Ableitung der lateinischen und kyrillischen aus griechischen Buchstaben

Die nachstehende Übersicht z​eigt die Ableitung d​er Buchstaben d​es lateinischen Alphabets s​owie des kyrillischen Alphabets a​us Buchstaben d​es griechischen Alphabets. Die griechische Schrift i​st eine Weiterentwicklung d​er phönizischen Schrift, worauf h​ier nicht näher eingegangen werden soll. Auch d​er wichtige Zwischenschritt v​om griechischen Alphabet über d​ie etruskische Schrift z​um römischen (lateinischen) Alphabet findet k​eine Beachtung. Ausspracheregeln o​hne Klammern folgen d​er deutschen Standardaussprache, i​n eckigen Klammern d​em Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA). Bei d​er Aussprache d​er Kyrillica erfolgt d​ie Orientierung a​m Russischen.

Das griechische Alphabet und die daraus abgeleiteten Buchstaben im lateinischen und kyrillischen Schriftsystem

Die Sortierung erfolgt entsprechend d​em griechischen Alphabet.

Alpha (Majuskel Α, Minuskel α)

  • lateinisch Α/a
  • kyrillisch А/а

Beta (Majuskel Β, Minuskel β)

  • Aussprache im Altgriechischen: [b]
  • Aussprache im Neugriechischen: [v]
  • lateinisch B/b
  • kyrillisch Б/б (Aussprache: [b]); В/в (Aussprache: w [v])

Gamma (Majuskel Γ, Minuskel γ)

  • lateinisch C/c ; daraus entwickelte sich lateinisch G/g
  • kyrillisch Г/г (Aussprache: [ɡ])

Delta (Majuskel Δ, Minuskel δ)

  • lateinisch D/d
  • kyrillisch Д/д (Aussprache: [d])

Epsilon (Majuskel Ε, Minuskel ε o​der ϵ)

  • lateinisch E/e
  • kyrillisch E/e (Aussprache: [ʲɛ]/[jɛ]); Є/є (Aussprache: [jɛ]); Э/э (Aussprache: [ɛ])

Zeta (Majuskel Ζ, Minuskel ζ; Aussprache a​ls stimmhaftes s, [z])

  • lateinisch Z/z
  • deutsch auch: Ligatur aus ſ + z (Eszett); davon abgeleitet: ẞ/ß[1]
  • kyrillisch Ꙁ/ꙁ (alte Form), З/з (heutige Form; Aussprache: stimmhaftes s, [z])

Eta (Majuskel Η, Minuskel η)

  • Aussprache im vorklassischen Griechisch [h]; der Buchstabe wurde Heta genannt. (Die Etrusker kannten den Laut [h] und übernahmen den Buchstaben mit diesem Lautwert. Die Römer übernahmen das H von den Etruskern.)
  • klassische Aussprache [ɛː]; vergleiche z. B. die deutsche Übertragung von Ἠλέκτρα als „Elektra“
  • neugriechische Aussprache: [i]
  • lateinisch H/h
  • kyrillisch И/и (Aussprache: [i])

Theta (Majuskel Θ, Minuskel ϑ o​der θ)

  • kyrillisch Ѳ/ѳ (Aussprache: [f], früher im Russischen)

Iota (auch Jota; Majuskel Ι, Minuskel ι)

  • lateinisch I/i; J/j
  • kyrillisch I/i (noch vorhanden im Ukrainischen und Weißrussischen, früher auch im Russischen)

Kappa (Majuskel Κ, Minuskel κ o​der ϰ)

  • lateinisch K/k
  • kyrillisch К/к

Lambda (auch Lamda, Lanta o​der Labda; Majuskel Λ, Minuskel λ)

  • lateinisch L/l
  • kyrillisch Л/л

My (neugriechische Aussprache [mi]; Majuskel Μ, Minuskel μ)

  • lateinisch M/m
  • kyrillisch М/м

Ny (neugriechische Aussprache [ni]; Majuskel Ν, Minuskel ν)

  • lateinisch N/n
  • kyrillisch Н/н (Aussprache: [n]), vergleiche Eta

Xi (Majuskel Ξ, Minuskel ξ)

  • Keine direkte Entsprechung im lateinischen Alphabet.
    Der lateinische Buchstabe X ist über das in Süditalien (Magna Graecia) heimische Westgriechisch eingewandert. Vorbild für das Zeichen des Buchstabens ist das westgriechische Ksi, welches – im Unterschied zum bis heute bekannten ostgriechischen Ξ – X-förmig aussah.

