ASFINAG
Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG) ist eine österreichische Infrastrukturgesellschaft. Die Aktien stehen zur Gänze im Eigentum der Republik Österreich.
Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1982 |
Sitz | Wien, Österreich |
Leitung | Hartwig Hufnagl Josef Fiala (Vorstände)[1] |
Mitarbeiterzahl | 2.967 (31. Dezember 2020)[2] |
Umsatz | 2,64 Mrd. Euro (2020)[2] |
Branche | Infrastruktur |
Website | www.asfinag.at |
Rechtsgrundlage und Aufgaben
Die Rechtsgrundlage des Unternehmens ist das ASFINAG-Gesetz. Die ASFINAG wurde 1982 gegründet und der Unternehmensgegenstand ist gemäß § 2 Absatz 1 des Gesetzes die Finanzierung, die Planung, der Bau und die Erhaltung von Bundesstraßen sowie die Einhebung von zeit- und fahrleistungsabhängigen Mauten. Für die Einhebung der Maut wurde 1997 ein Fruchtgenussvertrag abgeschlossen und die ASFINAG hat seither formal das Fruchtgenussrecht an den im Eigentum des Bundes stehenden Grundstücken und Anlagen des hochrangigen Bundesstraßennetzes (ASFINAG-Ermächtigungsgesetzes 1997).[3]
Das ASFINAG-Gesetz behandelt hauptsächlich Finanzierungsregeln und berechtigt die ASFINAG, Mauten einzuheben. Spezielle Regeln über die Leistungsqualität (Straßenzustand etc.) enthält dieses Gesetz nicht. Die ASFINAG ist aber gemäß § 7 berechtigt, den zuständigen Behörden besonders geschulte Personen zur Betrauung als Organe der Straßenaufsicht vorzuschlagen. Diese Organe haben sodann das Recht, Lenker- oder Fahrzeugkontrollen durchzuführen. Ähnliche Rechte haben auch die Mitarbeiter der Mauteinhebung gemäß § 18 Bundesstraßen-Mautgesetz.[4]
Finanzierung
Die ASFINAG erhält keine finanziellen Mittel aus dem Staatsbudget, sondern finanziert sich über Einnahmen aus der Vignette, LKW-Maut und Streckenmautabschnitte sowie über Anleihen am Kapitalmarkt. Gemäß § 10 ASFINAG-Gesetz hat der Bund die Liquidität des Unternehmens sicherzustellen. Der Bund übernimmt für einzelne Finanzierungstransaktionen eine gesonderte Haftung, um die Finanzierungskosten gering zu halten.[5] Bei einem Jahresüberschuss führt die ASFINAG ggf. einen Teil als Dividende an die Republik Österreich ab.
Im Jahr 2017 nahm die ASFINAG durch die LKW- und Busmaut 1,370 Milliarden Euro und die Pkw-Maut 660 Millionen Euro ein. Sie erwirtschaftete, bei Investitionen in Höhe von 956 Millionen Euro, einen Jahresüberschuss von 709 Millionen Euro und lieferte eine Dividende von 100 Millionen Euro an den österreichischen Staat ab.[6]
Von Lkw und Autobussen wird eine Maut abhängig von der Achsanzahl und der auf Autobahnen und Schnellstraßen gefahrenen Strecke via GO-Box abgebucht. Benutzer von Autos (bis 3,5 t höchstzulässiger Gesamtmasse) und Motorrädern leisten über die irreversibel an vorgeschriebenen Stellen auf das Fahrzeug zu klebende Vignette hingegen einmal einen rein zeitabhängigen Beitrag zur generellen Nutzung des hochrangigen Straßensystems (10-Tages-, 2-Monats- oder Jahres-Vignette). Seit November 2017 gibt es für Pkw- und Motorradbesitzer die Möglichkeit, eine digitale Vignette zu erwerben. Diese ist, im Gegensatz zur Klebevignette, nicht fahrzeug-, sondern kennzeichengebunden und gilt somit auch für mehrere Fahrzeuge, die mit dem gleichen Kennzeichen benutzt werden können.[7]
Des Weiteren gibt es Streckenmauten für bemautete, kostenintensive Strecken. Das sind von West nach Ost: Arlberg-Straßentunnel, Brennerautobahn (nur diese Autobahn A 13 darf ohne Vignette befahren werden), Tauerntunnel und Katschbergtunnel, Karawankentunnel, Bosrucktunnel, Gleinalmtunnel.[8] Die allgemeine Vignettenpflicht ist auf diesen Strecken aufgehoben. Die Einhebung dieser Streckenmauten erfolgt über Einzelkarten, oder daneben uneinheitlich über Zeitkarten (Jahr, Monat, mit Streckenkombination und verschiedenen Ermäßigungen etwa für Pendler, Menschen mit Behinderung, Anrainer), sowie Teilstreckenkarten und Mehrfahrtenkarten. Fahrzeuge, die Blaulicht tragen, verschiedene staatliche und Internationale Dienste, etwa Bundesheer und Justizwache sind von der Streckenmaut permanent ausgenommen.
