Wolfgang Liebe (Ingenieur)
Wolfgang Liebe (* 22. Juni 1911 in Gandersheim; † 21. Oktober 2005 in Berlin) war ein deutscher Luftfahrtingenieur, der sich vor allem mit der Entwicklung aerodynamischer Verbesserungen des Strömungsabrissverhaltens von Tragflächen beschäftigte.
Biografie
Seine Jugendzeit verbrachte Wolfgang Liebe in Cottbus und legte dort 1930 sein Abitur ab. Für die Wahl seines zukünftigen Berufes waren sicher auch Eindrücke während einer Praktikantentätigkeit bei Junkers sowie wie die Landung Chamberlins 1928 auf dem Cottbuser Flugplatz und der häufige Vorbeiflug der Junkers F 13 mit entscheidend. Er studierte dann Flugzeugbau in Danzig und verließ die Universität 1936 als Diplom-Ingenieur. Seine Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Auftriebsberechnung am Tragflügel.
Bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) arbeitete er anschließend im Fachgebiet Entstehung und Zusammenbruch des Auftriebs am Flügel und das Abkippen beim Überziehen. Er führte umfangreiche Versuche mit unterschiedlichen aerodynamisch wirksamen Anbauten an der Messerschmitt Bf 109 durch, mit dem Ziel ein unbeherrschbares plötzliches Überziehen verbunden mit hohem Unfallrisiko zu vermeiden. Diese Versuche führten ihn letztendlich zu der Idee das seitliche Wegströmen von Grenzschicht und Totwasser mittels eines einfachen Bleches, als Grenzschichtzaun bezeichnet, aufzuhalten.[1] Liebe erhielt hierauf 1938 ein Patent mit der Nr. 700625 erteilt.[2]
Ab 1941 war er Leiter des Bereiches Flugtechnik im tschechoslowakischen Forschungsinstitut Prag-Letňany (VZLÚ). In der ersten Nachkriegszeit arbeitete er für die jugoslawische Regierung an der Berechnung von Hochleistungs-Segelflugzeugen. 1951 kehrte er nach Deutschland zurück und promovierte 1953 mit dem Thema Ursachen und Gesetzmäßigkeiten für das Abkippen im Fluge.
An der TU Berlin erhielt er 1955 einen Lehrauftrag für das Fach Aerodynamik des Tragflügels, 1964 wechselte er an das Institut für elektrische Maschinen und führte dort seine Lehrtätigkeit zum Thema Erwärmung elektrischer Maschinen weiter. Nach seiner Pensionierung 1976 widmete er sich ganz seinen „Hobbythemen“: Wirbelbildung, Vortrieb durch Wirbelabstoß, Schwimmen und Fliegen in der Natur.[3] Zusammen mit seinem Sohn Roland entwickelte er das Finite Wirbel-Modell. Hierfür erhielt er im Juni 2004 die Ehrenmedaille des Wessex Institute of Technology („For outstanding contributions to aerodynamic science and technology“).
Weblinks
- Ariane Bemmer: Wolfgang Liebe. In: Der Tagesspiegel, 30. Dezember 2005.
- Hans Franke: Nachruf auf Professor Dr.–Ing. Wolfgang Liebe (PDF; 541 kB). In: Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e. V. (Hrsg.): Luft- und Raumfahrt, Jahrgang 27, Heft 2/2006 (= Mitteilungen 2/2006), Bonn 2006, S. 50–51.
Einzelnachweise
- Zur Theorie des Grenzschichtzauns (engl.) (Memento vom 11. Februar 2006 im Internet Archive) (PDF; 41 kB)
- Patent DE700625: Vorrichtung zum Verhindern der Ausbreitung von Strömungsstörungen an Flugzeugflügeln.
- Zur Bionik