16 Uhr 50 ab Paddington (Film)
16 Uhr 50 ab Paddington (Originaltitel: Murder She Said) ist ein Kriminalfilm aus dem Jahr 1961. Er basiert frei auf dem gleichnamigen Roman der britischen Autorin Agatha Christie.
Film | |
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Titel | 16 Uhr 50 ab Paddington |
Originaltitel | Murder She Said |
Produktionsland | Vereinigtes Königreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1961 |
Länge | 83 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12 |
Stab | |
Regie | George Pollock |
Drehbuch | Agatha Christie (Romanvorlage), David D. Osborn, David Pursall, Jack Seddon |
Produktion | George H. Brown |
Musik | Ron Goodwin |
Kamera | Geoffrey Faithfull |
Schnitt | Ernest Walter |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Handlung
Während einer Zugfahrt beobachtet Miss Marple, wie in einem Abteil eines überholenden Zuges eine männliche Person eine Frau erwürgt. Inspektor Craddock muss Miss Marple jedoch mitteilen, dass nirgendwo eine Leiche zu finden ist, und hält ihre Beobachtung für ein Hirngespinst. So beschließt Miss Marple, mit Unterstützung des Bibliothekars Mr. Stringer selbst zu recherchieren.
Tatsächlich findet sie entlang der Eisenbahnlinie Spuren, die an einer Mauer des Landsitzes Ackenthorpe Hall enden. Um bei der vermögenden Familie Ackenthorpe unauffällig nach weiteren Spuren suchen zu können, lässt sie sich dort über eine Arbeitsvermittlung als Hauswirtschafterin anstellen.
Schon bald findet sie bei einer nächtlichen Suchaktion in einem Raum mit Altertümern aus Ägypten eine Frauenleiche in einem Sarkophag. Miss Marple verständigt Mr. Stringer, der anonym Inspektor Craddock über die Leiche informiert. Nach der Untersuchung der Leiche weist der Arzt Dr. Quimper darauf hin, dass die Kleidung der Toten aus Frankreich zu stammen scheint. Evelyn Ackenthorpe hatte zuvor auch einen Brief von einer gewissen Martine aus Frankreich erhalten, die behauptete, mit Evelyns im Krieg gefallenem Bruder Edmund verheiratet gewesen zu sein. Im Brief kündigte sie eine Reise nach England an, um die Angehörigen zu treffen. Evelyn vermutet deshalb, dass es sich bei der Toten um die Französin Martine aus dem Brief handelt, was sie der Polizei mitteilt. Der Verdacht fällt somit auf die erbberechtigten Familienmitglieder der Ackenthorpes.
Albert Ackenthorpe stirbt kurze Zeit später nach einem Abendessen an einer Vergiftung durch Arsen. Harold Ackenthorpe wird durch seine eigene Flinte getötet auf einem Weg aufgefunden. Miss Marple hat inzwischen genug Indizien gesammelt und meint den Mörder nun zu kennen. Sie stellt sich als Lockvogel zur Verfügung und überführt so den Mörder Dr. Quimper. Er plante Evelyn zu ehelichen, um anschließend nach dem Tod des Hausherrn ein Vermögen zu erben. Bei der getöteten Frau im Zug handelte es sich nicht um die Französin Martine, sondern um die Ehefrau von Dr. Quimper. Er ließ es so aussehen, als ob es sich um Martine handelt, um den Verdacht auf die Familie Ackenthorpe zu lenken. Die weiteren Morde verübte er, um sein künftiges Erbe noch zu vergrößern. Als Dr. Quimper erfährt, dass Miss Marple ihn durchschaut hat, versucht er, mit einer Giftspritze auch noch sie zu ermorden. Inspektor Craddock kann jedoch noch im letzten Moment dazwischengehen und den Mörder verhaften. Am Ende des Films macht der Hausherr Luther Ackenthorpe Miss Marple einen Heiratsantrag, den sie jedoch ablehnt.
Trivia
- 16 Uhr 50 ab Paddington ist die erste von insgesamt vier Miss-Marple-Verfilmungen mit Margaret Rutherford in der Hauptrolle. Margaret Rutherford bestand darauf, in dem Film ihre eigenen Kleider zu tragen. Außerdem reklamierte sie die Rolle des Mr. Stringer für Stringer Davis, ihren Ehemann, was Agatha Christie nicht besonders gefiel.
- Die genannte Rolle des besorgt-ängstlichen Mr. Stringer war extra für die Filme geschaffen worden, im Roman hat Miss Marple eine Assistentin.
- Nur in dieser Verfilmung ist die deutsche Synchronstimme von Margret Rutherford Agnes Windeck – in den drei weiteren Verfilmungen leiht ihr Ursula Krieg ihre Stimme. Diese ist hier kurz als Besucherin der Bibliothek zu hören.
- Die Darstellerin der Zugehfrau Mrs. Kidder, Joan Hickson, wurde im fortgeschrittenen Alter die Hauptdarstellerin in einer englischen Miss-Marple-Serie und spielte 1987 in dem Fernseh-Remake von 4.50 from Paddington, das sich sehr viel enger an die Romanvorlage hielt.
- Miss Marple behauptet in diesem Film, 1921 die Golfmeisterschaft der Damen gewonnen zu haben. Tatsächlich war es Cecil Leitch.
- Während der Zugfahrt zu Beginn des Films liest Miss Marple den Kriminalroman Death has Windows eines Autors mit dem Namen Michael Southcott; weder Buch noch Autor existieren jedoch in der Realität. Gegen Ende des Films sieht man im Zimmer von Miss Marple eine Ausgabe von Murder is Easy von Agatha Christie liegen.
