Česká pošta
Die Česká pošta (deutsch „Tschechische Post“) ist das Postunternehmen Tschechiens. Es wurde 1993 nach der Teilung der Tschechoslowakei als staatliches Unternehmen gegründet und befindet sich zurzeit im Prozess der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Die Post unterhält ein Postmuseum in Prag mit einer Briefmarkenausstellung. Die Zweigstelle in Vyšší Brod beheimatet eine Dauerausstellung über das Postwesen.
Česká pošta, s. p. | |
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Rechtsform | Staatsunternehmen |
Gründung | 1. Januar 1993 |
Sitz | Prag, Tschechien |
Leitung | Roman Knap (Generaldirektor)[1] |
Mitarbeiterzahl | 28.994 (2020)[2] |
Postämter | 3.822 (2020)[2] |
Umsatz | 17,8 Mrd. CZK (2017) |
Branche | Postwesen |
Website | www.cpost.cz |
Das Unternehmen betreibt mit etwa 3.400 Vertretungen bei rund 10 Mio. Einwohnern gegenwärtig noch eines der dichtesten Postfilialnetze Europas und ist mit 29.000 Angestellten einer der größten Arbeitgeber Tschechiens.[3]
Geschichte
Die Česká pošta entstand am 1. Januar 1993 nach der Teilung der früheren Tschechoslowakischen Post (Československá pošta) zum 31. Dezember 1992 und wird seitdem als Staatsunternehmen betrieben. Zwar wurde noch im Gründungsjahr ein automatisches Briefsortiersystem eingeführt, dennoch stand das erste Jahrzehnt der Gesellschaft noch weitgehend im Zeichen der Vergangenheit:
Während die europäischen Nachbarländer ihre Postunternehmen bis zur Jahrtausendwende überwiegend privatisiert, den Markt für Postdienstleistungen liberalisiert und den Paketversand an den Internetversandhandel angepasst hatten, beklagte eine Studie des Tschechischen Amts für Telekommunikation noch 2006 zu kurze Öffnungszeiten, lange Warteschlangen und eine insgesamt fehlende Kundenorientierung.[4]
Als eine der Ursachen wurde die Monopolstellung der Česká pošta in der Briefzustellung gesehen, die im Jahr 2000 auf 350 Gramm, mit dem EU-Beitritt Tschechiens auf Zustellungen bis 100 Gramm eingeschränkt wurde und seit 2006 nur noch für Briefe bis 50 Gramm gilt. Bis 2013 soll der tschechische Postmarkt vollständig liberalisiert werden.[5] Die tschechische Regierung versuchte daher Mitte der 2000er Jahre, den Staatsbetrieb zu einer Aktiengesellschaft umzubauen und unternahm mehrere Versuche, die Filialstruktur zu verschlanken und bisherige Serviceangebote teilweise durch Online-Dienste zu ersetzen:
So wurde 2008 vorgeschlagen, 180 von damals 3.387 Filialen zu schließen und insbesondere in ländlichen Gebieten stattdessen mobile Kundenbetreuer einzusetzen.[6] Der Vorschlag löste massive Proteste in der Bevölkerung aus und wurde von örtlichen Bürgermeistern und Verbraucherschutzorganisationen unterstützt, so dass der bisherige Generaldirektor Karel Kratina auf Druck der Öffentlichkeit zurücktrat. Sein Nachfolger Petr Sedláček nahm die geplanten Schließungen zurück und versprach, die Umwandlung der Post in eine Aktiengesellschaft so kundenfreundlich wie möglich durchzuführen.[7] Tatsächlich verlangsamte man die Umstrukturierung des Unternehmens nach den Protesten, musste jedoch auch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft immer wieder verschieben. Als Termin hierfür wurde zuletzt der 1. September 2009 genannt,[8] ein neues Datum ist derzeit nicht bekannt, obwohl mit Blick auf die deutschen und österreichischen Nachbarn von der Politik des Landes immer wieder mögliche Einnahmen aus einem Börsengang ins Spiel gebracht werden.[9]
Die Česká pošta stand daher unter erheblichem Gewinndruck, der bereits 2009 dazu führte, dass Sedláček infolge zurückgehender Gewinne seinen Hut nehmen musste und im Januar 2010 durch Marcela Hrdá ersetzt wurde.[10][11] Diese erregte einige Aufmerksamkeit mit dem Vorhaben, die bis 2015 laufende Kooperation mit der Tschechisch-Slowakischen Handelsbank (ČSOB) nicht zu verlängern und im Rahmen einer großangelegten Unternehmensreform eine eigene Postsparkasse zu gründen.[12] Als weitere Innovation wurde eine Briefzustellung „On-Demand“ nach Feierabend geplant,[13] Hrdá fand jedoch nicht die Unterstützung der Verantwortlichen in der Politik und wurde im Februar 2011 entlassen.[14] Als Nachfolger wurde zunächst kommissarisch Petr Zatloukal benannt, im Mai 2011 wurde er zum offiziellen Generaldirektor der Česká pošta berufen.
