Wolfram P. Kastner

Wolfram P. Kastner (* 23. April 1947 i​n München) i​st ein deutscher Künstler, insbesondere Aktionskünstler, dessen Arbeiten u​nd Aktionen m​eist politische u​nd historische Themen aufgreifen, insbesondere d​ie Zeit d​es Nationalsozialismus i​n Deutschland u​nd Österreich. Gleichrangig stehen Malerei u​nd Zeichnung, Fotoserien, Installationen u​nd Objekte i​m Mittelpunkt seiner Arbeit.

Wolfram Kastner, 2019
Wolfram Kastner erzeugt die „Brandspur“ auf dem Münchner Königsplatz, 2019

Leben

Kastner studierte v​on 1966 b​is 1972 a​n der Akademie d​er Bildenden Künste b​ei Franz Nagel u​nd Robert Jacobsen s​owie an d​er Universität München.

Die Spur d​er Bücher, e​ine seiner bekanntesten Aktionen, erinnert a​n die Bücherverbrennung 1933 i​n Deutschland. Seine Aktionen r​ufen regelmäßig sowohl Bewunderung u​nd Anerkennung a​ls auch Konflikte m​it der Verwaltung, d​er Polizei u​nd Justiz hervor.[1]

Wolfram Kastner i​st Mitbegründer u​nd Vorsitzender d​es Kuratoriums d​er Kurt Eisner Kulturstiftung[2], d​ie 1989 v​on Künstlern i​n Münchner gegründet wurde. Kastner gehört d​em wissenschaftlichen Beirat d​er Giordano-Bruno-Stiftung an.[3] Wolfram Kastner i​st Mitglied i​m Deutschen Künstlerbund.[4] Er l​ebt und arbeitet i​n München.

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1980: Galerie Klaus Lea, München
  • 1981: Sisyphos streikt, Galerie van de Loo, München
  • 1982: Politische Grafik, Kunstverein Erlangen
  • 1985: Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf[5]
  • 1991: Flags und A Shadow of Beauty, Verein für Original-Radierung, München
  • 1994: realitäten, Galerie 5020, Salzburg
  • 1994: Container Ordnung, Kunstverein München
  • 1995: Vergessen – eine Straße, mit F. Kochseder, München und Dachau
  • 1996: wie Gras über die Geschichte wächst, gezeigt im Haus der Kunst, München, sowie in Wuppertal
  • 1998: Brandspur Heidelberg, Kunstverein Heidelberg
  • 1998: Brandspur Mannheim, Mannheimer Kunstverein
  • 1999–2000: SSehStörung, gezeigt in der Galerie 5020, Salzburg sowie im Europäischen Parlament, Strassburg
  • 2000: Positionen zeitgenössischer Kunst zur Erinnerung, Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz
  • 2000: SäulenOrdnung, Artothek München
  • 2000: Schicksal (un)bekannt (mit Christian Lehsten), Christuskirche München und KZ-Gedenkstätte Dachau
  • 2001: Rückgabe, Galerie 5020, öffentlicher Raum in Salzburg mit Martin Krenn
  • 2003: BunkerOrdnung Kunstbunker Tumulka, München
  • 2003: (Un)freiwillig komisch, Karl-Valentin-Musäum (heute Valentin-Karlstadt-Musäum), München
  • 2005: Galerie 1Blick. Kunst im Vorhaus, Hallein
  • 2013: Galerie 1Blick. Kunst im Vorhaus, Hallein
  • 2014: StadtTon in der Galerie Heufelder, München

Teilnahme an Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 1982: Neuerwerbungen, Lenbachgalerie
  • 1988: Die Freiheit erhebt ihr Haupt, Kunstverein München
  • 1991: Fahne, Kunstverein Landau, Kaiserslautern, Frankfurt (Oder), Wrocław u. a.
  • 1996–98: An der Grenze des Erlaubten (Kunst und Zensur), Universitätskulturzentrum Klagenfurt, Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg u. a.
  • 1998: Zeitgenössische Kunst, Erwin-von-Kreibig-Museum, München
  • 2000: vor mehr als einem halben Jahrhundert – Positionen zeitgenössischer Kunst zur Erinnerung, Landesgalerie im Oberösterreichischen Landesmuseum, Linz[6]
  • 2001: unmögliche Kunst Maximilianeum München (kuratiert zusammen mit Günther Gerstenberg)
  • 2017: After the Fact. Propaganda im 21. Jahrhundert. Kunstbau, Lenbachhaus, München, mit der Arbeit Schöner Wohnen (2004)[7]

Aktionen (Auswahl)