- Sie berichtet dem Zugschaffner von dem beobachteten Mord und gibt diesem ihre Adresse an: In den Verfilmungen mit Margaret Rutherford wohnt Miss Marple in der Old Pasture Lane im fiktiven Dorf Milchester. Im Roman jedoch lebt Miss Marple in dem fiktiven kleinen Dorf St. Mary Mead, einem typischen englischen Örtchen in der ebenso fiktiven Grafschaft Downshire unweit der größeren zentralen Ortschaft Much Benham, in der auch die Kriminalpolizei residiert.
- Der Name Emma Ackenthorpe wurde in der deutschen Synchronisation in Evelyn Ackenthorpe geändert.
- Im Roman lautet der Familienname Crackenthorpe und nicht Ackenthorpe wie in der Filmfassung.
- In Anlehnung an den Originaltitel des Filmes Murder she said wurde die Fernsehserie Murder she wrote benannt.
- Im Roman sieht Miss Marple nicht selbst die Ermordung, sondern diese wird ihr von einer Freundin berichtet.
Synchronisation
Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1962 im MGM-Synchronisations-Atelier, Berlin.[1]
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher |
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Miss Marple | Margaret Rutherford | Agnes Windeck |
Luther Ackenthorpe | James Robertson Justice | Paul Wagner |
Inspektor Craddock | Charles Tingwell | Wolfgang Lukschy |
Jim Stringer | Stringer Davis | Walter Bluhm |
Dr. Paul Quimper | Arthur Kennedy | Paul Klinger |
Evelyn Ackenthorpe | Muriel Pavlow | Eva Katharina Schultz |
Inspektor Bacon | Gordon Harris | Friedrich Schoenfelder |
Albert Ackenthorpe | Gerald Cross | Hugo Schrader |
Cedric Ackenthorpe | Thorley Walters | Jörg Cossardt |
Kritiken
- „Wesentlich zum Erfolg der vier Filme (…) trug die britische Schauspielerin Margaret Rutherford bei, die als ‚englische Adele Sandrock‘ zwar äußerlich der Romanfigur nicht entsprach, aber die Rolle so sehr dominierte und die Figur mit Leben versah, daß niemand anders als Miss Marple vorstellbar wurde. (…) Die nicht sonderlich originellen Geschichten gewannen aber durch die leise Ironie und den britischen Humor, den die Hauptdarstellerin und ihr Regisseur George Pollock in die Filme einbrachten.“ – Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms. Mit mehr als 400 Filmen von 1900 bis heute. Heyne, München 1993, ISBN 3-453-05210-2, S. 264
- „Der Film ist so altmodisch wie die Dame Rutherford und dennoch höchst liebenswert und amüsant.“ – Süddeutsche Zeitung, München
- „Ein sympathischer Kriminalfilm mit vielen amüsanten und auch spannenden Details und kleinen satirischen Seitenhieben.“ – „Lexikon des internationalen Films“[2] (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
- „Diese Christie-Rutherford-Filme gehören zum Besten, was die Branche an Einschlägigem zu bieten hat. Sie sind spannend und verbreiten doch intensive Gemütlichkeit.“ – Die Welt, Hamburg
- „Sie [Margaret Rutherford] begeistert mit ihrem hintergründigen Humor Millionen von Zuschauern.“ – Berliner Zeitung, Berlin
- „Humorgewürzte englische Kriminalunterhaltung nach Agatha Christie mit köstlichen Schauspielern.“ – Evangelischer Film-Beobachter, Kritik Nr. 92/1962
Musik
Die Filmmusik zu den Miss-Marple-Filmen stammt von Ron Goodwin. Die markante Titelmelodie ist auf verschiedenen LPs und CDs erschienen. Eine Suite aus den Filmen ist auf der CD The Miss Marple Films, Label X LXE 706 vorhanden.
DVD
- Miss Marple – 4-DVD-Box mit allen vier Filmen mit Margaret Rutherford (mehrere Ausgaben). In einer ersten Viererbox von Warner Home Video aus dem Jahr 2003 sind die Filme jedoch alle nicht in der Original-Breitwandversion auf den DVDs. Einzig Mörder ahoi! ist annähernd im Originalformat von 1.66:1 enthalten. In einer Neuauflage der Viererbox von Warner im Jahre 2006 sind die Filme digital überarbeitet und dieses Mal – abweichend von der Angabe auf der Verpackung – im Format von 1,78:1. Der Unterschied zwischen den beiden Auflagen liegt darin, dass das Bild der Erstausgabe (und der vorangegangenen Fernsehausstrahlungen) seitlich beschnitten ist, dafür am oberen und unteren Bildrand mehr Informationen enthält (was auf eine Open-Matte-Version hinzuweisen scheint), während das Bild der Neuauflage am oberen und unteren Bildrand beschnitten ist, dafür an den Seiten mehr Bildinformationen bietet. Beide Versionen weichen also vom Originalformat ab.
Literatur
- Agatha Christie: The 4:50 From Paddington (alternativer Titel: What Mrs. McGillicuddy Saw!), Harpercollins, ISBN 0-06-100383-2 (englische Fassung).
- Agatha Christie: 16 Uhr 50 ab Paddington, Scherz, ISBN 3-502-51810-6.
- Agatha Christie: 16 Uhr 50 ab Paddington, Hörroman auf 3 CDs, Dhv der Hörverlag, ISBN 3-89940-333-9.
- Georg Seeßlen: George Pollock und die britischen Miss Marple-Filme. In ders.: Mord im Kino. Geschichte und Mythologie des Detektiv-Films. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN 3-499-17396-4.
- Klaus Rödder: Die haben ihre Methoden – wir die unseren, Mr. Stringer. Dame Margaret Rutherford. – Auf den Spuren von Miss Marple. Bösche Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-923809-87-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr: 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 324
- 16 Uhr 50 ab Paddington. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.