Hofgarten (München)
Geschichte
Die Geschichte des Münchener Hofgartens der heutigen Stelle begann 1560 unter Herzog Albrecht von Bayern mit der Anlage eines neuen Renaissancegarten mit einem (nicht erhalten) Lusthaus und einem (teilerhaltenen) Arkadengang nördlich einer älteren Anlage aus dem frühen 16. Jahrhundert.[1] Das Lusthaus befand sich in der Nordostecke des heutigen Areals und wurde in der nächsten Phase in den erweiterten Garten integriert.
1613–1617 erweiterte Maximilian I. von Bayern, die Anlage nach Westen hin bis zu der heutigen Ausdehnung. 1614 wurde nach den Hofrechnungen das Gelände abgesteckt, die ersten Pflanzen eingebracht und die Fundamente für den Dianatempel im Zentrum gelegt. In der Folge wurden verschiedene Bauten auch an der Ostseite errichtet und ein Arkadengang um die Anlage herum gezogen. Erhalten ist nur noch der 1616 fertig gestellte Dianatempel und Teile der Arkaden innerhalb einer späteren Umbauung.
Haupteingang ist heute auf der Westseite das zur Theatinerkirche hin gerichtete Hofgartentor (1816), das erste Münchner Bauwerk Leo von Klenzes. An zwei Seiten wird der Hofgarten von Arkadengängen begrenzt; in den nördlichen, der 1780/1781 von Karl Albert von Lespilliez erbauten Churfürstlichen Galerie an der Galeriestraße, befindet sich das Deutsche Theatermuseum, in den westlichen erzählen Fresken von Peter von Cornelius Episoden aus der Geschichte des Hauses Wittelsbach. Im Nordwesten befindet sich ein im Rahmen eines neuen Wohnviertels 1822 (oder 1826) errichtetes Geschäftshaus („Bazargebäude“), das das vormalige Turnierhaus ersetzte. Nach Süden hin schließt den Hofgarten eine Fassade der Münchner Residenz ab, der Festsaalbau mit dem Neuen Herkulessaal. An der Ostseite des Hofgartens befindet sich die Bayerische Staatskanzlei, deren Zentralbau die erhaltene Kuppel des im Zweiten Weltkrieg zum größten Teil zerstörten Bayerischen Armeemuseums-Gebäudes ist. An dieser Stelle stand vor Errichtung des Armeemuseums im Jahr 1905 seit 1807 die Hofgartenkaserne; zuvor drei renaissancezeitliche Lusthäuser. Seit den 1920er Jahren befindet sich am östlichen Ende des Hofgartens das Münchener Kriegerdenkmal.
In der Mitte des Hofgartens befindet sich ein Pavillon, der Dianatempel. Von den acht Bögen des Pavillons gehen die Kreuzwege des Hofgartens aus, die seine Struktur bestimmen. Charakteristisch sind die vier innen angebrachten, mit Muscheln verzierten Wandbrunnen, die unter anderem in André Gides Die Früchte der Erde erwähnt werden. Das Dach des Dianatempels wird durch eine Kopie der Tellus-Bavaria-Bronzestatue von Hubert Gerhard aus dem Jahre 1623 geziert. Das Original ist heute als Teil der Bronzensammlung im Vierschäftesaal der Münchner Residenz aufgestellt. Die Brunnen im Hofgarten werden aus dem Hofbrunnwerk mit Wasserkraft betrieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem der Hofgarten zerstört worden war, fand man einen Kompromiss zwischen Stilelementen eines Englischen Landschaftsgartens, der hier als Baumgarten Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden war, und der ursprünglichen Gestaltung des 17. Jahrhunderts. Zur Residenz hin wurde der Hofgarten nach den Originalplänen (1853) von Carl Effner sen. mit den für die Mitte des 19. Jahrhunderts typischen Pflanzbeeten gestaltet.
Von Juli bis November 1937 fand in den nördlichen Hofgartenarkaden die von den Nationalsozialisten organisierte Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ statt. Hieran erinnert das 1996 am Arkadengang zur Bayerischen Staatskanzlei errichtete Denkmal zur Erinnerung an den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur.[2]
Literatur
- Adrian von Buttlar, Traudl Bierler-Rolly (Hrsg.): Der Münchner Hofgarten. Beiträge zur Spurensicherung. München 1988.
- (Sammelwerk) Denkmäler am Münchner Hofgarten – Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988.
- Arnold Lemke (Hrsg.), Beate Gaßdorf, Walter Kiefl: Der Hofgarten in München. Liebeserklärung an Boule. Volk Verlag, München 2007, ISBN 978-3-937200-44-6.
- Kurt Hentzen: Der Hofgarten zu München. Entwicklungsgeschichte einer historischen Gartenanlage. München, Berlin 1959.
- Im Münchener Hofgarten. In: Die Gartenlaube. Heft 20, 1882 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Beschreibung auf den Seiten der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
- Panoramaansicht
- Münchner Hofgarten auf muenchen.de
- Münchner Hofgarten auf attraktionen.info
Einzelnachweise
- Anna Bauer-Wild: Das Lusthaus Albrechts V. und seine Deckenbildausstattung. In: Denkmäler am Münchner Hofgarten – Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988, S. 28–44. Michael Petzet: Die Arkaden am Unteren Hofgarten und die Münchner Architektur der Renaissance. In: Denkmäler am Münchner Hofgarten – Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988. S. 9–27.
- Helga Pfoertner: Mit der Geschichte leben, Band 1 (Deutsch, PDF; 1,0 MB) S. 223. 2001. Archiviert vom Original am 28. April 2014. Abgerufen am 25. Januar 2011.