Die Einhaltung der Mautpflicht wird durch Asfinag-Mitarbeiter, durch die Polizei und seit 2007 auch mit automatischen Kamera-Erfassungssystemen kontrolliert.[9] 98 % der Autobahn- und Schnellstraßenbenutzer zahlen die Maut laut Asfinag korrekt, 200000 Ersatzmaut-Forderungen werden pro Jahr erlassen.[10]
Investitionen
Im Jahr 2019 sind Investitionen in Höhe von 1,2 Mrd. EUR vorgesehen. Rund 700 Millionen fließen in neue Strecken, zweite Tunnelröhren sowie große Erweiterungen für mehr Kapazitäten. 500 Millionen gehen in die Erneuerung bestehender Straßen und Tunnel.[11] Die aktuelle Sechs-Jahres-Planung sieht bis 2024 acht Milliarden Euro an Investitionen in das hochrangige Straßennetz vor.[12]
Konzernstruktur
Die Konzernmutter ASFINAG hat ihren Sitz in Wien und unterhält verschiedene Tochtergesellschaften:[13]
- ASFINAG Bau Management GmbH (BMG) mit Firmensitz in Wien, verantwortet Bauprojekte und den Streckenausbau
- ASFINAG Alpenstraßen GmbH, sitzt in Innsbruck, für die Streckenerhaltung (Vorarlberg und Tirol)
- ASFINAG Service GmbH (SG) mit Sitz in Ansfelden, für die Streckenerhaltung (restliche Bundesländer)
- ASFINAG Maut Service GmbH (MSG) mit Firmensitz in Salzburg, zuständig für Mauteinhebung, Streckenmaut, Vignette und LKW-Maut
- ASFINAG International GmbH (AIG) mit Firmensitz in Wien, für die Vermarktung
Zahlen und Fakten
Das Unternehmen betreibt ein Streckennetz von 2223 Kilometern Länge mit 371 Anschlussstellen, 166 Tunnel mit 383 Kilometer Röhrenlänge und 5769 Brücken.
Das Unternehmen betreibt weiters 55 Rastplätze, 106 Parkplätze[14] und 60 Park & Drive Anlagen[15].
Das Unternehmen hat 2822 Mitarbeiter, diese sind u. a. in 43 Autobahnmeistereien, 6 Mautstellen und 9 Verkehrsmanagementzentralen beschäftigt.
Die Jahresfahrleistung auf den betriebenen Autobahnen und Schnellstraßen beträgt 31.608 Mio. Kfz-km. Insgesamt wurden 2017 27,06 Mio. Vignetten verkauft.
Die Mauteinnahmen betrugen im Jahr 2019:
- Lkw-Maut: 1,515 Mrd. Euro
- Vignette: 524 Mio. Euro
- Streckenmaut: 200 Mio. Euro
Quelle: ASFINAG[16]
Management und Aufsichtsrat
Das Management setzt sich aus den zwei Vorständen der ASFINAG, Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl und Vorstandsdirektor Josef Fiala, zusammen sowie den einzelnen Geschäftsführern der Tochtergesellschaften. Hartwig Hufnagl wurde mit 1. Februar 2019 als Nachfolge von Karin Zipperer zum Vorstandsdirektor der ASFINAG für die Bereiche Betrieb und Erhaltung, Planung und Bau, Technische Koordination, Strategie, Innovation, Forschung und Entwicklung sowie Cooperate Services bestellt.[1] Mitte Jänner 2019 wurde der Rückzug von Finanzvorstand Klaus Schierhackl mit Ende Jänner 2019 bekannt. Am 3. April 2019 wurde Josef Fiala, bislang Geschäftsführer der ASFINAG Service GmbH, vom Aufsichtsrat zum Finanzvorstand bestellt.[17]
Der Aufsichtsrat setzt sich zusammen aus Christa Geyer (Aufsichtsratsvorsitzende), Herbert Kasser (Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender), Harald Frey, Michael Höllerer, Martha Schultz und Eva Wildfellner. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sind Roman Grünerbl, Uschi Zortea und Gabriele Strassnigg.[18]
Geschichte
Das Unternehmen wurde am 11. September 1982 gegründet.[19] Ab diesem Zeitpunkt wurden die Kreditoperationen zentral für alle Projektgesellschaften in Österreich geführt. 1992 wurde die ÖSAG (Österreichische Autobahnen und Schnellstraßen AG) und ASG (Alpen Straßen AG) gegründet, eine Zusammenführung der bis dato sechs operativen Autobahngesellschaften in Österreich in die ASG im Westen, ÖSAG für den Rest Österreichs.
Ab 1997 übernahm das Unternehmen die Gesamtverantwortung für Netz und Verbindlichkeiten. Eine gesetzlich geregelte Ausgliederung von kumulierten Verbindlichkeiten in der Höhe von 5,66 Milliarden Euro verschaffte der ASFINAG neue Aufgaben: Planung, Bau, Erhaltung, Betrieb und Finanzierung des hochrangigen Straßennetzes in Österreich. Das Recht zur Einhebung von Maut und Benutzungsgebühren im eigenen Namen (Fruchtgenussrecht) führte neben den Einnahmen aus den Sondermautstrecken zur Einführung einer zeitbezogenen Maut für Fahrzeuge unter zwölf Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht. Seit 2004 wird für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen eine streckenabhängige Maut eingehoben.