2014 beschloss die Regierung Sobotka, von der Transformation in eine Aktiengesellschaft abzusehen und die Post als Staatsunternehmen zu belassen.[15]
Seit Ende April 2018 ist Roman Knap neuer Generaldirektor. Dieser löst Martin Elkán ab, der bereits im Januar 2018 aufgrund fehlender Pläne zur Weiterentwicklung der Post abberufen wurde.[1]
Generaldirektoren
- Roman Knap: Seit April 2018
- Martin Elkán: Juni 2014 bis Januar 2018
- Petr Zatloukal: Mai 2011 bis März 2014
- Marcela Hrdá: Januar 2010 bis Februar 2011[14]
- Petr Sedláček: 2008–2009
- Karel Kratina: 2004–2008
- Jan Přibyl: 1993–2004
Philatelie
Jahr | Anzahl Briefmarken | Anzahl Blockmarken |
---|---|---|
2005 | 30 | 2 |
2006 | 36 | 1 |
2007 | 34 | 3 |
2008 | 35 | 6 |
2009 | 26 | 5 |
2010 | 40 | 3 |
Sonstiges
Das Unternehmen ist der derzeitige Betreiber des 1918 gegründeten Nationalen Postmuseums in Prag, wird diese Verantwortung jedoch im Zuge des Privatisierungsprozesses an das tschechische Kulturministerium abgeben, das bereits jetzt für die kuratorischen Angelegenheiten der Einrichtung zuständig ist.[16]
Das höchstgelegene der momentan 3.400 Postämter der Česká pošta ist die im Jahr 2007 erbaute Filiale auf der Schneekoppe in 1.500 Metern Höhe.[17]
Die Česká pošta war mit der Durchführung der ersten gemeinsamen Volkszählung der Europäischen Union betraut:[18] In der Zeit vom 7. bis 25. März teilten 14.000 Mitarbeiter im Auftrag der Post fast 17 Mio. Erfassungsbögen aus.[19]
Weblinks
- Česká pošta
- Česká pošta (Homepage in englischer Sprache)
- Aus nach 160 Jahren: Tschechische Post stellt Telegrammdienst ein
- Postmuseum
Einzelnachweise
- ROMAN KNAP IST NEUER GENERALDIREKTOR DER TSCHECHISCHEN POST. Abgerufen am 30. April 2018.
- cpost.cz: Basic information, abgerufen am 25. Januar 2020
- Unternehmensdaten Česká pošta
- Radio Prag: Dienstleistungen wie vor Jahrzehnten – die Tschechische Post, Meldung vom 14. April 2006.
- Radio Prag: Post-Monopol in Tschechien soll bis zum Jahr 2013 fallen (Memento vom 11. November 2011 im Internet Archive) Meldung vom 1. Oktober 2007.
- Tschechische Post schließt fast 180 Filialen Radio Praha am 3. September 2008
- Radio Prag: Neuer Chef der Tschechischen Post fordert Erhöhung der Investitionen (Memento vom 11. November 2011 im Internet Archive) Meldung vom 1. Oktober 2008.
- Radio Prag: Tschechische Post wird in Aktiengesellschaft umgewandelt (Memento vom 11. November 2011 im Internet Archive), Meldung vom 26. Mai 2009.
- Radio Prag: Finanzministerium plant staatseigene Firmen zu privatisieren – zur Finanzierung der Rentenreform (Memento vom 5. September 2011 im Internet Archive), Meldung vom 30. Dezember 2010.
- Radio Prag: Tschechische Post senkt ihre Gewinnprognose für dieses Jahr um die Hälfte (Memento vom 11. November 2011 im Internet Archive), Meldung vom 15. Dezember 2008.
- Radio Prag: Tschechische Post verzeichnet im ersten Halbjahr 2010 Millionengewinn (Memento vom 3. September 2011 im Internet Archive), Meldung vom 28. Juli 2010.
- Radio Prag: Tschechische Post plant Gründung einer eigenen Bank (Memento vom 11. November 2011 im Internet Archive), Meldung vom 7. September 2010.
- Radio Prag: Wenn der Postmann (nicht) zweimal klingelt, Meldung vom 15. Juli 2010.
- Radio Prag: Innenminister John beruft Postdirektorin ab (Memento vom 29. April 2011 im Internet Archive), Meldung vom 10. Februar 2011.
- Tschechische Post bleibt Staatsbetrieb, ČT24 am 12. November 2014
- cpost.cz History of the Postal Museum, abgerufen am 29. Mai 2011.
- Radio Prag: Martin Rajniš vertritt Tschechien auf der Architektur-Biennale in Venedig, Meldung vom 22. April 2010.
- Radio Prag: Mitarbeiter der Post verteilen per Hausbesuch die Formulare für die Volkszählung (Memento vom 21. Mai 2011 im Internet Archive), Meldung vom 7. März 2011.
- Radio Prag: Mehr als 4 Millionen Formulare für Volkszählung wurden bereits ausgetragen (Memento vom 31. Mai 2011 im Internet Archive), Meldung vom 13. März 2011.