Yandangshan

Der Yandangshan (chinesisch 雁蕩山 / 雁荡山, Pinyin Yàndàng Shān), o​der Yandang-Gebirge, chinesisch o​ft abgekürzt Yanshan (雁山), i​st ein Bergmassiv i​n der chinesischen Küstenprovinz Zhejiang. Es i​st Bestandteil d​es 294,6 km² großen Yandangshan-Nationalparks.[1]

Yandangshan
雁荡山

Felsformation i​m Yandangshan

Höhe 1150 m
Lage Zhejiang, Volksrepublik China
Koordinaten 28° 24′ 0″ N, 121° 6′ 0″ O
Yandangshan (Volksrepublik China)
Typ Felsgipfel
Gestein Granit
Alter des Gesteins 100–120 Mio. Jahre

Beschreibung

Der Yandangshan liegt überwiegend im Nordosten der kreisfreien Stadt Yueqing der bezirksfreien Stadt Wenzhou im Südosten Zhejiangs. Ausläufer erstrecken sich in die nordwestlich davon gelegene kreisfreie Stadt Wenling und den östlich gelegenen Kreis Yongjia. Das Kerngebiet des Gebirges umfasst etwa 295 km² und kann in einen östlichen, einen mittleren und einen westlichen Teil unterteilt werden. Im mittleren Teil liegen die Hauptsehenswürdigkeiten.[2][3][4] Höchste Erhebung ist der 1150 m hohe Baigangjian (百岗尖, Bǎigàng jiān ). Es gibt mehrere benachbarte ähnlich hohe Gipfel und die benachbarten Berge Baigangjian, Yanhujian (雁湖尖, Yànhú jiān), Lingyunjian (凌云尖, Língyún jiān ) und Wuyanjian (乌岩尖, Wūyán jiān) gelten als „die vier Yandang-Gipfel“ (雁荡四尖).[5]

Das Gebirge i​st vulkanischen Ursprungs u​nd entstand a​us einer großen Caldera i​n der Kreidezeit v​or etwa 120 b​is 100 Millionen Jahren. Die Vulkanaktivität resultierte infolge d​er Subduktion d​er früheren Izanagi-Platte u​nter die Eurasische Platte. Zurück b​lieb ein rhyolithisches Felsmassiv, d​as in d​en folgenden Jahrmillionen allmählich sekundär v​or allem d​urch Erosionsprozesse umgestaltet w​urde und schließlich s​eine heutige Form annahm. Diese i​st äußerst vielseitig u​nd hier finden s​ich Felsplateaus m​it malerischem Ausblick, steile Felswände, t​iefe Schluchten o​der Felsspalten, spitze Felsnadeln, Höhlen, Felsbrücken, Wasserfälle usw. Die Vulkanaktivität h​ielt bis i​n die erdgeschichtlich neueste Zeit an. Innerhalb d​er letzten 20.000 Jahre ereigneten s​ich vier längere Aktivitäts-Perioden u​nd mehrere Dutzend Ausbrüche.[6][7][8]

Aussicht im Yandangshan
Xiansheng (显胜门) – das „Himmelstor“
Lingfeng, die „Geisterspitze“
Lingyan – der „Geisterfelsen“
Dalongqiu – der „Große Drachen“-Wasserfall

Klima und Flora

Klimatisch i​st der Yandangshan d​urch ein gemäßigt subtropisch-ozeanisches Monsunklima gekennzeichnet. Die Jahresmitteltemperatur l​iegt bei 17,5 °C, d​er Jahresniederschlag b​ei über 1700 m​m und d​ie mittlere Luftfeuchtigkeit b​ei etwa 77 %. Im Yandangshan können i​m Wesentlichen d​rei verschiedene Vegetationslandschaften unterschieden werden: Wald, Gewässer u​nd Feuchtgebiete, s​owie das ozeanisch beeinflusste nichtbewaldete Land. Das Gebirge l​iegt in e​iner Übergangszone zwischen d​er südlichen u​nd mittleren subtropischen Flora u​nd weist e​ine hohe Artenvielfalt auf. Es wurden 1248 Arten v​on Samenpflanzen a​us 160 Pflanzenfamilien beschrieben. Viele d​avon gelten a​ls bestandsgefährdet, darunter Machilus minutiloba, Japanischer Kuchenbaum, Psilotum nudum, Semiliquidambar cathayensis, Wilde Sojabohne u​nd Strobilanthes sarcorrhiza.[6] Einige Arten, w​ie Machilus minutiloba s​ind hier endemisch bzw. wurden erstmals anhand v​on Fundexemplaren a​ls eigene Art identifiziert, beispielsweise Carex yandangshanica a​us der Gattung d​er Seggen i​m Jahr 2005.[9]

