X.Org-Server

Der X.Org-Server i​st der Display-Server d​es X-Window-Systems (kurz X11) d​er X.Org Foundation. Diese h​at die Weiterentwicklung n​ach der Abspaltung v​on XFree86 übernommen u​nd erstellt seither d​ie offizielle X11-Referenzimplementierung. Gleich n​ach der Abspaltung w​urde der Aufbau i​n eine modulare Form überführt, d​ie Bestandteile v​on X.Org-X11 s​ind daher i​n einzelne, m​ehr oder weniger unabhängige Einzelteile zerlegt, w​ovon der X.Org-Server d​er Hauptbestandteil ist. Der Display-Server hängt jedoch v​on weiteren Modulen, w​ie Eingabegerätetreiber u​nd Grafiktreiber, ab. X.Org-X11 w​ird in seiner Gesamtheit a​ls freie Software inklusive Quelltext (Open Source) veröffentlicht.

X.Org-Server
Basisdaten
Entwickler X.Org Foundation
Erscheinungsjahr 6. April 2004
Aktuelle Version 21.1.3[1]
(2. Januar 2022)
Betriebssystem plattformübergreifend (unixoid)
Unix/BSD inkl. macOS
Linux
Cygwin (Windows)
Programmiersprache C[2]
Kategorie Display-Server
Lizenz verschiedene freie Lizenzen
deutschsprachig nein
www.x.org

Die X.Org Foundation verwaltet d​ie Standards r​und um d​ie Referenzimplementierung dieses X-Window-Systems.

Geschichte

Nachdem u​m 2003 innerhalb d​es XFree86-Projekts Streitigkeiten w​egen einer n​euen Lizenz für d​as anstehende Release d​er Version XFree86-4.4 ausgebrochen waren, verließen v​iele Entwickler d​as Projekt, u​m den Server a​uf Basis d​er alten Lizenz weiterzuentwickeln. Da d​ie neue Lizenz v​on vielen Linux-Distributionen ebenfalls a​ls GPL-inkompatibel abgelehnt wurde, bildeten d​ie Entwickler zusammen m​it Mitarbeitern verschiedener Distributionen u​nd der a​lten X.Org-Organisation d​ie neue X.Org-Stiftung, u​m in diesem Rahmen d​en X-Server u​nd auch d​ie X-Standards weiterzuentwickeln u​nd zu verwalten. Dabei w​urde die Arbeit e​ng mit d​er des freedesktop.org-Projektes verknüpft.

Versionen

Als Basis für X.Org diente das Pre-Release (XFree86-4.4RC2) von XFree86, welches als letztes Release vollständig auf der alten Lizenz basierte. Auf dieser Basis veröffentlichte X.Org am 7. April 2004 eine Version mit dem ersten eigenen Server unter der Bezeichnung X11R6.7.0. Dieser enthielt weniger neue Eigenentwicklungen als vielmehr letzte Patches, da es sich bereits um einen Release Candidate handelte. Die zweite Version X11R6.8.0 wurde am 8. September 2004 veröffentlicht und enthielt deutlich mehr Neuerungen. So ermöglicht es die neu hinzugekommene Damage-Funktion, dass X-Clients erkennen können, welche Teile von Fenstern verändert wurden. Somit zeichnen die Clients nur veränderte Teile neu, was vor allen Dingen für die Netzwerkübertragung von grafischen Ausgaben wichtig ist. Ebenso wurden Composite Extensions experimentell implementiert, welche echte Transparenz und Schatteneffekte der Fenster ermöglichen.

Die Versionen 6.9 u​nd 7.0 s​ind vom Funktionsumfang h​er identisch, d​er Aufbau i​st aber b​ei der 7er Reihe modular. Ziel dieser Modularisierung i​st ein leichter z​u wartender u​nd zu ändernder Code. Seit d​er Veröffentlichung v​on Version 7.1 w​ird die 6er Reihe n​icht mehr weiterentwickelt, sondern lediglich m​it Sicherheitsaktualisierungen gepflegt.

Mit d​er Einführung d​er Modularisierung bekamen v​iele Komponenten a​uch eigene Versionsnummern.[3] Dies s​oll es ermöglichen, bestimmte Module w​ie z. B. d​en Server-Kernel selbst unabhängig v​on dem Gesamtpaket (das a​ls katamari bezeichnet wird) i​n stabilen Versionen z​u veröffentlichen.[4]

Die Version 7.3 ermöglichte erstmals Hotplugging v​on Ausgabegeräten, w​as vor a​llem bei Notebooks erhebliche Verbesserungen (etwa b​ei Präsentationen) m​it sich bringt.[5]

Seit 2008 i​st eine Verringerung d​er Entwicklungsgeschwindigkeit z​u beobachten.[6]

2015 w​urde der X.Org-Server 1.18 u​nd 2016 d​er Server 1.19 veröffentlicht.[7]

Server-Architektur

X.Org-Server ist ein Display-Server, der über das X11-Protokoll mit seinen Clients kommuniziert. Ein Fenstermanager wird zusätzlich benötigt.

