Ala I Hispanorum Auriana
Die Ala I Hispanorum Auriana (deutsch 1. Ala der Hispanier des Aurius) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. In den Inschriften wird sie meistens als Ala Auriana bezeichnet.
Namensbestandteile
- Hispanorum: der Hispanier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Hispanier rekrutiert.
- Auriana: des Aurius. Einer der ersten Kommandeure war wahrscheinlich ein ansonsten unbekannter Aurius, nach dem die Ala benannt wurde. Als alternative Erklärung für den Namen wird der Mons Aureus in der Provinz Pannonia genannt.[1]
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag damit bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Ala war in den Provinzen Illyricum (bzw. Pannonia), Noricum und Raetia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 61 bis 159/160 n. Chr. aufgeführt.[1][2][3][4] Tacitus erwähnt die Ala Auriana in seinen Historiae (Buch III, Kapitel 5).
Die Einheit wurde wahrscheinlich unter Augustus aufgestellt. Während seiner Regierungszeit wurde sie möglicherweise im Rheinland stationiert. Unter Tiberius (14–37) oder Claudius (41–54) wurde die Ala an die Donau bei Aquincum verlegt.[5][A 1] Die Einheit ist in der Provinz Illyricum durch ein Diplom belegt, das auf 61 datiert ist.
Die Ala war laut Tacitus um 69 Teil einer Truppe aus mehreren Auxiliareinheiten, die unter der Leitung von Sextilius Felix, dem Statthalter von Noricum, die Provinz Noricum während der Wirren des Vierkaiserjahrs für den späteren Kaiser Vespasian (69–79) sichern sollte. Vermutlich verblieb die Einheit danach in Noricum.[A 1]
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit in die Provinz Raetia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 86 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Raetia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 107 bis 159/160 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Vermutlich stand die Ala zunächst in dem Kastell Burghöfe an der Donaugrenze. Bei der Vorverlegung der Grenze an den Obergermanisch-Raetischen Limes verließ sie dieses und besetzte fortan das weiter nördlich gelegene Kastell Weißenburg. Dort scheint sie bis ins mittlere 3. Jahrhundert geblieben zu sein. Nur in den 160er Jahren verließ sie Raetien für die Teilnahme an Feldzügen, nämlich dem Partherkrieg des Lucius Verus und vielleicht den Markomannenkriegen des Kaisers Mark Aurel (regierte 161–180). Aus dem 3. Jahrhundert liegen dann wieder Belege für die Präsenz der Truppe in Weißenburg vor. Ihr genaues Ende ist nicht bekannt; es ist aber anzunehmen, dass sie zu den raetischen Truppen gehörte, die mit dem gerade zum Kaiser ausgerufenen Statthalter Valerian zum Kampf um den Thron nach Italien zogen und später an den Feldzügen des neuen Herrschers gegen das Sassanidenreich teilnahm. Dort könnte etwa die vernichtende Niederlage der Römer in der Schlacht von Edessa die Vernichtung der Ala I Hispanorum Auriana bedeutet haben.[6]
Standorte
Standorte der Ala in Noricum waren möglicherweise:
Standorte der Ala in Pannonia waren möglicherweise:
Standorte der Ala in Raetia waren möglicherweise:
- Biriciana (Weißenburg): Mehrere Inschriften, das Diplom des Mogetissa sowie Ziegel mit dem Stempel AL AUR (CIL 3, 11994) wurden hier gefunden.
- Submuntorium (Mertingen): Die Weihinschrift von Marcus Scandilius Fabatus wurde hier gefunden.
- Unterkirchberg (Illerkirchberg)
Angehörige der Ala
Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[1][2][7]
Kommandeure
|
|
Sonstige
|
|
Weitere Alae mit der Bezeichnung Ala Auriana
Es gab noch eine weitere Ala mit dieser Bezeichnung, die Ala II Ulpia Auriana. Sie ist durch Inschriften belegt und war in der Provinz Cappadocia stationiert.
Weblinks
Anmerkungen
- Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Margaret M. Roxan. Sie nimmt an, dass die Ala in der Provinz Pannonia (bzw. Illyricum) war, bevor die Einheit um 69 in Noricum erschien und später nach Raetia verlegt wurde. Farkas István Gergő weicht hiervon ab, da er annimmt, dass die Einheit erst nach 69 in die Provinz Pannonia verlegt wurde.
- Es ist unsicher, ob Iulius Pintamus Decurio in der Ala I Hispanorum Auriana war, da der Name der Einheit in der Inschrift fehlt.
- John Spaul ordnet Caius Oppius Varus der Ala I Hispanorum Auriana zu. Die Lesung der Inschrift (CIL 3, 12347) bei der Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby ist Ala Au[g(usta)].
- Die Inschrift wurde im Kastell Weißenburg gefunden, in dem die Ala I Hispanorum Auriana und die Cohors IX Batavorum stationiert waren. Eine exakte Zuordnung des aufgeführten Soldaten zu einer dieser Einheiten ist nicht möglich, da der Name der Einheit in der Inschrift fehlt.
Einzelnachweise
- Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 122–124, 244–259, 331–336, 442–460, 471–472 (PDF S. 125–127, 247–262, 334–339, 445–463, 474–475).
- John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 58–60.
- Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 160 Tabelle 4 (PDF S. 162).
- Militärdiplome der Jahre 61 (RMD 4, 202), 86 (ZPE-163-239), 107 (CIL 16, 55), 114/200 (ZPE-178-247), 116 (RMD 3, 155, RMD 4, 229), 119/135 (RMD 1, 25), 122/157 (CIL 16, 105), 125/128 (RMD 1, 32), 128/133 (AE 2005, 1149, AE 2005, 1150), 138/140 (RMD 2, 94), 139/140 (RMD 3, 164), 139/141 (RMD 1, 59), 140 (RMD 5, 387), 151/170 (RMD 1, 51), 154/161 (RMD 3, 175), 156 (AE 2014, 975, CIL 16, 183), 157 (RMD 3, 170, RMD 4, 275, RMM 38) und 159/160 (AE 2005, 1153).
- Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 1. (PDF 23,5 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 101–110 (104–113), abgerufen am 22. Juni 2018 (englisch).
- Bernd Steidl: Limes und Römerschatz. RömerMuseum Weißenburg (= Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung. Band 41). Likias, Friedberg 2019, ISBN 978-3-9820130-0-8, S. 20.
- Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 2. (PDF 9,8 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 620–623 (41–44), abgerufen am 22. Juni 2018 (englisch).