Albrecht-Bengel-Haus
Albrecht-Bengel-Haus | |
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Typ | evangelisches Konvikt |
Anschrift | Ludwig-Krapf-Str. 5 72072 Tübingen |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Land | Deutschland |
Landeskirche | Evangelische Landeskirche in Württemberg |
Universität | Eberhard Karls Universität Tübingen |
Gründungsjahr | 1969[1] |
Bewohner (ges.) | ca. 120 |
Rektor | Clemens Hägele |
Studienleiter | Friedemann Fritsch, Matthias Riedel |
Webadresse | www.bengelhaus.de |
Das Albrecht-Bengel-Haus (ABH) ist ein Studienhaus evangelikaler Prägung für evangelische Theologiestudenten der Universität Tübingen. Es wurde nach dem pietistischen Theologen Johann Albrecht Bengel benannt.
Geschichte
Der Verein Albrecht-Bengel-Haus e.V. wurde am 27. Dezember 1969[1] von Pietisten und konservativen kirchlichen Gruppierungen gegründet, um Glaubenskrisen bei Studierenden der Evangelischen Theologie vorzubeugen. Dies sollte erreicht werden durch die intensive Studienbegleitung der angehenden Theologen hinsichtlich ihres Bibelverständnisses, ihrer geistlichen Gemeinschaft und des Praxisbezugs ihres Studiums.[2]
1970 begann man mit dem Umbau eines Wohnhauses in der Tübinger Gartenstrasse zu einem Studentenwohnheim mit 11 Zimmern. Der erste Studienleiter war der Dekan des Kirchenbezirks Heidenheim und ehemaliger Stiftsrepetent, Walter Tlach, erster ehrenamtlicher Rektor war der Tübinger Missionswissenschaftler Peter Beyerhaus.
1973 wurde Gerhard Maier, der spätere Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Studienleiter.[3] Die steigenden Studentenzahlen führten bald zu akuter Raumnot. Daher wurde ein Teil des Karl-Heim-Hauses (eines Studentenwohnheims der Evang. Landeskirche) in der Tübinger Weststadt zusätzlich angemietet. Im Herbst 1977 konnte ein Neubau in Tübingen-Derendingen mit Platz für 76 Studenten („A-Bau“ und „B-Bau“) eingeweiht werden. Gerhard Maier wurde 1980 Rektor des ABH. Unter seinem Rektorat entstand 1987 ein Erweiterungsbau („C-Bau“) in der Ludwig-Krapf-Straße, so dass das Haus insgesamt 95 Studentenzimmer, drei Mitarbeiterwohnungen, eine große Bibliothek sowie Seminar- und Büroräume umfasste.
Von 1995 bis 2009 war Rolf Hille Rektor in Nachfolge von Gerhard Maier. Unter Hille wurde zur Förderung der Doktorandenarbeit im ABH ein weiteres Gebäude errichtet („D-Bau“) und im Juni 2009 eingeweiht. Es umfasst neben vier Doktorandenwohnungen, einem Andachtsraum, einem Seminarraum und einem Vorlesungsraum auch eine Cafeteria/Begegnungsraum. Zugleich wurde die bestehende Bibliothek mit ihren Arbeitsplätzen in den früheren Andachtsraum hinein erweitert. Am 1. September 2009 übernahm Rolf Sons das Rektorat, dem im September 2016 Clemens Hägele folgte.[4] Seit 2013 ist Rainer Riesner als Nachfolger von Rolf Hille zuständig für die Doktorandenarbeit des Albrecht-Bengel-Hauses.[5]
Das ABH ist als theologische Ausbildungsstätte dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband angeschlossen.[6] Es hat in den ersten 50 Jahren rund 1.000 Studenten fachlich und geistlich begleitet.[7]
Zielsetzung
Seine Hauptaufgabe sieht das Haus in der Studienbegleitung der knapp 120 Studenten. Diese Studienbegleitung ist nach den besagten Schwerpunkten Bibeltreue, Gemeinschaft und Gemeindearbeit ausgerichtet: Das Albrecht-Bengel-Haus vertritt eine „biblische Theologie“ als Alternative zur gängigen historisch-kritischen Methode und will die Studenten in der Entwicklung und Vertiefung ihrer persönlichen Spiritualität, in ihrer Entwicklung zu konflikt- und teamfähigen Persönlichkeiten, beim besseren Verstehen von Kultur und Gesellschaft und in der Vorbereitung auf den künftigen Dienst in Kirchengemeinde, Schule und Mission unterstützen.[8]
