Zirkarie Schwaben
Die Zirkarie Schwaben (lat. Circaria Sueviae) war ein etwa vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zur Säkularisation 1806 bestehender Verwaltungsbezirk des Prämonstratenserordens.
Geschichte
In der Blütezeit des Ordens im ausgehenden Mittelalter gab es in Europa dreiundzwanzig Zirkarien, davon sieben in Mitteleuropa, die jahrhundertelang Bestand hatten: Bayern, Sachsen, Ilfeld (Harz), Wadgassen (Saar), Burgund, Lothringen und Schwaben. Die schwäbische Zirkarie hatte im Durchschnitt ein Dutzend Klöster, kam zeitweise sogar auf 26 Ordensniederlassungen. Der Zirkarie gehörten nicht nur Männerklöster, sondern auch Doppelklöster und Nonnenkonvente an. Da die Anzahl der Klöster in den wahrscheinlich Ende des 12. Jahrhunderts angelegten Zirkarien ständig zunahm, wurden zu groß gewordene Bezirke geteilt. So gehörten zur Zirkarie Schwaben anfangs auch Klöster in Franken, Bayern und Tirol, die später ausgegliedert wurden. Da die Zugehörigkeit zur Zirkarie häufig wechselte und damit auch der Bereich ihrer Ausdehnung variierte, können hier nur Beispiele genannt werden.
Neben Ursberg (1125–1803), Rot an der Rot (1126–1803) und Schussenried (1183–1803) gehörten zur Zirkarie Schwaben auch weiter entfernte Klöster wie Sankt Luzi in Chur (1140–1806) oder Sankt Jakob im Prättigau (1208–1525). Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert organisierten die Zirkarien Bayern und Schwaben gemeinsam die alljährlichen Visitierungen durch die zwei Zirkatoren. Meist waren die Äbte von Rot mit dieser Aufgabe betraut, wie beispielsweise Abt Martin Ehrmann von Zell, der seit 1575 Visitator war. Ab 1616 fanden auch die Provinzialversammlungen der Zirkarie Schwaben häufig in Rot statt. Da der Abt, von dessen Kloster aus neue Klöster gegründet worden waren, für diese Niederlassungen unabhängig von der Zugehörigkeit zur Zirkarie das Visitationrecht besaß, kam es durch Visitationen in anderen Zirkarien manchmal zu unangenehmen Überschneidungen mit den Tätigkeiten der dortigen Zirkatoren.
Gelegentlich wurden Zirkariekonferenzen abgehalten, zu denen Vertreter aus allen zugehörigen Klöstern entsandt wurden. Es wurden Zirkariekapitelbeschlüsse gefasst wie der von 1684, mit dem für die Priester des Prämonstratenserordens die Anrede „Pater“ festgeschrieben wurde.
Literatur
- Volker Himmelein (Hrsg.): Alte Klöster, neue Herren. Die Säkularisation im deutschen Südwesten 1803. Große Landesausstellung Baden-Württemberg 2003. Thorbecke, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-0212-2, (Ausstellungskatalog und Aufsatzband)
- Franz Quarthal: Als Schwaben von Österreich aus regiert wurde. Zur Geschichte der habsburgischen Besitzungen in Südwestdeutschland. In: Schönes Schwaben. 10/11, Heft 6, 1996, ISSN 0931-2323, S. 34–39.
- Otto Beck: Die Schwäbische Zirkarie der Prämonstratenser. In: Hubert Kohler (Hrsg.): Bad Schussenried. Geschichte einer oberschwäbischen Klosterstadt, Sigmaringen 1983, S. 9–28
- Katholisches Pfarramt Rot an der Rot (Hrsg.): Rot an der Rot. Seine Geschichte und seine beiden Kirchen. Ottobeuren 1979
- Bernd Martin Rohde, Ulrich G. Leinsle: Dokumente zur Geschichte der Schwäbischen Zirkarie 1791-1795 im Kopialbuch des P. Innozenz Bamberger von Weissenau. In: Analecta Praemonstratensia, T. 86 (2010), S. 235–271. (Teiledition der Handschrift Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern Pp.254.4°).
Weblinks
- Die Prämonstratenser im deutschen Südwesten; Weingarten 2001 (Memento vom 4. November 2005 im Internet Archive) (PDF; 100 kB)
- Eintrag zu Zirkarie auf Orden online