Ölschlägern
Ölschlägern ist eine Straße im Magniviertel von Braunschweig.
Ölschlägern | |
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Ölschlägern (links) Ecke Schloßstraße (rechts), Blickrichtung Osten | |
Basisdaten | |
Ort | Braunschweig |
Ortsteil | Innenstadt |
Angelegt | um 1400 |
Neugestaltet | nach dem Zweiten Weltkrieg |
Hist. Namen | u. a. Olslegerstrate (1459), Im Ohlschliege (1606), im Ölschlägern (1671 und 1731, z. T. bis 1860)[1] |
Anschlussstraßen | Am Magnitor (nach Osten), Karrenführerstraße (nach Westen) |
Querstraßen | Kuhstraße (nach Südosten), Schloßstraße (nach Süden), Ritterstraße (nach Südwesten), Wüste Worth und Taschenstraße (nach Norden, im Krieg zerstört und heute nicht mehr vorhanden) |
Plätze | Ackerhof |
Bauwerke | Ackerhof 2, Volksfreund-Haus |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Kraftverkehr |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 250 m |
Etymologie
Die grob von West nach Ost verlaufende Straße im Weichbild Altewiek, zu dem das Magniviertel gehört, wurde nach den dort ansässigen Ölmüllern benannt, deren Handwerk, das „Ölschlagen“, darin bestand, durch Auspressen ölhaltiger Pflanzensamen Brennstoff für Leuchten und Ampeln zu produzieren.[2] Noch 1823 gab es in der Straße drei Ölschläger.[1] Wie auch bei einigen anderen Straßennamen der Stadt Braunschweig, zum Beispiel Hutfiltern oder Kattreppeln, ist das auslautende „n“ am Wortende seinem Ursprung nach eine alte, bereits wohl seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr verwendete, bzw. verstandene Deklinationsendung des Plural-Dativs und wird seither als Singularform verwendet.
„Dies liegt daran, daß Ortsnamen, wenn sie in Sätzen vorkommen, in den allermeisten Fällen eine Antwort auf die explizite oder implizite Frage "Wo?" darstellen. Und auf diese Frage antwortet man im Deutschen mit einer Präposition plus Dativ. So auch im Falle von in den hotfiltern, frei übersetzt ,bei den Hutmachern' […] Was diese Uminterpretation des Endungs-n betrifft, haben sich die Braunschweiger Straßennamen Hutfiltern und Ölschlägern (1405: by den olslegern, ,bei den Ölmüllern‘) parallel entwickelt.“
Die aus dem Jahre 1816 stammende Interpretation des als äußerst eigenwillig geltenden linguistischen Autodidakten Karl Scheller, dass sich die Benennung „Ölschlägern“ aus dem dänischen Wort „Øl“ für Bier ableite, weil sich in der Straße Lager für Bierfässer befunden haben sollen, lässt sich nicht belegen.[1]
Geschichte
Im Bereich des heutigen Straßenverlaufes wurde 1392 ein „olslegerhuse“ (Ölschlägerhaus) erwähnt, 1401 gefolgt von „in den olscleghern“ (= „in“, im Sinne von „bei den Ölschlägern“) und einem Haus „negest den olsleghern to sunte Magnus wort“.
Die Benennung „Ölschlägern“ wurde ursprünglich nur für den Straßenabschnitt vom Ackerhof in Richtung Westen bis zur Kuhstraße verwendet. Zwischen Ackerhof und Ritterstraße im Osten hieß die Straße bis 1857 „Am Magnikirchhofe“, benannt nach der angrenzenden Magnikirche. Erst dann galt die heutige Benennung für den gesamten Straßenzug.[1]
Durch zahlreiche Bombenangriffe auf Braunschweig während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Innenstadtbereiche großflächig zerstört, so auch der um den Ölschlägern. Viele Gebäude, insbesondere viele für diesen Stadtbereich typische Fachwerkbauten aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit, wurden vollständig zerstört oder so stark beschädigt, dass sie nach Kriegsende komplett abgerissen wurden.
Zu diesen zerstörten Bauwerken gehört zum Beispiel der 1530 errichtete Gasthof „Bayerischer Hof“, ehemals Ölschlägern 40, direkt gegenüber der heute ebenfalls nicht mehr vorhandenen zerstörten Straße Wüste Worth[3] und der ebenfalls nicht mehr existenten Taschenstraße.