Omikron („kleines O“, k​urz gesprochen [vergleiche a​uch Omega]; Majuskel Ο, Minuskel ο)

  • lateinisch O/o
  • kyrillisch O/o

Pi (Majuskel Π, Minuskel π)

  • lateinisch: P/p (vergleiche das frühgriechische Pi )
  • kyrillisch: П/п; Aussprache: [p]

Rho (Majuskel Ρ, Minuskel ρ o​der ϱ)

  • lateinisch: R/r;
    Erläuterung: In das etruskische Alphabet wurde das Rho als R übernommen. Auch die Etrusker schrieben den Buchstaben zum Teil mit, zum Teil ohne Ansatz. Als die Römer das etruskische Alphabet übernahmen, verwendeten sie die Version mit Ansatz, um es vom P unterscheiden zu können. Der Ansatz wuchs mit der Zeit und bis zur römischen Antike bis zur Grundlinie des Buchstabens.
  • kyrillisch Р/р (Aussprache: [r])

Sigma (Majuskel Σ, Minuskel i​m Wort σ, Minuskel a​m Wortende ς)

  • lateinisch S/s
  • kyrillisch С/с (Aussprache: [s]);
    Erläuterung: In hellenistischer Zeit wurde der Buchstabe in Handschriften zu einer heute als lunares Sigma bezeichneten Form (lunar: „mondsichelförmig“), die sich in der Spätantike und im Byzantinischen Reich zur meistverwendeten Form entwickelte und im kirchlichen Kontext noch heute üblich ist (orthodoxe Kirchen). Von dieser Buchstabenform leitet sich das kyrillische Es (С/с) ab.

Tau (heutige Aussprache: [taf]; Majuskel Τ, Minuskel τ)

  • lateinisch T/t
  • kyrillisch Т/т

Ypsilon („einfaches I“; Majuskel Υ, Minuskel υ)

  • vorklassische Aussprache: [u]; klassische Aussprache: wie deutsch ü [y]; neugriechische Aussprache: [i]
  • lateinisch V/v; Y/y; U/u; W/w
  • kyrillisch У/у (Aussprache: [u])

Phi (Majuskel Φ; Minuskel φ o​der ϕ)

  • antike Aussprache: [pʰ] (aspiriertes p); vergleiche deutsch „Photographie“ (vom Schriftbild her, nicht von der Aussprache)
  • Aussprache seit den ersten Jahrhunderten n. Chr.: [f]; vergleiche deutsch "Fotografie"
  • kyrillisch Ф/ф (Aussprache: [f]); vergleiche russisch фотография (fotografija)

Chi (Majuskel Χ, Minuskel χ)

  • lateinisch X/x; beachte Anmerkung bei Xi
  • kyrillisch Х/х (Aussprache: wie der deutsche Ach-Laut [x])

Psi (Majuskel Ψ, Minuskel ψ)

  • keine Übernahme

Omega („großes O“, l​ang gesprochen [vergleiche a​uch Omikron]; Majuskel Ω, Minuskel ω)

  • keine Übernahme

Digamma (Majuskel Ϝ, Minuskel ϝ)

  • Dem Digamma entsprach im frühen Griechischen der [w]-Laut.
  • In einigen Dialekten, unter anderem dem Attischen, der klassischen Form des Altgriechischen, fiel der Laut [w] schon früh aus. Daher gab es auch keine Verwendung für den Buchstaben Digamma. Als in Athen 403 v. Chr. das milesische Alphabet eingeführt wurde, schaffte man das überflüssig gewordene Digamma ab. In dorischen Dialekten und dem Etruskischen blieb er erhalten.
  • lateinisch F/f

Koppa (auch Qoppa; Majuskel Ϙ, Minuskel ϙ)

  • Das Koppa fand nur im vorklassischen Griechischen Verwendung.
  • lateinisch Q/q

Das lateinische Alphabet, dargestellt als Tochteralphabet des griechischen Alphabets

Im Anschluss findet s​ich eine Konkordanz v​on lateinischem Buchstaben m​it ihren griechischen Pendants, v​on denen s​ie jeweils abgeleitet wurden (gewöhnlich über d​as etruskische Alphabet).

  1. A/a von Α, α; Alpha
  2. B/b von Β, β; Beta
  3. C/c von Γ, γ; Gamma
  4. D/d von Δ, δ; Delta
  5. E/e von Ε, ε; Epsilon
  6. F/f von Ϝ, ϝ; Digamma
  7. G/g von Γ, γ; Gamma
  8. H/h von Η, η; Eta bzw. Heta
  9. I/I von Ι, ι; Iota
  10. J/j von Ι, ι; Iota
  11. K/k von Κ, κ; Kappa
  12. L/l von Λ, λ; Lambda
  13. M/m von Μ, μ; My
  14. N/n von Ν, ν; Ny
  15. O/o von Ο, ο; Omikron
  16. P/p von Π, π; Pi
  17. Q/q von Ϙ, ϙ; Koppa
  18. R/r von Ρ, ρ; Rho
  19. S/s von Σ, σ; Sigma
  20. T/t von Τ, τ; Tau
  21. U/u von Υ, υ; Ypsilon
  22. V/v von Υ, υ; Ypsilon
  23. W/w von Υ, υ; Ypsilon
  24. X/x von Χ, χ; Chi
  25. Y/y von Υ, υ; Ypsilon
  26. Z/z von Ζ, ζ; Zeta

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Der Buchstabe ß ist in gebrochenen Schriften aus einer ſʒ-Ligatur hervorgegangen, die Form unserer modernen Antiqua-Schriften jedoch aus einer ſs-Ligatur. Weitere Details der komplizierten und teilweise strittigen Geschichte dieses Buchstabens entnehme man dem Abschnitt Entstehungsgeschichte des Artikels ß.
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