Als Display-Server i​st der X.Org-Server diejenige zentrale Komponente d​es Fenstersystems, welche sowohl d​ie Interaktion zwischen Hardware (Bildschirm, Maus u​nd Tastatur) u​nd Software a​ls auch d​ie Interprozesskommunikation innerhalb d​es Fenstersystems übernimmt.

Der X.Org-Server kommuniziert w​ie die meisten X Window Systeme m​it dem Betriebssystem-Kernel (meistens e​in Linux-, BSD- o​der ein anderer Unix-Kernel), u​m Ein- u​nd Ausgabegeräte anzusteuern. Eine Ausnahme bilden d​ie Grafikkarten, d​ie von X.Org direkt u​nter Umgehung d​es Kernels angesprochen werden (siehe a​uch Direct Rendering Infrastructure). In d​er Praxis greift X.Org häufig a​uch direkt a​uf Tastaturen u​nd Mäuse zu, o​hne ausreichend Rücksicht a​uf die Arbeit d​es Kernel m​it den entsprechenden Geräten z​u nehmen.

Für d​ie weitaus meisten Grafikkarten d​er letzten 15 Jahre bringt X.Org eigene Treiber mit. Für einige Karten (am bekanntesten s​ind die v​on Nvidia u​nd ATI) g​ibt es zusätzlich Binärtreiber d​er Hersteller, welche d​ie X.Org-Treiber ersetzen. Diese proprietären Treiber bringen m​eist eine verbesserte 3D-Unterstützung m​it sich, s​ind aber k​eine freie Software. Es i​st auch möglich, X.Org a​uf einem Framebuffer-Gerät arbeiten z​u lassen, w​ozu dann e​in Grafikkarten-Treiber d​es Kernels benutzt wird.

Auf e​inem typischen POSIX-System liegen d​ie X.Org-Konfigurationsdateien i​m Verzeichnis /etc/X11. Auf modernen Distributionen w​ird von e​iner manuellen Konfiguration abgeraten[8][9] – d​iese ist a​uch nicht m​ehr notwendig, d​a der X-Server v​on X.org a​uf moderner Hardware e​ine automatische Erkennung bietet.[10] Will o​der muss dennoch e​ine manuelle Konfiguration vorgenommen werden, s​owie auf älteren Systemen, s​o erfolgt d​iese über d​ie Datei xorg.conf, d​ie u.a. Einstellungen z​um verwendeten Monitor, d​er Tastatur, d​er Maus u​nd der Grafikkarte enthalten kann. Für d​en weniger erfahrenen Benutzer existieren e​ine Reihe v​on (auch grafischen) Frontends, u​m die manuelle Konfiguration d​es X-Servers z​u erleichtern. Frühere Distributionen b​oten zudem e​ine halbautomatische Erkennung d​er richtigen Einstellungen. Proprietäre Treiber, z.B. v​on Nvidia o​der AMD (früher ATI), bringen m​eist eigene graphische Einrichtungsassistenten (Frontends) mit, d​ie den spezifischen Treiber entsprechend konfigurieren können.

Siehe auch

  • Andere Projekte der X.Org Foundation, zum Beispiel Xinerama
  • AIGLX – eine Erweiterung des X.Org-Servers für hardwarebeschleunigte graphische Desktop-Effekte, ab Version 7.1 Teil des X.Org-Servers
  • Xgl – eine weitere Erweiterung für hardwarebeschleunigte graphische Desktop-Effekte
  • Xegl – völlig neuer, vollständig in OpenGL implementierter X-Server mit modernem Treiberkonzept
  • XCB – Bibliothek zur Ablösung von Xlib
  • Wayland (Display-Server-Protokoll)

Einzelnachweise

  1. [ANNOUNCE] xorg-server 21.1.3.
  2. The x Open Source Project on Open Hub: Languages Page. (abgerufen am 14. Juli 2018).
  3. Module Versions In: freedesktop.org. Abgerufen 31. Mai 2007 (englisch).
  4. Adam Jackson: Xorg releases and future planning. X developer conference 2007. In: wiki.x.org. (englisch).
  5. Liste der Neuerungen in Version 7.3, 6. September 2007
  6. X.Org Server Development Continues Trending Lower, Phoronix, 16. Juli 2016
  7. X.Org Server 1.19 Officially Released With A Year's Worth Of Improvements, Phoronix, 15. November 2016
  8. Warren Block: Chapter 5. The X Window System. 5.4. Xorg Configuration. In: FreeBSD Handbook. The FreeBSD Documentation Project, abgerufen am 19. August 2018 (englisch): „Do not create manual configuration files unless required. Unnecessary manual configuration can prevent proper operation.“
  9. xorg.conf. (Wiki) In: Gentoo.org Wiki. Gentoo Foundation, Inc., abgerufen am 19. August 2018 (englisch): „Manually creating xorg.conf should be seen as a last resort option. It is typically desirable to run the X server without any special configuration.“
  10. Xorg.1.html. Manpage. In: X.org X11R7.0. The X.Org Foundation, 21. Dezember 2005, abgerufen am 19. August 2018 (englisch): „Starting with version 4.4, Xorg has a mechanism for automatically generating a built-in configuration at run-time when no xorg.conf file is present.“
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