Adele von Finck
Adele von Finck (geboren 6. Februar 1879 in Buenos Aires; gestorben 22. November 1943 in Berlin, auch Ada von Finck) war eine deutsche Genre- und Landschaftsmalerin. Sie studierte in München, Brüssel und Paris und war zu Lebzeiten auf Ausstellungen in Berlin, Prag, Wien, München und Darmstadt vertreten.[1]
Leben und Werk
Herkunft und Ausbildung
Adele von Finck stammte aus einem Danziger Adelsgeschlecht.[1] Sie studierte Malerei in München bei Franz von Lenbach. Zur Erweiterung ihrer Kenntnisse nahm sie Unterricht bei Jean-François Portaels in Brüssel und bei Gustave Courtois in der Académie Colarossi Paris. Auf der Suche nach Unterricht in zeitgemäßen Techniken auch für Frauen strömten Malerinnen nach Paris, so wie Käthe Kollwitz, Sonia Delaunay, Annemarie Kruse, Ida Gerhardi, Paula Modersohn-Becker, Ottilie Wilhelmine Roederstein, Jelka Rosen, Dora Hitz, Maria Slavona, Ottilie Reylaender, Hedwig Woermann und Julie Wolfthorn. Einige waren vor Finck dort, andere zeitgleich, wieder andere regte sie an, selbst dorthin zu gehen.[2] Schließlich unternahm Finck Studienreisen nach Italien. Ihr Lebensmittelpunkt war bis zu ihrem Tod Berlin. Ab 1907 ist Finck unter der Adresse Kurfürstenstrasse 50 eingetragen und wohnte damit im selben Haus mit Julie Wolfthorn und deren Schwester Luise Wolf.[3][4]
Werk und Ausstellungen
Im Anschluss an die Pariser Zeit veranstaltete Finck 1902 zusammen mit Ida Gerhardi und Jelka Rosen eine Ausstellung in Lüdenscheid. Die Städtische Galerie Lüdenscheid nahm dies zum Anlass für eine Ausstellung 2012 mit dem Titel Ida Gerhardi. Deutsche Künstlerinnen in Paris um 1900, auf der auch Werke von Finck zu sehen waren.[5][6] Finck ist in ihrem Schaffen thematisch an der Salonmalerei des späten 19. Jahrhunderts orientiert und nutzt dabei eine impressionistische Farbgestaltung, wie in den Gemälden Lautenspielerin; Träumerei und Bei der Lektüre zu sehen ist. Auch verwendet sie Elemente des Jugendstils, wie im Worpsweder Abend von 1904.
Paula Modersohn-Becker wurde von den Erfahrungen Fincks in ihrem Wunsch bestärkt, in Paris zu studieren.[2] Sie berichtet außerdem über einen Besuch von Julie Wolfthorn und Adele von Finck in Worpswede:[7][8]
„Die Hosendamen beweisen ihre Männlichkeit durch jungenshaften Heißhunger. Es macht mir großen Spaß, diese Individuen innerlich und äußerlich zu betrachten. Ich glaube, sie bilden sich wirklich ein, sie seien nicht eitel und gäben nichts auf Äußerlichkeit. Und doch sind sie auf ihre Hosen so stolz wie unsereins auf ein neues Kleid.“
Bei manchen Bildern griff Finck auf die Präraffaeliten zurück, wie im Gemälde Engel mit der Flamme. Ab 1920 setzte sie die Farben kräftiger wie in Blumenstilleben von 1924 oder in Kleine Japanerin von 1931.[1]
Bald präsentierte sie ihre Werke auf nationalen und internationalen Ausstellungen. 1903 und 1907–1913 war sie auf den Großen Berliner Kunstausstellungen mit Genrebildern vertreten. 1904 nahm sie an der Jahresausstellung in Prag mit den Landschaftsgemälden Bornholmer Klippen und Worpsweder Abend teil. Finck zählte außerdem zu den ersten Mitgliedern des 1903 gegründeten Deutschen Künstlerbundes.[9] 1905 stellte sie auf dessen zweiter Ausstellung am Kurfürstendamm in Berlin aus. 1909 zeigte sie das Gemälde Der grüne Hut in der Jahresausstellung des Glaspalasts München. 1910 zeigte sie auf der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes auf der Mathildenhöhe Darmstadt ihr Werk Unschuld und Lebewelt. Im selben Jahr nahm sie an der XXXVII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs im Wiener Secessionsgebäude teil. Im Münchner Kunstsalon Zimmermann nahm sie 1909 mit verschiedenen Frauenakten teil. 1910 stellt sie bei Fritz Gurlitt in Berlin und 1913 im Kunstverein München aus.[3][10]
Über die Zeitschriften Die Kunst und Westermanns Monatshefte wurden Fincks Bilder einem breiten Publikum bekannt.[1]
Finck war Mitglied im Verein der Berliner Künstlerinnen 1867.[11] 2017 veranstaltete dieser zum 150-jährigen Jubiläum die Ausstellung „Fortsetzung folgt!“, in der Bilder von Finck vertreten waren.[12][6] Die Stadt Berlin kaufte eines ihrer Figurenbilder.[13]
Literatur
Lexika
- Friedrich Jansa: Deutsche bildende Künstler in Wort und Bild. Jansa, Leipzig 1912, OCLC 247109022.
