Ain Feshkha
Ain Feshkha (arabisch عين فشخة, DMG ʿAin Fašḫa; hebräisch עינות צוקים Einot Tzukim) ist eine archäologische Stätte an der Nordwestküste des Toten Meeres, rund drei Kilometer südlich von Qumran im Westjordanland. Der Ort ist nach einer in der Nähe liegenden Brackwasser-Quelle benannt. Er ist wahrscheinlich identisch mit dem antiken Engallim. Im Zusammenhang mit den Arbeiten in Qumran wurde 1956 ein Raum der Anlage von Roland de Vaux von der École biblique ergraben; die vollständige Ausgrabung erfolgte 1958. Weitere Arbeiten führte Yizhar Hirschfeld 2001 durch.
Die heute in Ain-Feshkha vorhandene Quelle liegt hundert Meter südlich des Hauptgebäudes und mindestens drei Meter tiefer. In der Antike versorgte eine zwischenzeitlich ausgetrocknete Quelle unmittelbar nördlich die Anlage. Da diese Quelle einige Meter höher liegt, wird davon ausgegangen, dass sie Süß- und kein Brackwasser lieferte.[1]
Der Komplex besteht aus einem 24 mal 18 Meter großen Hauptgebäude mit einem zentralen Innenhof, einer handwerklichen Installation mit zwei gepflasterten Bassins daran im Nordosten anschließend, sowie Gebäuden, die den Eindruck von Ställen machen, an der Westseite. De Vaux konnte zeigen, dass Ain-Feshkha gleichzeitig mit Qumran besiedelt war und schloss daraus, dass es von der gleichen Gruppe genutzt wurde.
Das Hauptgebäude hat den gleichen Grundriss wie das in Qumran in kleinerem Maßstab bei gleicher Ausrichtung. Der Eingang bestand aus zwei nebeneinander liegenden Türen an der Ostseite. An der Südostecke des Gebäudes befand sich eine Treppe, woraus sich die Existenz eines Obergeschosses zumindest an der Westseite erschließt.[2]
Mittels eines Kanals wurde Wasser von der (älteren) Quelle im Norden durch die Umfassungsmauer bis zu einem rechteckigen Tank an beiden Bassins geleitet. Der Zweck dieser Einrichtung ist unbekannt. Eine frühe Theorie nahm eine Gerberei an (z. B. zur Produktion des Leders für die Schriftrollen von Qumran), doch wurde dies von Zeuner widerlegt, der nachwies, dass die für dieses Gewerk erforderlichen organischen Materialien, zum Beispiel Haare, nicht vorhanden waren, so dass er stattdessen eine Fischzucht vorschlug.[3] Neuere Untersuchungen deuten auf eine Indigo-Manufaktur hin[4], eine Produktion von Dattelwein[5], Dattelhonig[6] oder Mekkabalsam.[7]
Die Straße nach Süden führt heute durch die Umfassungsmauer im Westen, so dass die Ställe völlig vernichtet worden sind.[8]
Literatur
- Dan Barag: Ein-Feshkha. In: Lawrence H. Schiffman, James C. VanderKam (Hrsg.): Encyclopedia of the Dead Sea Scrolls. Oxford: Oxford University Press 2000, S. 237–238.
- Mirielle Bélis: The Workshops at ʿEin Fashkhah: A New Hypothesis. In: Jean-Baptiste Humbert, Jürgen Zangenberg, Katharina Galor (Hrsg.): The Site of the Dead Sea Scrolls: Archaeological Interpretations and Debates. Leiden: Brill 2006, S. ???.
- Immanuel Benzinger: Engallim. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,2, Stuttgart 1905, Sp. 2563.
- Roland de Vaux: Fouilles de Feshka, Rapport preliminaire. In: Revue Biblique 66 (1959), S. 225–255.
- Yizhar Hirschfeld: Qumran in Context: Reassessing the Archaeological Evidence. Peabody, MA: Hendrickson 2004, S. 183–209.
- Jodi Magness: Archaeology and the Dead Sea Scrolls. Grand Rapids: Eerdmans 2002, S. 210–217.
- Ehud Netzer: Did Any Perfume Industry Exist at ʿEin Fashkhah? In: Israel Exploration Journal 55 (2005), S. 97–100.
- Joan Taylor: Ein Fashkha. In: Encyclopaedia Judaica, Ed. 2, Vol. 6, S. 255–256. Macmillan Reference USA, December 2006. ISBN 0028659287
Fußnoten
- Magness 2002, S. 214.
- Magness 2002, S. 211.
- de Vaux, Archaeology and the Dead Sea Scrolls, 1973, S. 82
- Bélis 2006
- Ehud Netzer, zitiert in Taylor 2006
- Gideon Hadas, zitiert in Hirschfeld 2004, S. 207
- Opobalsam, Balsam von Commiphora opobalsamum, einem Strauch des südwestlichen Arabiens, durch Auskochen der Zweige gewonnen und in der Parfümerie benutzt (Brockhaus); Hirschfeld 2004, S. 207
- Hirschfeld 2004, S. 189