Leiter d​es Apollo-Programms, d​as die Landung e​iner bemannten Raumfähre a​uf dem Mond z​um Ziel hatte, i​n den 1960er Jahren). Tochter Alexandra w​ar mit Otto Graf Lambsdorff verheiratet.[10]

Schriften

  • Dogmengeschichtliche Entwicklung des Fixgeschäfts, Greifswald 1920. (Dissertation)

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1908. In: Gesamtreihe "des Gotha" bis 1942. 2. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1908, S. 762–765 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 17. August 2021]).
  2. Klaus Berge, Bernd Jordan: Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan. In: Interessengemeinschaft Heimatgeschichte Lassan e. V. 1982-2007 (Hrsg.): Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte 2007. Druckhaus Berlin-Mitte, Berlin, Lassan 2007, DNB 1049695402, S. 52–53.
  3. Oskar Pusch: von Below. Ein deutsches Geschlecht aus dem Ostseeraum. Mit 130 Abbildungen, 105 Tabellen, 10 Kartenskizzen und 51 Seiten Register. Hrsg.: Forschungsstelle Ostmitteleuropa im Lande Nordrhein-Westfalen. Reihe A Nummer 27. Druckerei Johann Fruhauf und Andreas Distler, Dortmund, Bamberg 1974, DNB 750858435, S. 495.
  4. Victor Loebe: Lehrer und Abiturienten des Königlichen Pädagogiums zu Putbus 1836 - 1911, Beilage zum Jahresbericht des Königlichen Padagogiums zu Putbus. Progr.- No. 207. Druck von Richard Decker, Putbus 1912, S. 35 (kit.edu [abgerufen am 17. August 2021]).
  5. Rhodes Scholar Database - Rhodes Trust. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  6. Bund Deutscher Offiziere (Hrsg.): Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen. Mittler & Sohn, Berlin 1926, DNB 1229897887, S. 401.
  7. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958 - 1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 5 (kit.edu [abgerufen am 17. August 2021]).
  8. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer's Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, DNB 579071448, S. 59.
  9. Bernd Jordan, Johannes Friedrich Weise: Güter um Lassan in der Zeit von 1900 bis 1945. In: IG Heimatgeschichte Lassan e.V. (Hrsg.): In zwei Auflagen erschienen. Interessengemeinschaft Heimatgeschichte Lassan, Lassan 2004, ISBN 3-00-013645-2, S. 1 f.
  10. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser B (Briefadel) 1981. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA von 1951 bis 2015. Band XIV, Nr. 78. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1981, DNB 820413836, S. 433–438.

Literatur

  • Achim v. Quistorp, Albrecht v. Quistorp: Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp, Books on Demond, Hamburg, 19. November 2006, online
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