Zwiebel-Zahnwurz

Die Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera), auch als Zwiebeltragende Zahnwurz bezeichnet, ist eine in Mitteleuropa sehr zerstreut vorkommende Angehörige der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie kommt in Buchenwäldern vor.

Zwiebel-Zahnwurz

Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera) im Moseltal

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Cardamineae
Gattung: Schaumkräuter (Cardamine)
Art: Zwiebel-Zahnwurz
Wissenschaftlicher Name
Cardamine bulbifera
(L.) Crantz

Andere Bezeichnungen sind oder waren Dreiackerwurz, Helckkraut (Thüringen), Korallenwurz (Schlesien), Schuppenwurz (Thüringen), Zahnkraut und Kleine Zahnwurz (Apotheken). Im Mittelalter wurde auch die Bezeichnung Dentaria minor verwandt.[1]

Beschreibung

Die ausdauernde Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von etwa 30 bis 70 cm. Es handelt sich um einen sommergrünen Geophyten mit einem ausläuferartigen Speicher-Rhizom, das mit zahnförmigen Niederblattnarben besetzt ist.[2] Der Stängel wächst aufrecht, ist unverzweigt, im unteren Bereich manchmal kurzhaarig aber sonst kahl. In den Blattachseln befinden sich kleine, etwa 3 bis 7 mm lange, eiförmige bis kugelige, braun-violette Brutknospen. Stängelblätter sind ziemlich zahlreich vorhanden. Die unteren sind unpaarig gefiedert und besitzen drei bis sieben Blättchen, die oberen sind kleiner und ungeteilt. Die Blättchen sind an beiden Enden spitz, ungestielt, lanzettlich geformt, gesägt, etwa 3 bis 10 cm lang und am Rand kurz behaart.

Der traubige Blütenstand ist kurz und besteht aus etwa vier bis zwölf Blüten. Die Kelchblätter sind länglich eiförmig, stumpf, etwa 5 bis 7 mm lang, grünlich gefärbt und besitzen einen weißlichen bis blaßviolettlichen Hautrand. Die Kronblätter sind blassviolett bis rosa, selten weißlich, verkehrt-eiförmig und 13 bis 20 mm lang. Schoten sind mit reifen Samen fast nie zu beobachten.

Die Pflanze ist ein Frühblüher, sie blüht vorwiegend von April bis Juni.[2]

Die Pflanze ist dodekaploid mit 2n = 12x = 96 Chromosomen.[3] Sie ist vermutlich alloploiden Ursprungs und durch Chromosomen-Verdoppelung bei der Bastardierung von Elternarten aus eiszeitlichen Waldrefugien entstanden.[2]

Ökologie

Die Vermehrung erfolgt fast nur auf vegetativem Wege durch Wachstum und Teilung des Rhizoms, sowie insbesondere auch durch die Brutknospen, die zum Teil von Ameisen verbreitet werden. Aus diesen entwickelt sich im dritten oder vierten Jahr nach dem Abfallen von der Mutterpflanze ein aufrechter Spross.[2]

Bestäuber der Blüten sind Insekten, aber auch Selbstbestäubung ist erfolgreich. Die reifen Schoten schleudern die Samen (soweit vorhanden) als Selbststreuer aus, indem sich die Klappen plötzlich nach oben aufrollen.[2]

Vorkommen

Verbreitung

Cardamine bulbifera kommt von Mitteleuropa bis Frankreich, Südengland, Südskandinavien und Südosteuropa vor. Nach Osten reicht ihr Verbreitungsgebiet bis in den Kaukasus.

In Deutschland ist die Zwiebel-Zahnwurz in der Mitte des Gebiets zerstreut bis streckenweise verbreitet zu finden. Darüber hinaus ist sie selten. Häufiger kommt sie z. B. auf Basaltschutthängen auf Muschelkalkuntergrund in der Rhön vor. In Österreich tritt sie häufig bis zerstreut auf, während sie in der Schweiz meist selten vorkommt.

Ein bedeutendes Vorkommen befindet sich am Růžovský vrch (Rosenberg) in Tschechien.

Standortansprüche

Die Zwiebel-Zahnwurz wächst in Buchenwaldgesellschaften aus dem Verband Fagion, kommt aber auch in feuchten Gesellschaften des Verbands Carpinion vor.[3] Sie bevorzugt frische, nährstoffreiche, lockere, oft kalkreiche Mull- und Lehmböden.[3] Sie steigt in den Alpen bis etwa 1430 Meter Meereshöhe auf.[3]

Taxonomie

Die Art wurde früher meist in die eigene Gattung Dentaria eingeordnet und trägt den Namen Dentaria bulbifera (L.) Crantz als Synonym.

Bilder

Quellen

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.

Einzelnachweise

  1. Carl Jessen, Die deutschen Volksnamen der Pflanzen, Verlag von Philipp Cohen Hannover 1882, Seite 132
  2. Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 462.
Commons: Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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