Dementsprechend umfasst die Bewerbung um die Studienbegleitung die Darstellung des „geistlichen Werdegangs“ und die schriftliche Selbstverpflichtung der Studenten zu den Grundsätzen des Hauses, unter anderem zur göttlichen Autorität und Einheit der Bibel sowie zum Warten mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Eheschließung im Sinne der Keuschheitsbewegung. Alle Bewerber müssen den Wunsch hegen, „der Kirche später als Pfarrer, Prediger, Lehrer oder Missionar zu dienen“, so die Grundordnung des Hauses.[9]
Organisation
Die Studenten wohnen im Haus selber, in Tübingen oder in umliegenden Gemeinden. Die Studienbegleitung und das Wohnen im Haus stehen ausdrücklich nicht nur Theologiestudenten zur Verfügung. Insgesamt betreuen im Moment sechs Lehrkräfte jeweils kleine Studentengruppen (sog. Konvente von ca. 15 bis 25 Studenten). Die Themen, die in diesen Konventen behandelt werden, sollen sich an einen festgelegten Lehrplan halten. Zwei studentische Haussprecher unterstützten die Hausleitung in organisatorischen Angelegenheiten, die die Studenten betreffen. Außerdem sollen diese Haussprecher das Zusammenleben der Studenten auf den Stockwerken verbessern, wobei sie von je einem Stockwerkssprecher pro Stockwerk unterstützt werden. Verwaltungsleiter und Rektor des Hauses ist seit September 2016 Clemens Hägele.
Neben den angebotenen Wohnungen für Studenten, Doktoranden und Gäste werden durch einen hauseigenen ABH-Missionszweig ausgewählte Mitarbeiter und Studenten der Kirche Jesu Christi in aller Welt gefördert. Getragen wird dieses freie Missionswerk durch Spenden des gleichnamigen Freundeskreises und über eine gleichnamige Stiftung.
Die „Bengel“, wie sich die Studenten dieses Hauses nennen, stehen in gutem Kontakt zu den „Stiftlern“ des Tübinger Evangelischen Stift, mit denen jedes Semester ein Fußballspiel ausgetragen wird (Bengelkick). Außerdem findet jedes Semester abwechselnd eine Begegnung mit dem Wilhelmsstift und dem Evangelischen Stift statt. Den Studenten steht auch ein Stocherkahn zur Verfügung.
Liste bedeutender ehemaliger ABH-Studierender
- Rolf Hille (* 1947), Theologe
- Ulrich Mack (* 1951), Theologe
- Peter Hahne (* 1952), Fernsehredakteur, Journalist
- Christian Rose (* 1955), Theologe
- Uwe Swarat (* 1955), Theologe
- Thomas Pola (* 1956), Theologe
- Peter Zimmerling (* 1958), Theologe
- Markus Bockmuehl (* 1961), Theologe
- Jörg Frey (* 1962), Theologe
Literatur
- Jörg Breitschwerdt: Die Geschichte des Albrecht-Bengel-Hauses
- Band 1: Die Gründung im Kontext der theologischen und gesellschaftlichen Umbrüche Mitte der 1960er Jahre, Luther-Verlag, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-7858-0765-1.
Einzelnachweise
- Martin Holland: Albrecht-Bengel-Haus. In: Helmut Burkhardt und Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Band 1. R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1992, ISBN 3-417-24641-5, S. 34 (Gründung des „Albrecht-Bengel-Haus e.V.“ am 27. Dezember 1969).
- bengelhaus.de: Einblicke in die Geschichte des ABH
- — (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Tübingen: Albrecht-Bengel-Haus soll noch bekannter werden, ead.de, Artikel vom 11. September 2016.
- http://bengelhaus.de/d-arbeit.htm
- Theologische Ausbildungsstätten. Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband, archiviert vom Original am 14. Dezember 2010; abgerufen am 14. Dezember 2010.
- Albrecht-Bengel-Haus: In 50 Jahren rund 1.000 Studenten begleitet, idea.de, Artikel vom 21. Januar 2020.
- bengelhaus.de: Unser Leitbild
- bengelhaus.de: Bewerbungsunterlagen