Yu Shyi-kun
Yu Shyi-kun (chinesisch 游錫堃 / 游锡堃, Pinyin Yóu Xíkūn, Pe̍h-ōe-jī Iû Sik-khun, * 25. April 1948 in Dongshan, Landkreis Yilan, Republik China auf Taiwan) ist ein taiwanischer Politiker und ehemaliger Premierminister (2002–2005).
Biografie
Yu wurde 1948 in eine arme bäuerliche Familie im Nordosten Taiwans geboren. Durch den frühen Tod seines Vaters wurde er gezwungen die Schulausbildung im Alter von 13 Jahren zu beenden und eine Arbeit aufzunehmen. Seine spätere Universitätsausbildung konnte Yu deswegen erst im relativ fortgeschrittenen Alter von 37 Jahren beenden. Frühzeitig engagierte sich Yu in der Politik und schloss sich zunächst der Jugend-Partei (Youth Party) unter Kuo Yu-hsin an. Er wurde 1981 in die Provinzialversammlung Taiwans gewählt und engagierte sich in der Tangwai-Bewegung, einer Art Bürgerrechtsbewegung gegen die Kuomintang-Alleinherrschaft. 1986 gehörte er zu den Mitbegründern der Demokratischen Fortschrittspartei. Von 1990 bis 1997 war Yu in der Politik des Landkreises aktiv. 1999 wurde er Generalsekretär der DPP unter dem damaligen Vorsitzenden Chen Shui-bian. Nachdem Chen 2000 zum Präsidenten gewählt worden war, wurde Yu Vizepremierminister in der DPP-Regierung.[1][2] Er trat im selben Jahr infolge des sogenannten Bajhang-Fluss-Zwischenfalls zurück. Hier waren vier Arbeiter in der Landgemeinde Alishan infolge Hochwassers ums Leben gekommen während sich Armee und Polizei um die Zuständigkeit für die Rettungsmaßnahmen stritten. Der Vorfall wurde als symptomatisch für die politische Unerfahrenheit der neuen DPP-Regierung gesehen und Yu übernahm die politische Verantwortung, obwohl er nicht direkt verantwortlich gewesen war.[3][4] Später wurde Yu von Präsident Chen zurückgerufen und war von Januar 2002 bis 2005 Premierminister.
Am 15. Januar 2006 wurde Yu in einer Zeit der Krise, als Präsident Chen der Korruption verdächtigt wurde, zum DPP-Parteivorsitzenden gewählt.[5] Im September 2007 wurde Yu zusammen mit zwei weiteren DPP-Führungsfiguren, der Vizepräsidentin Annette Lu und dem Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats Chen Tan Sun, ebenfalls von Korruptionsvorwürfen eingeholt.[6] Yu wurde beschuldigt, als Vizepremier 70.000 US$ veruntreut zu haben. Am 3. Juli 2012 wurden sowohl Yu als auch Lu von den Korruptionsvorwürfen freigesprochen.[7]
Im Vorfeld der Präsidentenwahl 2008 bewarb sich Yu um die Spitzenkandidatur der DPP, unterlag jedoch Frank Hsieh.[8]
Im Jahr 2014 kandidierte Yu als DPP-Kandidat für den Bürgermeisterposten von Neu-Taipeh. Er unterlag dabei seinem KMT-Kontrahenten Eric Chu knapp mit 48,8 % gegen 50,1 % der Stimmen.[9]
Yu Shyi-kun heiratete 1978 Yang Pao-yu und hat zwei Söhne.[1]
Weblinks
- Yu Shyi-kuns Webpräsenz auf Facebook (chinesisch)
Einzelnachweise
- Roger East, Richard J. Thomas: Profiles of People in Power: The World's Government Leaders. Europa Publications Ltd, 2003, ISBN 1-85743-126-X, S. 508–509 (englisch).
- James Hoare, Susan Pares: A Political and Economic Dictionary of East Asia. Europa Publications Ltd, 2005, ISBN 1-85743-258-4, S. 346 (englisch).
- Allen T. Cheng: The 100-Day Itch. Asiaweek Bd. 26 Nr. 4, 1. September 2000, abgerufen am 20. November 2016 (englisch).
- Joyce Huang: Yu quits over creek tragedy. Taipei Times, 26. Juli 2000, abgerufen am 20. November 2016 (englisch).
- Taiwan's top party picks new boss. BBC News, 15. Januar 2006, abgerufen am 20. November 2016 (englisch).
- Jane Rickards: Taiwan's Vice President, 2 Others Charged With Corruption. The Washington Post, 22. September 2007, abgerufen am 20. November 2016 (englisch).
- Taiwan Court Clears Ex-Vice President of Graft. The Wall Street Journal, 3. Juli 2012, abgerufen am 20. November 2016 (englisch).
- John F. Copper: Taiwan’s 2008 Presidential and Vice presidential Election: Maturing Democracy. In: Hungdah Chiu (Hrsg.): Maryland Series in Contemporary Asian Studies. Band 1, Nr. 192, 2008 (englisch, umaryland.edu).
- KMT wins 6 seats in mayoral, magistrate elections. Taiwan Today, 30. November 2014, abgerufen am 20. November 2016 (englisch).