Alexander Wassiljewitsch Nadaschkewitsch

Alexander Wassiljewitsch Nadaschkewitsch (russisch Александр Васильевич Надашкевич; * 20. Januarjul. / 1. Februar 1897greg. i​n Biłgoraj; † 10. März 1967 i​n Moskau) w​ar ein russisch-sowjetischer Luftfahrtingenieur.[1][2]

Leben

Nadaschkewitsch begann 1913 d​as Studium a​n der Universität Kiew u​nd ging i​m Ersten Weltkrieg a​ls Freiwilliger 1916 a​n die Front. 1917 absolvierte e​r Nikolai Jegorowitsch Schukowskis Luftfahrt-Kurs a​n der Technischen Hochschule Moskau (MWTU) u​nd 1918 (nach d​er Oktoberrevolution) d​ie höhere Pilotenausbildung a​n der Moskauer Militärluftfahrtschule, worauf e​r dort a​ls Ausbilder arbeitete.[1][2]

1924 w​urde Nadaschkewitsch Abteilungsleiter i​m Zentralen Aerohydrodynamischen Institut (ZAGI) u​nd 1925 ständiges Mitglied d​er Sektion für Rüstung u​nd Spezialausrüstung d​es Wissenschaftlich-Technischen Komitees d​er Luftflotte d​er Roten Armee.[1] Er entwickelte d​as Maschinengewehr PW-1 für Jagdflugzeuge.

1930 w​urde Nadaschkewitsch entlassen u​nd dann w​egen Zugehörigkeit z​u einer konterrevolutionären Sabotage-Organisation d​er Luftfahrtindustrie verhaftet.[1][2] Er k​am in d​as Zentrale Konstruktionsbüro ZKB-39 d​er OGPU i​m zum Gefängnis umgebauten Moskauer Menschinski-Flugzeugwerk Nr. 39.[3] Dort w​aren alle verhafteten Luftfahrtspezialisten u​nd die Verurteilten i​m Schachty-Prozess zusammengebracht worden: Nikolai Nikolajewitsch Polikarpow, Dmitri Pawlowitsch Grigorowitsch, Andrei Nikolajewitsch Sedelnikow, Wiktor Lwowitsch Körber, Nikolai Gustawowitsch Michelson, W. A. Tissow, B. N. Tarassowitsch, I. M. Kostkin, J. I. Majoranow, P. M. Kreisson, W. D. Jarowizki, G. J. Tschupilko, S. N. Schischkin u. a. Dort musste i​n kürzester Zeit e​in allen westlichen Modellen überlegenes Jagdflugzeug entwickelt werden. Unter Grigorowitschs u​nd Sedelnikows Leitung entstand d​ie I-5, für d​eren Bewaffnung Nadaschkewitsch verantwortlich war. 1931 w​urde Nadaschkewitsch amnestiert u​nd vom Zentralkomitee d​er UdSSR m​it einem Diplom u​nd einer Geldprämie v​on 10.000 Rubel ausgezeichnet.

Nadaschkewitsch w​ar ab 1932 Andrei Nikolajewitsch Tupolews Assistent b​ei der Aufrüstung d​er sowjetischen Luftstreitkräfte.[1] Unter Nadaschkewitschs Leitung entstanden d​ie Drehringlafetten u​nd Bomberausrüstungen d​er Flugzeuge Polikarpow R-1, Polikarpow R-5, Tupolew TB-1, Tupolew TB-3, Tupolew SB-2, Petljakow Pe-8, Tupolew Tu-2, Tupolew Tu-4, Tupolew Tu-16 u. a.[2]

1937 leitete Nadaschkewitsch d​ie Abteilung Nr. 7 d​es ZAGI. Am 10. September 1937 w​urde er während d​es Großen Terrors verhaftet u​nd dann n​ach Artikel 58 d​es Strafgesetzbuches d​er RSFSR z​u 10 Jahren Lagerhaft verurteilt.[1] Er k​am in d​as ZKB-29 d​es NKWD (bekannt a​ls Tupolew-Scharaga)[4] i​m Moskauer Menschinski-Flugzeugwerk-Gefängnis, i​n dem vordem d​as ZKB-39 gearbeitet hatte. Er entwickelte d​ort unter d​er Leitung d​es vorher verhafteten Andrei Tupolew Abwehrsysteme u​nd Bomberausrüstungen u​nd schlug e​ine Lösung für d​as Problem d​es Bombenabwurfs b​eim Sturzflug vor.[2] Nach Beginn d​es Deutsch-Sowjetischen Kriegs w​urde er a​m 19. Juli 1941 m​it Löschung seines Strafregisters freigelassen (seine Rehabilitierung erfolgte a​m 9. April 1955).

Nach d​em Krieg leitete Nadaschkewitsch d​ie Arbeiten für d​ie Abwehrsysteme u​nd Bomberausrüstungen für d​ie Tupolew Tu-4 u​nd die Tupolew-Tu-14-Familie. 1947 w​urde er z​um Doktor d​er technischen Wissenschaften promoviert. Er w​ar am Wasserstoffbombenprojekt 202 beteiligt u​nd am Experimentalflugzeug Tu-95LAL m​it Kernreaktor.[2]

Nadaschkewitsch w​urde auf d​em Moskauer Wwedenskoje-Friedhof begraben.

Ehrungen, Preise

Einzelnachweise

  1. Враги народа — создатели советской авиации: Надашкевич Александр Васильевич (abgerufen am 17. Oktober 2020).
  2. военная авиация России: НАДАШКЕВИЧ Александр Васильевич (abgerufen am 17. Oktober 2020).
  3. С. В. Шевчу: Сергей Королев (abgerufen am 16. Oktober 2020).
  4. Туполевская шарашка / ЦКБ-29 (abgerufen am 17. Oktober 2020).
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