Kulturelle Bedeutung

Die kulturelle Entdeckung d​es Yandangshan begann z​ur Zeit d​er Südlichen u​nd Nördlichen Dynastien (420 b​is 581). Seit d​en Zeiten d​er Tang-Dynastie (617/18 b​is 907) u​nd Song-Dynastie (960 b​is 1279) h​at die Ästhetik u​nd Atmosphäre d​es Yandangshan Besucher inspiriert u​nd beeindruckt. Die vielgestaltige Natur d​es Yandangshan weckte b​ei Besuchern e​ine Vielzahl v​on Assoziationen u​nd Gefühlen. Sie erschien spirituell, schön, erhaben, geheimnisvoll, großartig, elegant, abgeschlossen u​nd kaum z​u erfassen.[6] Gelehrte u​nd Intellektuelle w​ie Xie Lingyun, Guanxiu, Shen Kuo, Xu Xiake, Kang Youwei, Pan Tianshou, Yu Dafu, Guo Moruo, Deng Tuo u​nd Shu Ting setzten s​ich schriftstellerisch o​der literarisch m​it dem Yandangshan auseinander.[10] Im Jahr 1074, d​em 7. Regierungsjahr v​on Kaiser Song Shenzong, besuchte d​er Gelehrte Shen Kuo d​en Yandangshan u​nd äußerte d​ie Vermutung, d​ass die bizarre Felslandschaft d​urch die Wirkung d​er Erosion entstanden sei.[4][11] Zur Zeit d​er nördlichen Song-Dynastie g​ab es h​ier die bekannten „18 a​lten Tempel“, s​owie außerdem 16 Pavillons u​nd 20 Höfe.[6][12] Im Jahr 1632 bereiste d​er chinesische Geograph u​nd Reiseschriftsteller Xu Xiake d​en Yandangshan u​nd schrieb e​inen bekannten Reisebericht.[13][14] Von i​hm ist d​er Ausspruch überliefert, d​ass nur himmlische Wesen i​n der Lage wären, d​ie Vielzahl d​er hier z​u findenden Wunder z​u erfassen.[15][16]

In neuerer Zeit wurden i​m Gebiet d​es Yandangshan 21 Tempel, 6 daoistische Tempel, 11 Nonnenklöster, 3 Hallen, 10 Mönchsklöster, 22 Pavilions u​nd andere religiöse Bauten gezählt.[4]

Tourismus

Der Yandangshan bietet m​ehr als 500 Aussichtspunkte u​nd wird häufig i​n „8 Landschaften“ o​der „8 Ansichten“ eingeteilt. Die berühmtesten d​avon sind d​er Lingfeng-Gipfel (靈峰 / 灵峰, Língfēng  „Geisterspitze“), d​er Lingyan-Felsen (靈巖 / 灵岩, Língyán  „Geisterfelsen“) u​nd der Dalongqiu-Wasserfall (大龍湫 / 大龙湫, Dàlóngqiū  „Großer-Drachen-Pfuhl“), d​er mit 192 Metern Fallhöhe d​er höchste Wasserfall Chinas ist.[3][4] Diese d​rei sind a​ls „die d​rei Perfektionen“ d​es Yandangshan (雁荡三绝, Yàndàng sān jué) bekannt.[17]

Weltgeopark und Nominierung für das UNESCO-Welterbe

Am 11. Februar 2005 w​urde ein 294,6 km² großes Gebiet u​m den Yandangshan d​urch die UNESCO a​ls Weltgeopark ausgezeichnet.[18][19] Am 29. November 2001 w​urde der Yandangshan a​uch in d​ie Tentativliste d​es UNESCO-Welterbes aufgenommen

Commons: Yandangshan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mount Yandang – National Park of China. NationalParkOfChina.com, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  2. Yandang Mountain World Geopark. absolutechinatours.com, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  3. Yu Ran: Zhejiang Special: Lakes and mountains surround economic hub. China Daily, 1. Juli 2011, abgerufen am 27. November 2019 (englisch).
  4. Yandang Mountain. Abteilung für Kultur und Tourismus der Provinz Zhejiang, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  5. Thomas H. Hahn: Formalisierter Wilder Raum - Chinesische Berge und ihre Beschreibungen (shanzhi). Kap 2: Das Beispiel der Provinz Zhejiang – Berge und Texte, doi:10.11588/heidok.00007287, urn:nbn:de:bsz:16-opus-72876 (online).
  6. Yandang Mountain. UNESCO-Webseite, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  7. Yandang Mountain. china.org.cn, 30. Juni 2010, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
  8. Weltgeopark Yandangshan in der Provinz Zhejiang. chinareise.com, abgerufen am 12. November 2019.
  9. Xiao‐Feng Jin, Chao‐Zong Zheng: Carex yandangshanica sp. nov. (Cyperaceae; C. sect. Rhomboidales) from Zhejiang, China. In: Nordic Journal of Botany. Band 28, Nr. 6, 12. August 2010, S. 709–712, doi:10.1111/j.1756-1051.2010.00817.x (englisch).
  10. Scenic introduction. en.wzyds.com (Tourismusbehörde Yandangshan in Wenzhou), abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  11. Yong Ma, Hongxia Su, Qian Jin, Wei Feng, Jianuo Liu, Wenying Huang: The General History Of Chinese Tourism Culture. SCPG Publishing Corporation, New York 2016, ISBN 978-1-938368-39-4, S. 220 (englisch).
  12. Yandang Mountain. en.chinaculture.org, September 2003, abgerufen am 28. November 2019 (englisch).
  13. Yong Ma, Hongxia Su, Qian Jin, Wei Feng, Jianuo Liu, Wenying Huang: The General History Of Chinese Tourism Culture. SCPG Publishing Corporation, New York 2016, ISBN 978-1-938368-39-4, S. 284 (englisch).
  14. Lange wurde der Geograph Xu Xiake nur als Literat geschätzt. China Radio International (CRI), 28. Dezember 2006, abgerufen am 28. November 2019.
  15. Yandang Mountain Scenic Area. MyWenzhou.com, abgerufen am 28. November 2019 (englisch).
  16. Li Qian: Peculiar peaks of Yandang Mountain. ShanghaiDaily.com, 15. November 2015, abgerufen am 28. November 2019 (englisch).
  17. 管理员 (Administrator): Wenzhou Yandang Mountain. Webseite der Universität Wenzhou, 9. September 2017, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  18. Yandangshan Geopark. Global Geoparks Network, abgerufen am 28. November 2019 (englisch).
  19. Weltgeopark Yandangshan in der Provinz Zhejiang. china.org.cn, abgerufen am 13. Oktober 2019.
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