2005 erfolgte eine Änderung der Konzernstruktur durch die Fusion der ASG und der ÖSAG mit der Konzernmutter ASFINAG. Mitte 2005 übernahm die ASFINAG die italienische Autostrade-Tochter Europpass und gründete die ASFINAG International.
2006 übernahm das Unternehmen den Straßenbetrieb durch Beendigung der Werkverträge mit den Bundesländern. Ebenso 2006 wurde die PPP Ostregion, das erste öffentlich-private Partnerschaftsprojekt, zur Errichtung der Nord Autobahn A 5 beauftragt.
2009 wurden die drei Servicegesellschaften der ASFINAG unter der „ASFINAG Servicegesellschaft“ zusammengelegt und eine Vertretung der ASFINAG in Brüssel in Kooperation mit der ASECAP aufgebaut.
Nach knapp sechs Jahren Bauzeit wurden in der Nacht auf den 4. Juli 2013 die neue sowie die modernisierte, alte Röhre des Pfändertunnels für den Verkehr freigegeben. Gleichzeitig mit der Verkehrsfreigabe endete per Gesetz die Gültigkeit der Vorarlberger Korridor-Vignette für die Fahrt zwischen der Staatsgrenze und Hohenems auf der Rheintal Autobahn A14.[20]
Das Unternehmen ist an dem PPP-Projekt beteiligt, das gemeinsam mit dem Bauunternehmen Porr in den Jahren 2009 und 2010 ein Teilstück der ungarischen Autópálya M6 errichtete und 30 Jahre lang betreiben soll.[21]
Siehe auch
Weblinks
- asfinag.at, Webseite der Konzernmutter
- Das Autobahnnetz in Österreich – 30 Jahre ASFINAG, Jänner 2012
- Die wichtigsten Bauprojekte im Überblick, auf asfinag.at
Einzelnachweise
- ASFINAG: Vorstände. Abgerufen am 4. April 2019.
- Geschäftsbericht 2020, auf asfinag.at. Abgerufen am 23. Juli 2021
- ASFINAG-Gesetz, auf ris.bka.gv.at, abgerufen am 2. November 2017
- Bundesstraßen-Mautgesetz 2002 – BStMG, abgerufen am 27. November 2017
- Infrastrukturbeilage Oktober 2016, Seite 5, abgerufen am 27. November 2017
- ASFINAG erwirtschaftet 2017 Jahresüberschuss von 709 Millionen Euro. In: asfinag.at. 27. April 2018, abgerufen am 26. Juli 2020.
- Neue Vignette ab Donnerstag erhältlich. In: ORF Vorarlberg. 22. November 2017, abgerufen am 27. November 2017.
- Sonder- und Videomaut. asfinag.at, abgerufen am 12. Februar 2015.
- Christian Mayr: Erfolg mit automatischer Vignettenkontrolle - 106.000 Überführte im Vorjahr - Neuer Rekord bei Jagd auf Vignetten-Sünder. Abgerufen am 23. Juli 2021.
- Vorsicht vor «Pickerl»-Bussen in Österreich. 31. Januar 2019, abgerufen am 23. Juli 2021.
- Siehe hierzu:
- ASFINAG investiert 2017 mehr als eine Milliarde Euro in Autobahnen und Schnellstraßen. OTS.at, 6. Februar 2017, abgerufen am 27. November 2017.
- Asfinag investiert heuer 1,2 Mrd. Euro in Aus- und Neubauten. In: Die Presse. 6. Februar 2017, abgerufen am 27. November 2017.
- Die ASFINAG in Zahlen, auf asfinag.at, abgerufen am 27. November 2017
- Ausgliederungen und Beteiligungen des Bundes auf bmf.gv.at, Oktober 2016, S. 123.
- ASFINAG Rast- und Parkplätze
- Park & Drive
- ASFINAG: erwirtschaftet 2019 Jahresüberschuss von 864 Millionen Euro. Abgerufen am 19. September 2021.
- sn.at: Josef Fiala ist neuer Asfinag-Finanzvorstand . Artikel vom 3. April 2019, abgerufen am 3. April 2019.
- Aufsichtsrat, auf asfinag.at, abgerufen am 27. Dezember 2020
- ASFINAG-Gesetz, BGBl. Nr. 591/1982.
- ASFINAG: Heute Nacht fahren die ersten Fahrzeuge durch den zweiröhrigen Pfändertunnel. Aussendung der ASFINAG zur Eröffnung der beiden neuen Röhren des Pfändertunnels.
- Der Standard: ASFINAG und Porr stellen Autobahnteilstück fertig. vom 31. März 2010, abgerufen am 22. Januar 2013