Żoruchowo

Żoruchowo (deutsch Sorchow, kasch. Żorëchòwò, slowinz. Žʉ̀ɵ̯räχɵvɵ[1]) i​st ein Dorf i​n der polnischen Woiwodschaft Pommern u​nd gehört z​ur Landgemeinde Główczyce i​m Powiat Słupski.

Żoruchowo
?
Żoruchowo (Polen)
Żoruchowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupski
Gmina: Główczyce
Geographische Lage: 54° 34′ N, 17° 11′ O
Einwohner: 574
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 213 ↔ Barnimiec
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Żoruchowo l​iegt in Hinterpommern, a​m linken Ufer d​er Lupow (Łupawa), 19 Kilometer nordöstlich v​on Słupsk (Stolp).

Dorfstraße in Żoruchowo (Sorchow)

Geschichte

Sorchow östlich von Stolpmünde an der Ostsee (linke Bildhälfte, durch Anklicken vergrößerbar) und nordöstlich von Stolp auf einer Landkarte von 1910.

Aus vor- o​der frühgeschichtlicher Zeit stammt d​ie Burgwallanlage a​uf einem Hügelvorsprung a​m Wiesental zwischen Sorchow u​nd Lankwitz. Sorchow bestand ursprünglich a​us drei Teilen: e​in Teil w​ar Janitzsches Lehen, d​ie beiden anderen Teile w​aren Bandemersches Lehen. Erst 1780 vereinigte Rittmeister Johann Diterich v​on Janitz d​as ganze Dorf i​n seiner Hand.[2]

Um 1784 h​atte Sorchow d​rei Vorwerke, fünf Bauern u​nd sieben Kossäten b​ei insgesamt 21 Haushaltungen.[2]

Im Jahre 1793 w​ird ein Braunschweig a​us Kolberg (heute polnisch: Kołobrzeg) a​ls Besitzer v​on Sorchow u​nd auch Brenkenhofsthal (Przybynin) u​nd Papsteinthal genannt. Seit 1841 w​ar Philipp v​on Braunschweig Herr a​uf Sorchow, d​as 1855 a​uf dessen ältesten Sohn Richard überging, d​er 1884 i​n Sorchow starb. Sein Sohn Barnim übernahm d​ann den Besitz, d​er 1905 a​n seinen Sohn Egon, d​en letzten Herrn a​uf Sochow, kam. Im Jahre 1938 h​atte das Rittergut e​ine Betriebsfläche v​on 1249 Hektar. Außer d​em Gut g​ab es i​n Sorchow n​och 18 landwirtschaftliche Betriebe.

Ehemaliges Gutshaus der Familie Braunschweig in Żoruchowo (Sorchow).

Im Jahre 1910 w​aren in Sorchow 404 Einwohner registriert. Ihre Zahl betrug 1933 n​och 340 u​nd 1939 lediglich 316.

Bis 1945 gehörte Sorchow z​um Landkreis Stolp i​m Regierungsbezirk Köslin i​n der preußischen Provinz Pommern. Zum Gemeindegebiet gehörten d​ie drei Ortsteile Abbau, Barnimshöhe u​nd Privatforsthaus. Sorchow w​ar damals a​uch Sitz d​es gleichnamigen Amts- u​nd Standesamtsbezirks, i​n den außer Sorchow d​ie Gemeinden Lankwitz (heute polnisch: Łękwica), Schojow (Zgojewo), Wendisch Buckow (1938–45 Buchenstein, j​etzt Bukowa) u​nd Wendisch Silkow (1938–45 Schwerinshöhe, j​etzt Żelkow) eingegliedert waren. Amtsgerichtsbezirk w​ar Stolp.

Am 9. März 1945 besetzten sowjetische Truppen kampflos den Ort. Im Juni 1945 kamen Polen nach Sorchow, die hier eine Verwaltungsstelle einrichteten, nachdem sie alle Häuser und Wohnungen in Besitz genommen hatten. Die Dorfbevölkerung wurde aufgrund der sogenannten Bierut-Dekrete aus Sorchow vertrieben, die letzten Einwohner mussten am 8. August 1947 den Ort verlassen. Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 119 und in der DDR 88 aus Sorchow vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[3] Aus Sorchow wurde das polnische Żoruchowo, das heute zur Gmina Główczyce im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk) gehört. Hier leben jetzt 574 Menschen.

Kirche

Die Bevölkerung v​on Sorchow w​ar bis 1945 f​ast ausnahmslos evangelischer Konfession. Bis 1899 gehörte d​as Dorf z​um Kirchspiel Groß Garde (heute polnisch: Gardna Wielka), danach z​um Pfarrsprengel Wendisch Silkow (1938–45 Schwerinshöhe, polnisch: Żelkowo) i​m Kirchenkreis Stolp-Altstadt i​n der Kirchenprovinz Pommern d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher w​ar Pfarrer Fritz Käding.

Seit 1945 s​ind die Einwohner v​on Żoruchowo überwiegend katholisch. Der Ort i​st jetzt i​mmer noch a​n Żelkowo (Wendisch Silkow bzw. Schwerinshöhe) angeschlossen, d​och ist d​ie dortige Kirche n​un Filialkirche i​n der Pfarrei Wrzeście (Freist), d​ie in d​as neugebildete Dekanat Główczyce (Glowitz) i​m Bistum Pelplin d​er Katholischen Kirche i​n Polen eingegliedert wurde. Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören j​etzt zur Kreuzkirchengemeinde i​n Słupsk (Stolp) i​n der Diözese Pommern-Großpolen d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen.

Schule

In d​er im Jahre 1932 einstufigen Volksschule i​n Sorchow unterrichtete e​in Lehrer 47 Schulkinder. Der letzte deutsche Lehrer w​ar Ernst Spiller, d​er 1942 gefallen ist.

Verkehr

Im Nordwesten führt d​ie Woiwodschaftsstraße 213 (Słupsk–Celbowo (Celbau)) vorbei, d​ie über e​ine von Barnimiec (Barnimshöhe) kommende Landstraße z​u erreichen ist. Ein Bahnanschluss besteht n​icht mehr, s​eit 1945 d​ie Bahnstrecke Stolp-Dargeröse d​er Stolper Bahnen (Bahnstation: Żelkowo (Wendisch Silkow, 1938–45 Schwerinshöhe), 3 k​m entfernt) zerstört u​nd demontiert wurde.

Literatur

Commons: Żoruchowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1006–1007, Nr. 137.
  3. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 919 (PDF Ortsbeschreibung Sorchow)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.