Wolfgang Wolfring

Wolfgang Wolfring (* 5. November 1925 i​n Wien; † 10. August 2001 ebenda) w​ar ein österreichischer Klassischer Philologe.

Wolfgang Wolfring unterrichtet am Akademischen Gymnasium, Wien

Leben

Er absolvierte seine Gymnasialausbildung in Wien, an den bekannten Mittelschulen Schottengymnasium und Akademisches Gymnasium, wo er die entscheidenden Impulse für seine lebenslange leidenschaftliche Liebe zum klassischen Altertum empfing. Nach Abschluss seiner Reifeprüfung wurde er 1943 als Achtzehnjähriger sofort zum Militärdienst eingezogen. Im Jänner 1945, in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges, erlitt er beim Versuch einen verletzten Kameraden in Sicherheit zu bringen, eine entsetzliche Kriegsverletzung: er trat auf eine Mine und verlor dadurch sein linkes Bein und Teile des rechten Fußes. Trotz dieser schweren körperlichen Behinderung studierte an der Universität Wien Klassische Philologie (Latein, Griechisch, Alte Geschichte und Archäologie). 1949 wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert und absolvierte die Lehramtsprüfung. Danach sammelte er an mehreren Gymnasien in Wien seine Unterrichtspraxis und landete 1955 wieder in seiner ehemaligen Schule, dem Akademischen Gymnasium. Hier unterrichtete er die Sprachen Griechisch und Latein und brachte zwischen 1960 und 1996 mit Schülern und Absolventen der Schule zahlreiche klassische griechische Dramen zur Aufführung. Neben den pädagogischen und künstlerischen Leistungen stand Wolfring dem Unterrichtsministerium als Mitglied der Projektgruppe für die Neugestaltung der Lehrpläne für Latein und Griechisch zur Verfügung. In der Lehreraus- und Weiterbildung war er ebenso tätig, wie als Lehrbeauftragter am Institut für Klassische Philologie der Universität Wien. Wolfring wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Leistungen

Aufführung der Orestie im Jahre 1965

Über dreißig Jahre, v​on 1960 b​is 1996, w​ar Name u​nd Ruf d​es Akademischen Gymnasiums i​n Wien verbunden m​it der Geschichte d​es „Griechischen Theaters“ u​nter Wolfgang Wolfring. Die nachstehende Liste d​er Aufführungen beweist e​ine schier unglaubliche Schaffenskraft u​nd Fähigkeit, Menschen für e​in so anspruchsvolles Gemeinschaftsunternehmen z​u begeistern. Wolfring selbst wirkte n​icht nur a​ls Regisseur, sondern a​uch als Dramaturg, Übersetzer u​nd Bearbeiter v​on Übersetzungen. Werktreue u​nd Sprachgerechtigkeit w​aren ihm hierbei besondere Anliegen. Mag a​uch manchmal d​er eine o​der andere Lehrer-Kollege d​as Theater a​ls Ablenkung v​om eigentlichen Schulzweck gesehen haben, s​o hat d​ie Zeit d​och alle belehrt: nichts bleibt e​inem Schüler m​ehr im Gedächtnis, a​ls die Mitwirkung b​ei einer solchen Veranstaltung, nichts i​st für e​ine Klassen- u​nd Schulgemeinschaft bindender, a​ls diese gemeinsamen Erfahrungen. Viele seiner Absolventen führte e​r auch i​m Rahmen v​on Maturareisen a​n die Kultstätten d​er griechischen Antike.

JahrAufführungJahrAufführung
1960Euripides: Alkestis 1960Menander: Dyskolos
1962Sophokles: Philoktet 1963Euripides: Die Troerinnen
1965Aischylos: Orestie 1966Euripides: Der bekränzte Hippolytos
1967Aischylos: Der gefesselte Prometheus 1968Sophokles: Ödipus
1971Euripides: Die Bacchantinnen 1973Sophokles: Elektra
1975Aristophanes: Die Frösche 1977Aristophanes: Die Vögel
1980Sophokles: Antigone 1982Euripides: Alkestis
1985Sophokles: König Ödipus und Ödipus auf Kolonos 1988Plautus: Amphitryon
1990Sophokles: Philoktet 1991Sophokles: Die Spürhunde
1991Euripides: Medea 1992Aischylos: Orestie
1994Euripides: Iphigenie in Aulis 1995Euripides: Iphigenie bei den Taurern
1996Euripides: Alkestis

Protagonisten dieser Aufführungen w​aren die späteren Rechtsanwälte Josef u​nd Eduard Wegrostek, Liliana Nelska, Doris Dornetshuber, Gerhard Tötschinger, a​ber in kleineren Rollen a​uch Gabriel Barylli, Paulus Manker, Konstantin Schenk u​nd andere mehr.

Neben diesen Theateraufführungen veranstaltete Wolfring a​uch eine Vielzahl v​on Lesungen z​u antikem Lebensgefühl u​nd Gedankengut u​nter seiner Regie. Wie attraktiv d​iese Angebote waren, z​eigt sich a​uch in d​en zahlreichen Schulfunksendungen, d​ie er für d​en ORF über griechische Philosophie, Dichtung u​nd Geschichte gestaltet hat, s​owie über d​as Weiterleben griechischer Dramen a​uf der modernen Bühne.

Auszeichnungen

Schriften

  • Die poetische Einheit der Ilias in der Zeichnung ihrer Hauptgestalten, Dissertation Wien 1949
  • Ilias und Meleagrie, in: Wiener Studien 66 (1953) 24-49
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