Adolf Bachrach
Adolf Bachrach (* 27. Dezember 1853 in Sternberg, Mähren; † 18. April 1932 in Wien; von 1915 bis 1919: Adolf Edler von Bachrach) war ein österreichischer Rechtsanwalt.
Leben
Adolf Bachrach besuchte das Untergymnasium der Piaristen in Kremsier und das staatliche Obergymnasium in Troppau.[1] Ab 1873 studierte er Jus an der Universität Wien.[2] Dort wurde er Präsident der damals größten Studierendenorganisation Wiens, der Akademischen Lesehalle.[1] Er schloss sein Studium als Doktor der Rechte ab.
Bachrach arbeitete zunächst in der Finanzprokuratur.[2] Ab 1879 war er als Verteidiger in Strafsachen tätig.[3] Er war seit 1880 mit Louise Bachrach verheiratet.[2] Adolf Bachrach gründete 1885 gemeinsam mit Leopold Florian Meissner eine Anwaltskanzlei in Wien, die er nach Meissners Tod alleine weiterführte.[4] Die Kanzlei, in der auch Bachrachs Schwiegersohn Paul Abel arbeitete,[3] entwickelte sich zu einer der bekanntesten der Hauptstadt.
Zu Bachrachs Spezialgebieten gehörten das Handelsrecht, das Staatsrecht und das Fürstenrecht. Er war juristischer Berater des Hauses Habsburg,[2] darunter von Kaiser Franz Joseph, Kaiser Karl[5] und besonders der Linie Habsburg-Toskana.[2] So war er etwa für die Todeserklärung des verschollenen früheren Erzherzogs Johann Orth zuständig.[1] Er arbeitete auch für König Ferdinand I. von Bulgarien und Prinz Philipp von Sachsen-Coburg und Gotha,[2] für letztgenannten im Eheskandal mit Louise von Belgien.[6]
Zudem wirkte er jahrelang als Mitglied des Disziplinarrats der Niederösterreichischen Anwaltskammer und als Anwaltsrichter im Disziplinarsenat des Obersten Gerichtshofs.[3] Er gehörte den Verwaltungsräten mehrerer Gesellschaften an, darunter die Österreichische Telephonfabrik AG, die Ariadne Draht- und Kabelwerke AG und die Bachwitz AG.[2]
Bachrach veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zu rechtlichen Fragen, die sich an ein breites Publikum richteten. Viele seiner Schriften, darunter Österreichisch-ungarisches Eherecht (1912) und Verschuldensfrage und Einigung der Ehegatten im Ehestreite (1921), waren dem österreichischen Eherecht und dessen Reform gewidmet. In Recht und Phantasie (1912) kritisierte er die Freirechtsschule.[1] Er setzte sich außerdem gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe in Österreich ein.[2]
Er wurde 1915 mit dem Prädikat Edler in den Adelsstand erhoben.[7] Er trug die Titel eines herzoglich sächsischen Geheimen Justizrats und österreichischen Regierungsrats.[5] Adolf Bachrach starb im Alter von 78 Jahren und wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.[2] Nach ihm wurde 1959 die Bachrachgasse in Wien-Kagran benannt.[8]
Literatur
- Bachrach, Adolf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 42.
- Felix Czeike (Hrsg.): Bachrach Adolf. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 224–225 (Digitalisat).
- Arthur Lenhoff: Nachruf Dr. Adolf Bachrach. In: Juristische Blätter, 1932, S. 207–208 (Online bei ANNO).
- Richard Preßburger: Ein Nachruf für Adolf Bachrach. In: Neue Freie Presse, 20. April 1932, S. 9 (online bei ANNO). .
Einzelnachweise
- Arthur Lenhoff: Nachruf Dr. Adolf Bachrach. In: Juristische Blätter, 1932, S. 207–208 (Online bei ANNO)
- Felix Czeike (Hrsg.): Bachrach Adolf. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 224–225 (Digitalisat).
- Richard Preßburger: Ein Nachruf für Adolf Bachrach. In: Neue Freie Presse, 20. April 1932, S. 9 (online bei ANNO).
- Bachrach, Adolf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 42.
- Regierungsrat Dr. Adolf Bachrach gestorben. In: Der Wiener Tag, 19. April 1932, S. 5 (online bei ANNO).
- Justizrat Dr. Bachrach gestorben. In: Das Kleine Blatt, 19. April 1932, S. 5 (online bei ANNO).
- Hans Stratowa: Wiener genealogisches Taschenbuch. Gerold, Wien 1926, S. 15.
- Felix Czeike (Hrsg.): Bachrachgasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 225 (Digitalisat).