Alcantara (Mikrofaserstoff)
Alcantara ist der Handelsname für ein Velourskunstleder mit samtiger Oberfläche[1] auf der Basis eines Mikrofaser-Vliesstoffs aus Polyester und Polyurethan[2]. In Japan wird Alcantara auch „Ecsaine“ genannt, in den USA kennt man es als „Ultrasuede“. Es wird manchmal fälschlicherweise als „Leder“ oder „Wildleder“ bezeichnet.
Entstehungsgeschichte
Der Stoff wurde 1970 von Miyoshi Okamoto von der japanischen Toray Industries entwickelt und zusammen mit der Gruppo ENI zur Marktreife gebracht. Ziel war es, ein Textil zu entwickeln, welches von seinen Eigenschaften her das stets knappe Leder ersetzen konnte. Der Stoff wird in Lizenz seit 1974 ausschließlich in einem italienischen Werk der Alcantara S. p. A. in der umbrischen Stadt Terni produziert.
Herstellung
Durch Extrusion lässt sich aus den beiden miteinander vermischten Grundkomponenten ein extrem dünner Faden herstellen, aus dem sich besonders weiche und anschmiegsame Materialien produzieren lassen, die in ihrer Oberflächenbeschaffenheit an Veloursleder erinnern. Der Herstellungsprozess von Alcantara ist aufwendig und zeitintensiv, das Material ist ebenso teuer wie hochwertig und kann keinen Preisvorteil gegenüber Leder bieten. Durch die industrielle Herstellung wird eine gleichmäßige Beschaffenheit des Materials erreicht. Als Vorteil ergibt sich daraus ein geringer Verschnitt im Verarbeitungsprozess. Alcantara wird in verschiedenen Breiten als Meterware verkauft.
Verwendung
Alcantara kommt in verschiedenen Bereichen der Textilverarbeitung zum Einsatz, so zum Beispiel für Bekleidung und als Gebrauchstextilie in der Möbelindustrie und für Automobil-Innenausstattungen. Das Textil fühlt sich sehr weich an, ist antistatisch, strapazierfähig, reinigungsfreundlich, atmungsaktiv, elastisch, allergieneutral und lässt sich leicht und faltenfrei aufspannen. Außerdem bietet es nahezu unbegrenzte Möglichkeiten in der Farbgebung.
Seit den 1980er Jahren wird Alcantara auch in der Autoindustrie für Inneneinrichtungen angeboten. Heute verwenden die meisten Automobilhersteller bei besseren Ausstattungslinien, Sondermodellen oder teureren Modellen zumindest stellenweise Alcantara für Sitzbezüge, Verkleidungen, Säulen, Dachhimmel, Armaturenbretter, Hutablagen usw. Die zeitlich längste und häufigste Verwendung fand Alcantara hierbei beim italienischen Hersteller Lancia, bei dem seit den 1980er Jahren bis mindestens 2010 jedes Modell auch mit Alcantara-Ausstattung angeboten wurde.
Gegenüber Leder ist Alcantara atmungsaktiver, rutschhemmender und bis auf eine eventuell nötige Reinigung pflegefrei. In Sportwagen wird das Material auch zum Zweck der Gewichtsreduzierung verwendet.
Weblinks
Einzelnachweise
- Fabia Denninger, Elke Giese: Textil- und Modelexikon. 8., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main 2006, Bd. A – K, ISBN 3-87150-848-9, S. 19
- Walter Fung Coated and laminated textiles, Woodhead Publishing, 2002 ISBN 1-85573-576-8, S. 239