- Dresslers Kunstjahrbuch. Ein Nachschlagebuch für deutsche bildende und angewandte Kunst. 1913, ISSN 2699-7037.
- Finck, Adele von. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 11: Erman–Fiorenzo. E. A. Seemann, Leipzig 1915, S. 573 (Textarchiv – Internet Archive).
- Verein der Berliner Künstlerinnen e. V. in Zusammenarbeit mit der Berlinischen Galerie, Museum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur (Hrsg.): Käthe, Paula und der ganze Rest. Künstlerinnenlexikon. Bearbeitet von Carola Muysers. Kupfergraben, Berlin 1992, ISBN 978-3-89181-411-6. Inhaltsverzeichnis
- Deutsche biographische Enzyklopädie. Band 3. Saur, München 1996, ISBN 978-3-598-23163-6.
- Elke Schutt-Kehm: Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums. Band 2.1. Wittal, Wiesbaden 1998.
- Finck, Adele. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 105.
- Holger Grimm: Finck, Adele. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 40, Saur, München u. a. 2004, ISBN 3-598-22780-9, S. 91.
- Holger Grimm: Finck, Adele von. In: Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online. K. G. Saur, Berlin / New York 2009 (oclc.org [abgerufen am 18. Februar 2022]).
Monografien
- Katalog von Haus und Frau auf der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Bugra). Leipzig 1914, S. 265.
- Susanne Conzen, Hilke Gesine Möller und Eckhard Trox (Hrsg.): Ida Gerhardi. Deutsche Künstlerinnen in Paris um 1900. Bildband und Ausstellung zum Jahrestag am 2. August 2012. 2012.
Zeitschriften
- Die Kunst. III, XIII, XVII.
- Münch: Neue Nachrichten. Band 544, 30. November 1900.
- Westermanns Monatshefte. 138 (1925), S. 368, 443; 139 (1925/26), S. 252, 357, 368 u. 376, 460; 142 (1927), S. 500, 579; 151 (1931/32) 494 f.
Weblinks
- Adele von Finck. Galerie „Der Panther“, abgerufen am 19. Februar 2022. Mit Fotos von Adele von Finck.
- Fotografie von Adele alias Ada von Finck Erstellt von der Fotografin Minya Diez-Dührkoop in Hamburg 1908.
- Exlibris von Adele von Finck. Erstellt von Carl Eeg. Abgerufen am 19. Februar 2022.
- Katja Engler: Schwestern, zur Sonne, zur Freiheit! Die Welt, 28. Juli 2013, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Adele von Finck bei artnet
Einzelnachweise
- Holger Grimm: Finck, Adele von. In: Allgemeines Künstlerlexikon online. 2009 (oclc.org [abgerufen am 18. Februar 2022]).
- Renate Berger, Anja Herrmann: Paris, Paris! Paula Modersohn-Becker und die Künstlerinnen um 1900. W. Kohlhammer Verlag, 2009, ISBN 978-3-17-020714-1, S. 91 (google.de [abgerufen am 19. Februar 2022]).
- Thieme / Becker. X!, 1915, S. 573.
- Adèle von Finck. In: Galerie "DER PANTHER" - fine art. 7. Mai 2014, abgerufen am 19. Februar 2022 (deutsch).
- Kreative Atmosphäre in Paris – Westfalen erleben. Westfalium, 27. März 2012, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Ida Gerhardi. Deutsche Künstlerinnen in Paris um 1900. Susanne Conzen, Hilke Gesine Möller, Eckhard Trox, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Julie Wolfthorn: dt Malerin & Mitbegründerin der Berliner Secession | AiW. In: Kunst, Künstler, Ausstellungen, Kunstgeschichte auf ARTinWORDS. Abgerufen am 19. Februar 2022 (deutsch).
- G. Busch u.a. (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker in Briefen und Tagebüchern. Frankfurt am Main 1979, S. 102.
- Deutscher Künstlerbund e. V. – Projekte 2015 – Symposium Sammeln / Ent-Sammeln. Abgerufen am 19. Februar 2022.
- Ausstellungen zu denen Adele von Finck beigetragen hat. In: Universität Wien. Abgerufen am 19. Februar 2022 (englisch).
- Finck, Adele von Malerin Mitglied: ja. Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Fortsetzung folgt! In: Faltblatt zu Veranstaltungen rund um die Ausstellung. Abgerufen am 19. Februar 2022.
- Vollmer. Band 2. Leipzig 1955, S. 105.