Alexander Seidel
Alexander Seidel (* 1976 in Moskau) ist ein deutscher Countertenor, Dirigent und Organist.[1]
Leben
Alexander Seidel wurde als Sohn von Diplomaten in Moskau geboren. Die Familie stammt aus Strausberg, Plauen im Vogtland und St. Petersburg in Russland. Er studierte in Deutschland und Frankreich Kirchenmusik in den Fächern Orgel, Chorleitung und Orchesterdirigieren; in Paris führte er seine Studien in den Fächern Orgel, Gesang und historische Aufführungspraxis weiter.
2003 nahm er in Zürich seinen Wohnsitz. 2005 bis 2010 folgten Gesangsstudien in Zürich mit dem Ziel der Ausbildung zum Countertenor. Hospitanzen und Assistenzen brachten ihn mit Daniel Barenboim, William Christie, Nikolaus Harnoncourt, und Sir Roger Norrington zusammen. Er besuchte Gesangsmeisterklassen bei Barbara Schlick, René Jacobs und James Bowman an der Juilliard School in New York und in der Händelakademie Karlsruhe, ferner Dirigiermeisterkurse bei Kurt Masur und Colin Metters in Leipzig und Zürich.
Wirken
Alexander Seidel gründete 1995 das New Sagittarius Consort, ein Ensemble für Kammermusik auf historischen und modernen Instrumenten, mit dem er als Gesangssolist mehr als fünfzig Konzertprogramme aufführte. Von 2010 bis 2013 war er erster Gastdirigent der St. Galler Kammersolisten, mit denen er Werke der Barockzeit und der Wiener Klassik aufführte, und Gastdirigent der Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz und des Vorarlberger Barockorchesters „Concerto Stella Matutina“. Er unterrichtet jeden Sommer Aufführungspraxis und Interpretation bei den Musikkurswochen des Festivals „Arosa Kultur“ in Graubünden.
In den letzten Jahren arbeitete er als Konzertdirigent und Chordirektor, gab als Countertenor Soloabende und trat in Oratorienkonzerten auf. Als Organist gab er Konzerte in St. Petersburg, Moskau, Hamburg, München, Berlin, Potsdam und Zürich und spielte auf vielen historischen Instrumenten in Europa. Zudem arbeitete er als Schauspieler und Theatermusiker in Deutschland und der Schweiz (Theater Rigiblick).
Sein Gesangsrepertoire umfasst Werke von Antonio Caldara (Medea in Corinto), Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel (La Lucrezia), Gustav Mahler (Kindertotenlieder), Franz Schubert (Die Schöne Müllerin und Die Winterreise), Antonín Dvořák (Biblische Lieder und Zigeunerlieder). In Anlehnung an Dvořáks Biblische Lieder widmete ihm der deutsche Komponist Manfred Schlenker einen Zyklus biblischer Duette, der 2010 uraufgeführt wurde.
2011 trat er bei einem Weihnachtskonzert mit Musik von Purcell und Händel im Auditorium maximum der ETH Zürich auf, das von Radio Swiss Classic übertragen wurde.
Seit 2012 ist er als Kirchenmusiker, Chorleiter und Organist der Reformierten Kirchgemeinde Höfe am Zürichsee. Und seit 2014 Dirigent des Chores zu St. Otmar an der Stadtkirche St. Otmar in St. Gallen. An beiden Orten finden alljährlich viel beachtete Konzertreihen statt. Bis 2019 war er musikalischer Leiter und ist jetzt Cembalist des Kammerorchesters ibaroccoli mit Sitz in Zürich.
Des Weiteren ist er seit 2020 musikalischer Leiter und Dirigent des Rheintaler BachChores, der seine Konzertproduktionen in der Schweiz, in Österreich, Liechtenstein und Deutschland, entlang des Rheintals und des Bodensees präsentiert, und dessen Sänger auch aus allen vier Ländern kommen. Seit November 2021 widmet er sich der Aufgabe, einen der ältesten Chöre der Deutschschweiz, den Konzertchor Sängerbund Uster als musikalischer Leiter zu dirigieren. Dieser Chor gastiert regelmäßig in der Zürcher Tonhalle, großen Kirchen in Zürich, sowie dem Zürcher Oberland.
Im Schauspiel Die Wohlgesinnten nach dem Roman von Jonathan Littell übernahm er im Theater Basel ab Februar 2016 die Rolle des Sängers. 2017 sang Seidel als Solist in einer CD-Aufnahme des Concerto Melante (Mitglieder der Berliner Philharmoniker und Gäste) mit Musik von Telemann. Mit diesem Ensemble sang er 2018 in Baden-Baden im Rahmen der Osterfestspiele.
Weblinks
- Website von Alexander Seidel
- Eine starke Stimme für die Orgel. In: Märkische Oderzeitung vom 25. September 2008