  • 1982: Abrüstungs-Rüstungskonversion, Gestaltung einer Werbewand an der Bundeswehrhochschule, Neubiberg.
  • 1986: Denk-Loch, Kunstaktion Kurt Eisner, mit E. Zylla.
  • 1987: Künstler gegen Volkszählung, Gestaltung einer Plakatwand in München-Schwabing.
  • 1988: Stein des Anstoßes, Kunstaktion mit Errichtung eines Denksteins, Polizeiaktion, Beschlagnahme und Ermittlung durch den Staatsanwalt.
  • 1993: Nur der Wachmann schaut zu, Kunstaktion im Justizgebäude in München (die Todesurteile gegen Mitglieder der „weißen Rose“ wurden dort gefällt) mit Unterbrechung durch 6 Justizbeamte, seitdem eine bronzene Gedenktafel, am Hauptportal.
  • 1993: Wir erinnern, Performance zur Erinnerung an die Pogrome vom 9. November 1938 in der F, mit Beendigung durch die Polizei und Ermittlung durch den Staatsanwalt.
  • 1994: schwarzes blut, Erinnerungsperformance für Gustav Landauer
  • 1995: Weiße Fahne, Tag der Befreiung, Marienplatz, München.
  • 1995: Brandspur, Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Münchner Königsplatz vom 10. Mai 1933.[8][9] Die Aktion wird seit 2013 jährlich wiederholt, nachdem frühere Forderungen des Künstlers nach einer Erneuerung des Brandflecks abgelehnt worden waren.[10]
  • 1999: ElserSpuren, Hinzufügung des Namens von Georg Elser auf einem 1969 von Leo Kornbrust geschaffenen und 1996 im Münchener Hofgarten aufgestellten Granitwürfel zum Gedenken der Widerstandsgegner des NS-Regimes[11]
  • 2006: Scherenschnitt, Aktion am 1. November am Salzburger Kommunalfriedhof mit Scherenschnitt der SS-Kranzschleife.
  • 2006: Weg mit dem Konkordat, eine Aktion von W. P. Kastner mit Georg Ledig, Abbruch durch Staatsschutz und Ermittlung durch den Staatsanwalt, Freispruch am Verwaltungsgericht München.
  • 2013: Würdigung und Rehabilitation der in Eichstätt unschuldig wegen „Hexerey“ Ermordeten, Schreiben vom 25. März 2013 an Bischof Gregor Maria Hanke Eichstätt
  • 2013: Projekt Weiße Koffer zur Erinnerung an jüdisches Leben in Neuhausen[12]
  • seit 2014: Proteste gegen die Ehrung von Paul von Hindenburg in Dietramszell.[13]
  • seit 2015: Illegale Beschädigung des Grabsteins von Alfred Jodl auf der Fraueninsel im Chiemsee[14][15][16]

Auszeichnungen

Literatur

  • Winfried Nerdinger (Hrsg.): Wolfram Kastner: »Nicht ich provoziere, sondern die Zustände provozieren mich.« Metropol Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86331-400-2.

Einzelnachweise

  1. Florian Klenk: Wolfram P. Kastner – Ein bayerischer Künstler wird bestraft, weil er einen Kranz der SS beschädigte. In: Die Zeit, Nr. 11/2006.
  2. Kurt-Eisner-Kulturstiftung: Kuratorium
  3. giordano-bruno-stiftung.de (Memento vom 6. Februar 2010 im Internet Archive)
  4. Mitglieder „K“ / Wolfram Kastner. kuenstlerbund.de; abgerufen am 7. September 2015
  5. Liste der Ausstellungen (Memento vom 6. Oktober 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 30. Juni 2008)
  6. …vor mehr als einem halben Jahrhundert. Landesgalerie Oberösterreich im Oberösterreichischen Landesmuseum. 20. Januar – 5. März 2000. Katalog erschienen bei Verlag Publication P No 1, Weitra 2000. ISBN 3-85474-046-8.
  7. Lenbachhaus: After the fact – Propaganda im 21. Jahrhundert 20.05.2017 – 17.09.2017
  8. Helga Pfoertner: Mit der Geschichte leben. Band 1. Literareron, München 2001, ISBN 3-89675-859-4, S. 27–30, ns-dokumentationszentrum-muenchen.de (Memento vom 28. April 2014 im Internet Archive) (PDF; 1,1 MB)
  9. Beschluss der Vollversammlung des Stadtrats vom 19. März 2003 (PDF; 73 kB)
  10. Erinnerung an die Bücherverbrennung. In: abendzeitung-muenchen.de. 10. Mai 2013, abgerufen am 10. Oktober 2013.
  11. Kunstaktion „ElserSpuren“ von Wolfram P. Kastner auf georg-elser-arbeitskreis.de; abgerufen am 12. Juni 2014.
  12. weissekoffer.de
  13. Münchner Mekur: Nach Aufregung um Büste: Symposium in Dietramszell widmet sich Hindenburg, 28. Oktober 2019
  14. Niemand sollte einen Kriegsverbrecher ehren, Humanistischer Pressedienst (hpd), abgerufen am 17. März 2019
  15. Entscheidung im „Jodl-Prozess“ vertagt
  16. Kunstaktion verboten - Gericht schützt Ehrenmal für NS-Verbrecher. Abgerufen am 20. Mai 2021 (deutsch).
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