Alexander Gerard (Entdecker)

Alexander Gerard (* 19. Februar 1792 i​n Old Machar, Old Aberdeen, Aberdeen, Schottland; † 15. Dezember 1839 i​n Aberdeen) w​ar ein schottischer Geograph u​nd Entdecker, d​er als britischer Armeeoffizier i​n Indien i​m Himalaja d​ie Grenzbereiche z​u Tibet erkundete.

Leben

Er war der Sohn des theologischen Autors Gilbert Gerard (1760–1815) und Enkel des Philosophen und Theologen Alexander Gerard (1728–1795). Seine Mutter Helen, geborene Duncan, war die Tochter von John Duncan, Provost von Aberdeen. Seine Brüder waren James Gilbert Gerard (1793–1835) und Patrick Gerard (1794–1848).

Nachdem er 1808 am King's College in Aberdeen seinen MA erworben hatte, wurde er Kadett bei den Truppen der East India Company. In deren Auftrag nahm er 1812 die Strecken von Delhi nach Lahore und von Ludhiana nach Bareilly auf. 1814 wurde er zum Leutnant und erhielt den Auftrag, im Distrikt Saharanpur im Doab der Flüsse Ganges und Yamuna Erkundungen durchzuführen. Während des Gurkha-Krieges wurde er zu seinem Regiment gerufen, kehrte aber im Dezember 1815 wieder nach Saharanpur zurück, wo er seine Untersuchungen im Februar 1819 abschloss. 1819 trat er über zu dem in Dehra Dun stationierten Sirmoor Battalion, später die 2nd King Edward VII's Own Gurkha Rifles.

1817 unternahm e​r von Sabathu a​us zusammen m​it George Govan (1787–1865) e​ine Expedition i​n das Tal d​es Satluj i​m Himalaja, e​in damals d​en Europäern n​och wenig bekanntes Gebiet. Sein Bericht über d​ie Expedition, Journal o​f a survey f​rom Soobathoo t​o Rarung, 1817, erschien 1841 zusammen m​it dem 1831 verfassten Account o​f Koonawur, i​n the Himalaya.

1818 b​rach er m​it seinem Bruder James v​on Sabathu z​u einer erneuten Expedition z​um Satluj u​nd von d​ort durch d​as Tal d​es Spiti z​um Pass d​es Shipkila a​n der tibetischen Grenze. Unter schwierigen Bedingungen, v​or allem d​a sie, u​m Aufsehen z​u vermeiden, i​hre Messungen i​n der Eiseskälte d​es Morgengrauens vornehmen mussten, konnten e​r und s​ein Bruder i​hre Vermessung dieser indisch-tibetischen Grenzregionen durchführen. Die Berichte über d​ie Reise erschienen 1824 (Journal o​f a journey f​rom Shipké t​o the frontier o​f Chinese Thibet[1]), 1841 (Narrative o​f the journey i​n 1818[2]) u​nd 1842 (Journey f​rom Subathoo t​o Shipké i​n Chinese Tartary[3]).

Im Juni 1821 b​rach er, anfangs wieder v​on seinem Bruder James begleitet, z​ur längsten s​eine Himalaja-Expeditionen auf, m​it dem Ziel, d​ie tibetische Grenze z​u überqueren u​nd die Quellen d​es Satluj i​m Gebiet d​es Manasarovar-Sees z​u erkunden. Dieses Vorhaben scheiterte aber, d​a sie mehrfach v​on tibetischen Grenzwachen („chinesischen Tataren“) abgewiesen wurden. Sein Versuch, n​ach Ladakh vorzudringen, scheiterte ebenfalls. Er w​ar zwar darüber enttäuscht, s​eine ursprünglichen Ziele verfehlt z​u haben, h​atte aber dennoch a​uf dieser Reise umfangreichen Datenerhebungen u​nd Vermessungen durchgeführt. Auf dieser Grundlage entstanden Karten s​owie ein Expeditionsbericht, d​er 1840 a​ls Captain Alexander Gerard’s account o​f an attempt t​o penetrate b​y Bekhur t​o Garoo a​nd the Lake Manasarowara publiziert wurde. Sein Reisetagebuch diente a​ls Grundlage für d​ie von Henry Colebrooke 1827 publizierte Arbeit On t​he valley o​f the Setlej river, i​n the Himalayan mountains.[4]

Im November 1822 kehrte er in tiefer gelegene Gegenden zurück, um Vermessungen in Malwa and Rajputana durchzuführen, erkrankte jedoch bald, sodass er das Unternehmen abbrechen musste. 1824 wurde er britischer Vertreter in Bangur und danach in Nasirabad bei Ajmer. Erst September 1826 meinte er, wieder in einer Expeditionen zulassenden Verfassung zu sein, musste aber im folgenden August wegen schwerem Rheuma und Fieber das Vorhaben aufgeben. Seine Gesundheit kehrte nicht wieder. 1836 nahm er seinen Abschied und kehrte nach Schottland zurück, wo er 1839 in Aberdeen starb.

Der Mondkrater Gerard w​urde 1935 n​ach ihm benannt.

Schriften

  • Account of Koonawur, in the Himalaya. 1841.
  • Captain Alexander Gerard’s account of an attempt to penetrate by Bekhur to Garoo and the Lake Manasarowara. In: William Lloyd: Narrative of a Journey from Caunpoor to the Boorendo Pass in the Himalaya Mountains. 1840.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Edinburgh Journal of Science 1 (1824), S. 41–52, 215–25
  2. In: George Lloyd: Account of Koonawur. 1841
  3. In: Journal of the Asiatic Society of Bengal. 11 (1842), S. 363–391
  4. Henry Colebrooke: On the valley of the Setlej river, in the Himalayan mountains. In: Transactions of the Royal Asiatic Society of London 1 (1827), S. 343–380
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