Yann Tiersen
Yann Pierre Tiersen (* 23. Juni 1970 in Brest) ist ein französischer Komponist und Multiinstrumentalist. Außerhalb Frankreichs wurde er ab 2001 besonders durch seine Filmmusiken zu Die fabelhafte Welt der Amélie und Good Bye, Lenin! bekannt.[1][2]
Leben
Yann Tiersen wurde am 23. Juni 1970 in Brest in der Bretagne geboren und wuchs in Rennes auf. Nachdem er einige Jahre in Paris gewohnt hat, lebt er heute mit seiner Familie auf der Insel Ouessant.[2] Auf der Insel hat Tiersen ein eigenes Musikstudio eingerichtet, wozu er eine verlassene Diskothek umfunktioniert hat.[3]
Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt er Geige und Klavier. Als Jugendlicher spielte er in einigen lokalen Post-Punk-Bands Gitarre, nach eigenen Angaben wesentlich beeinflusst von Joy Division und The Stooges. Er hat an den Musikhochschulen in Rennes, Nantes und Boulogne studiert und gilt als äußerst begabter Multi-Instrumentalist.
Musik
Tiersens Musikstil verbindet französische Folkmusik, Chanson und Musette mit Elementen aus der Rock- und Popmusik. Die Verwendung sich wiederholender, dabei leicht variierter Sequenzen rückt ihn in die Nähe der Minimal Music.[4] Entsprechend oft ist Thiersen auf Werkschauen wie die des holländischen Pianisten Jeroen van Veen zusammen mit Vertretern wie Pascal Comelade, Philip Glass, John Adams, Jakob Ter Veldhuis, Arvo Pärt, Ryūichi Sakamoto, Michael Nyman und Eric Satie zu hören. Aufgrund seiner Zusammenarbeit mit anderen französischen Musikern gilt Tiersen als wichtige Person innerhalb der neuen, oft mit dem Etikett Nouvelle Chanson belegten Chansonszene Frankreichs. Für die verstärkte Wahrnehmung französischer Popmusik in Deutschland sorgte unter anderem der Film Die fabelhafte Welt der Amélie, dessen Filmmusik Tiersen komponiert hat.
Die meisten seiner Veröffentlichungen spielt Tiersen als „Ein-Mann-Orchester“ ein. Häufig nutzt er dabei Klavier, Akkordeon, Mandoline, Bass, Gitarre, Banjo, Melodica, Vibraphon und diverse Rhythmusinstrumente, teilweise versehen mit orchestralen Streicherarrangements. Mehrheitlich sind seine Musiktitel Instrumentalstücke, auf einigen singen jedoch auch Gastmusiker oder er selbst.
Nach gemeinsamen Sessions im Jahr 2010 gründeten Yann Tiersen, Lionel Laquerrière und Thomas Poli die Elektronische Staubband, die oft abgekürzt ESB genannt wird. Ihr Debütalbum ESB erschien am 16. Oktober 2015.[5]
Der Song Tempelhof auf dem Album All, bei dem sich Musik mit Aufnahmen aus der Natur vermischen, bezieht sich auf den ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof.[6] Für Tiersen sind Flughäfen ein Symbol des menschlichen Untergangs und des Turbokapitalismus’. Tempelhof sei das Gegenteil davon.[3][1]
Diskografie
Alben
Neben den untenstehend aufgelisteten Alben komponierte Yann Tiersen auch die Musik zu mehreren Kurzfilmen und wirkte an Veröffentlichungen anderer Musiker und Bands mit, u. a. von The Divine Comedy (Neil Hannon), Noir Désir, Dominique A, Françoiz Breut, Les Têtes Raides und The Married Monk.
- 1995: La valse des monstres
- 1996: Rue des cascades
- 1998: Le phare (FR: Gold)[7]
- 1999: Tout est calme
- 1999: Black session (Radiokonzert)
- 2001: L’absente (FR: Gold)
- 2001: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain (Filmmusik) (FR: ×3Dreifachplatin , UK: Gold)
- 2002: C’était ici (Live und Best of) (FR: Gold)
- 2003: Good Bye, Lenin! (Filmmusik)
- 2003: 3 titres inédits au profit de la FIDH (zugunsten der Menschenrechtsorganisation FIDH; veröffentlicht von Fnac)
- 2004: Yann Tiersen & Shannon Wright
- 2005: Les Retrouvailles (FR: Gold)
- 2006: On Tour
- 2008: Tabarly (Filmmusik)
- 2008: Comptine d’un autre été: L’après-midi (Single) (CH: Gold)
- 2010: Dust Lane
- 2011: Skyline
- 2014: Infinity
- 2016: Eusa
- 2019: All
- 2019: Portrait
- 2021: Kerber
Singles (mit Auszeichnungen)
- 2004: Comptine Dun Autre Ete (UK: Silber)
Filmografie (Auswahl)
- 1998: Liebe das Leben (La vie rêvée des anges)
- 2001: Trois huit
- 2001: Die fabelhafte Welt der Amélie (Le fabuleux destin d’Amélie Poulain)
- 2003: Good Bye Lenin!
Einzelnachweise
- Der fabelhafte Insulaner Yann Tiersen. In: NZZ. Abgerufen am 9. August 2021.
- Bayerischer Rundfunk: Yann Tiersen in München: Komponist, Multi-Instrumentalist und Naturbursche | BR-Klassik. 23. September 2019, abgerufen am 9. August 2021.
- Yann Tiersen: "Wir sollten uns selbst nicht so wichtig nehmen". 21. Februar 2019, abgerufen am 9. August 2021.
- Yann Tiersen - Ein Revolutionär der Minimal Music? Abgerufen am 29. Juli 2021.
- Review: ESB - ESB. In: Musikexpress. (musikexpress.de [abgerufen am 15. Juni 2017]).
- Yann Tiersen - ALL. In: MusikBlog. 15. Februar 2019, abgerufen am 9. August 2021 (deutsch).
- Auszeichnungen für Musikverkäufe: FR CH UK
Weblinks
- Literatur von und über Yann Tiersen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website (französisch und englisch)
- Yann Tiersen bei laut.de
- Yann Tiersen in der Internet Movie Database (englisch)
- Yann Tiersen bei MusicBrainz (englisch)