Am 5. Oktober 1758 wurde der Schriftsteller August Lafontaine in der Straße Ölschlägern geboren.[4]
Vorhandene
Neben zahlreichen heute unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäusern gibt es folgende Gebäude:
- Fachwerkhäuser Ölschlägern 9 und 10 (ca. Ende des 15. Jahrhunderts), bilden zusammen mit dem Gebäude Ackerhof 2 ein bauliches Ensemble[5]
- Fachwerkhaus Ölschlägern 10, erbaut 1869[6]
- Fachwerkhäuser Ölschlägern 11, 12, 13 (erbaut 1588[7]), 14/15 (um 1800)[8]
- die Magnikirche, Ölschlägern 15a, geweiht 1031
- Fachwerkhaus Ölschlägern 16, erbaut 1726[9]
- Fachwerkhäuser Ölschlägern 19 und 20
- Fachwerkhaus Ölschlägern 23, erbaut um 1500[10]
- Fachwerkhaus Ölschlägern 24, wohl 2. Hälfte 18. Jahrhundert[11]
- Ackerhof 2 am Ackerhof, eines der ältesten datierten Fachwerkhäuser Deutschlands[12]
- das Volksfreund-Haus, Ölschlägern 29, Ecke Schloßstraße, erbaut 1913[13]
Abgegangene
- Fachwerkhaus Ölschlägern 15, erbaut um 1500, im Krieg zerstört[14]
- Fachwerkhaus Ölschlägern 29 (Assekuranznummer 2331). Das ursprünglich 13 Spann breite Haus wurde 1913 angetragen und verkürzt auf neun Spann Hinter der Magnikirche 1 wieder errichtet.[15]
- Fachwerkhäuser Ölschlägern 31/32, erbaut um 1490, bzw. um 1550, im Krieg zerstört[14]
- Fachwerkhaus Ölschlägern 34[14]
- Fachwerkhaus Ölschlägern 40, Gasthof „Bayerischer Hof“, 1530[16] errichtet, acht Spann breit[17][18], im Krieg zerstört.
Literatur
- Johannes Angel: Ölschlägern. In: Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 172.
- Rudolf Fricke: Das Bürgerhaus in Braunschweig. (= Das deutsche Bürgerhaus 20). Ernst Wasmuth, Tübingen 1975, ISBN 3-8030-0022-X.
- Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen, ihre Namen und ihre Geschichten. Band 1: Innenstadt. Cremlingen 1995, ISBN 3-92706-011-9, S. 250–251.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. 138–152.
- Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. In: Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte. Band 1, Zwissler, Wolfenbüttel 1904, S. 79–80 (Digitalisat), DNB 58068654X.
- Paul Jonas Meier, Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig. 2., erweiterte Auflage, Braunschweig 1926.
Einzelnachweise
- Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. S. 79.
- Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen, ihre Namen und ihre Geschichten. Band 1: Innenstadt. S. 251.
- Johannes Angel: Ölschlägern. S. 172.
- Kurt Hoffmeister: Braunschweigs Literaten. 140 Autorenportraits. Eine etwas andere Literaturgeschichte. Eigenverlag Kurt Hoffmeister, Braunschweig 2003, S. 79.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. S. 138.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. S. 140.
- Robert Slawski: Braunschweiger Fachwerk. Blicke in das 16. Jahrhundert. Ein Stadtrundgang. Pfankuch, Braunschweig 1988, S. 31.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. S. 141–142.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. S. 150.
- Robert Slawski: Braunschweiger Fachwerk. Blicke in das 16. Jahrhundert. Ein Stadtrundgang. S. 26–27.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. S. 151.
- Stadt Braunschweig, Elmar Arnhold, Architekturbüro Schmidt S&P: Braunschweig – Ackerhof 2: Bauhistorische Untersuchung (Auszug), Braunschweig 2004, S. 2
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. S. 152.
- Rudolf Fricke: Das Bürgerhaus in Braunschweig. S. 161.
- Paul Jonas Meier, Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig. S. 84.
- Sabine Wehking: Die Inschriften der Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671. gesammelt und bearbeitet von Sabine Wehking auf Grund einer von 1945–1986 vorgenommenen Materialsammlung von Dietrich Mack. Reichert, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89500-251-8.
- Paul Jonas Meier, Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig. S. 87.
- Heinrich Edel: Die Fachwerkhäuser der Stadt Braunschweig. Ein kunst- und kulturhistorisches Bild. Appelhans Verlag, Braunschweig 1928 (Digitalisat)
Weblinks
- alte Fotos vom Ölschlägern auf magniviertel.de