Yehuda Teichtal
Yehuda Teichtal (* 1972 in Brooklyn, New York City, Vereinigte Staaten) ist ein US-amerikanischer orthodoxer Rabbiner der Chabad Lubawitsch-Bewegung. Er ist Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Vorsitzender des Jüdischen Bildungszentrums Chabad in Berlin.
Leben
Yehuda Teichtal wurde in New York City geboren und wuchs dort in einer traditionellen jüdischen Familie auf. 1989 schloss er die High School ab und studierte dann am Rabbinical College in Morristown, New Jersey.
Im Alter von 23 Jahren wurde er an der Central Lubawitsch Jeschiwa in New York durch Oberrichter Rabbi Goldberg zum Rabbiner ordiniert. Rabbiner Menachem Mendel Schneerson schlug ihm vor, nach Deutschland zu gehen, um dort das jüdische Leben zu unterstützen.1996 kamen Yehuda und Leah Teichtal mit ihrer Familie nach Berlin.
Als Teil der Jüdischen Gemeinde zu Berlin etablierte Yehuda Teichtal einen Chabad-Seitenzweig. Das größte jüdische Bildungszentrum Europas wurde 2007 unter seinem Vorsitz im westlichen Teil der Stadt Berlin eröffnet. Der Bau wurde mit Spenden der Gemeindemitglieder finanziert. Mit seiner Ehefrau Leah hat er zwei Söhne und vier Töchter.
Wichtige Stationen
- 1996 Gründung Chabad Lubawitsch Berlin
- 1997 Eröffnung des Chabad-Zentrums
- 1998 Gründung des jüdischen Ferienlagers Gan Israel
- 1999 Eröffnung der ersten Rabbiner-Ausbildungsseminare
- 2000 Eröffnung der Synagoge in der Augsburger Straße, Berlin
- 2001 Eröffnung des ersten jüdischen Jugendclubs
- Organisation des Besuchs des Oberrabbiners Israels in Berlin
- 2002 Zünden des öffentlichen Chanukka-Leuchters am Brandenburger Tor, Berlin, zum ersten Mal in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Herrn Klaus Wowereit
- 2004 Eröffnung des Jüdischen Kindergartens
- 2005 Eröffnung der Jüdischen Traditionsschule, eine staatlich genehmigte Grundschule
- 2006 Eröffnung des jüdischen Multimediazentrums und der Bibliothek
- 2007 große Eröffnung und Einweihung des Jüdischen Bildungszentrums in Anwesenheit des Außenministers Steinmeier. Dieser 6 Millionen Euro teure Bau ist das erste in Deutschland nach der Schoa errichtete jüdische Zentrum, welches hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert wird. Zum Angebot des Hauses gehören neben einer Synagoge mit 250 Plätzen, ein Seminarsaal, eine Kulturbibliothek, ein Multimediazentrum, eine Jugendlounge, ein Restaurant, ein Touristenzentrum sowie ein Judaica-Laden.
- 2008 Eröffnung der Mikva Berlin - ein jüdisches Ritualbad, das als eines der schönsten und modernsten Mikven der Welt gilt.
- 2009 Eröffnung des jüdischen Internats Tora-Kolleg, Berlin Jewish-Tora-Center
- 2010 fand zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg eine jüdische Parade für Frieden und Toleranz mit über 30 jüdischen und nicht jüdischen Organisationen und über 1000 Teilnehmern statt.
- 2011 Eröffnung des Zentrums für Israelis in Berlin
- 2012 Eröffnung des ersten jüdischen Traditions-Gymnasiums in Deutschland
- Rabbinerordinierungs-Zeremonie in Anwesenheit des Oberrabbiners des Staates Israel
- Herausgabe der ersten jüdischen wissenschaftlichen Textsammlung
- 2013 Eröffnung des ersten jüdischen Studentenzentrums deutschlandweit und Einbindung des 6. Rabbiner Ehepaares in Berlin
- Eröffnung des zweiten jüdischen Kindergartens in Berlin-Wilmersdorf
- 2014 Gründung des Beth Din – das gleichzeitig das erste Rabbiner-Gericht ist, welches einen festen Sitz in Deutschland hat.
- 2015 Erweiterung der Synagoge Alexanderplatz
- 2016 Eröffnung eines dritten Jüdischen Kindergartens
- 2017 Erstes Abitur der Jüdischen Traditionsschule, staatlich anerkanntes Gymnasium
- 2018 - Schülerinnen und Schüler der Jüdischen Traditionsschule erhalten bestes Abitur Berlins
- Grundsteinlegung für den Jüdischen Campus mit dem Außenminister Heiko Maas
- Chanukka Lichterzünden am Brandenburger Tor mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier
- 2019 Baubeginn des Pears Jüdischen Campus
Standpunkt
Teichtal tritt für eine jüdische Gemeinde ein, die offen für alle ist, ganz gleich, welchen Hintergrund er oder sie hat, und er fördert die Bereitschaft, jüdisches Wissen zu verbreiten.[1]
Antisemitischer Angriff
Ende Juli 2019 wurde Rabbiner Teichtal Opfer eines antisemitischen Angriffs – auf dem Weg nach Hause nach dem Gottesdienst wurde er in der Nähe einer Synagoge im Bezirk Wilmersdorf vor den Augen seines Kindes von zwei Männern auf arabisch beschimpft und bespuckt.
Es gab in den Folgetagen eine breite Medienberichterstattung über den Angriff auf Teichtal sowie über weitere ähnliche Angriffe auf Juden in München und Berlin. Verschiedene Berufspolitiker solidarisierten sich mit Yehuda Teichtal. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte Rabbiner Teichtal zu Hause, um ihm seine Solidarität und seine Unterstützung auszusprechen. An einem von Chabad organisierten Solidaritätsgebet nahmen viele Berliner Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie hochrangige Politiker teil, u. a. Bundesaußenminister Heiko Maas und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau.[2][3]
Das entsprechende Ermittlungsverfahren musste eingestellt werden, da es bei den Ermittlungen zwar Verdächtige gegeben hatte, die Tat ihnen jedoch trotz Handyauswertungen und Zeugenvernehmungen nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte.[4]
Weblinks
- http://www.jg-berlin.org/en/judaism/rabbis/rab-y-teichtal.html
- http://www.berlin-judentum.de/rabbiner/teichtel.htm
- http://www.rbb-online.de/doku/c-d/dein-leben-und-ich---in-der-juedischen-gemeinde.html
- http://www.morgenpost.de/berlin/article115422187/Nach-Beschneidung-Berliner-Rabbiner-weist-Vorwuerfe-zurueck.html
- https://www.juedisches-europa.net/archiv-seite-3/4-2017/interview-mit-sergei-tchoban/
Einzelnachweise
- http://www.berlin-judentum.de/rabbiner/teichtel.htm
- Hunderte nehmen an Solidaritätsgebet für attackierten Rabbiner teil. www.spiegel.de, 9. August 2019
- Juden in Berlin: Leben zwischen Klischees und Antisemitismus Von Sebastian Engelbrecht Deutschlandfunk 15. August 2019
- 70-jähriger bei erneutem antisemitischen Angriff verletzt. www.welt.de, 29. Oktober 2019