Željeznica Crne Gore
Die Željeznica Crne Gore (ŽCG; deutsch Eisenbahn Montenegros) ist die nationale Eisenbahngesellschaft von Montenegro und ging nach der Unabhängigkeit aus den Jugoslovenske Železnice hervor. Hauptbetätigungsfelder der ŽCG sind die Personen- und Güterbeförderung, die Instandhaltung von Lokomotiven und rollendem Material, die Unterhaltung und technische Aufsicht der Fahrwege, Stationen und Anlagen. Das Gesamtnetz umfasst 250 km Länge, die komplett in Regelspur (1435 mm) angelegt ist. 219 km des Netzes sind mit 25 kV/50 Hz-Wechselstrom elektrifiziert. Das Netz besitzt 58 km unterirdische Strecken in 121 Tunneln. Weiterhin gehören zum Netz 120 Brücken, 9 Galerien und 440 Unterführungen.
Streckennetz
Der montenegrinische Anteil der Bahnstrecke Belgrad–Bar dient als Hauptstrecke des nationalen Bahnsystems. Sie wurde 1979 als technisches Meisterwerk eröffnet, da sie mit dem Mala-Rijeka-Viadukt das damals weltweit höchste Eisenbahnviadukt sowie den 6,2 km langen Sozina-Tunnel aufweist. Etwa ein Drittel des montenegrinischen Anteils dieser Strecke bilden Tunnel oder Viadukte. Bis zur Fertigstellung der Elektrifizierung nach Nikšić war diese Strecke war auch die einzige voll elektrifizierte Bahnstrecke in Montenegro.
Die Bahngesellschaft litt in den 1990er Jahren an deutlicher Unterfinanzierung, was zur Infrastrukturvernachlässigung und Betriebssicherheitsproblemen führte. Dies fand seinen Höhepunkt im Zugunglück von Bioče im Jahr 2006, als bei einer Zugentgleisung aufgrund eines Bremsdefekts eines Triebwagenzuges 47 Fahrgäste starben. Derzeit werden mittels der Weltbank Anstrengungen unternommen, insbesondere die Eisenbahnstrecken nachhaltig zu sanieren.
Die Bahnstrecke Podgorica–Nikšić (56,6 km) wurde 1948 als Schmalspurstrecke erbaut und 1965 auf Regelspur erweitert.[1] Ab 1992 wurde sie nur noch für Güterzüge benutzt, welche vor allem Bauxit von dem Tagebau in Nikšić zur Aluminiumhütte in Podgorica beförderten. Die Strecke wurde bis 2012 vollständig erneuert und elektrifiziert und am 1. Oktober 2012 wieder in Betrieb genommen, auch der Personenverkehr wurde wieder aufgenommen.[2]
Die Bahnstrecke Podgorica–Shkodra, die nach Tirana weiterführt, war bis jetzt ausschließlich dem Güterverkehr vorbehalten. Es existieren Pläne diese Strecke zu rekonstruieren und den Personenverkehr aufzunehmen, der für Montenegro wie Albanien zunehmend wichtiger wird.
Grenzübergangsstellen
Montenegro hat eine Schienenverbindung mit Serbien (siehe Serbische Eisenbahn). Die Verbindung mit Albanien ist nur für Güterverkehr in Betrieb. Derzeit gibt es keine Verbindungen mit Bosnien und Herzegowina oder Kroatien.
Im März 2008 wurde ein Abkommen zwischen den Regierungen und Eisenbahngesellschaften der beiden Länder unterzeichnet, nachdem die Strecke von Nikšić nach Čapljina wieder aufgebaut werden soll, allerdings in Normalspur und mit einer für höhere Geschwindigkeiten ausgelegten Trassenführung.[3]
Rollendes Material
Die aus Wagen bestehenden Züge auf der Hauptstrecke von Bar zur serbischen Grenze werden von sechsachsigen in Rumänien gebauten Lokomotiven der ehemaligen JŽ-Baureihe 461 gezogen. Auf dieser Strecke werden im Regionalverkehr neben Wagenzügen auch Elektrotriebwagen der Baureihe 412 eingesetzt, welche in Riga, Lettland bei RVR gebaut wurden. Im Rangierdienst und auf den Strecken von Podgorica nach Nikšić und zur albanischen Grenze werden verschiedene Diesellokomotiven eingesetzt, meist die von General Motors stammenden EMD G16.
Seit 2013 werden auf den elektrifizierten Strecken auch moderne Elektrotriebzüge vom spanischen Hersteller CAF als Baureihe 6111 eingesetzt.
Die Wagenflotte besteht aus vom Vorgänger JŽ stammenden, sowie aus anderen Ländern beschafften Wagen. So laufen im Tagesschnellzug Beograd–Bar ehemalige französische Fernverkehrswagen (seinerzeit halb 1. und 2. Klasse), die jedoch bei der ŽCG entweder als 2. oder als 1. Klasse verkehren. Mit ihrer Klimaanlage und dem geschlossenen Abwassersystem zählen sie wohl zu den modernsten Fernverkehrswagen der ganzen Balkanregion. Außerdem betreiben die montenegrinischen Bahnen diverse Güterwagen verschiedener Gattungen.
Montenegrinische Eisenbahn in der Fiktion
Im James-Bond-Film Casino Royale (2006) reiste der Protagonist mit den Eisenbahnen Montenegros. Es wurde ein Pendolino-Neigezug der Tschechischen Bahnen gezeigt.
Quellen
- Zusammenfassen Bahnstrecken in Montenegro (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Montenegro: Bahnstrecke Nikšic – Podgorica wiedereröffnet. In: eurailpress.de. 5. Oktober 2012, abgerufen am 12. Februar 2019.
- seebiz.eu – Transport