Wolfgang III. Kämmerer von Worms

Wolfgang III. Kämmerer v​on Worms, genannt v​on Dalberg[Anm. 1], (* 4. September 1426 i​n Oppenheim[Anm. 2]; † 20. September 1476 i​n Oppenheim[1]) w​ar Hofmarschall d​es Kurfürsten Friedrich I. v​on der Pfalz.

Wolfgang III. von Waldeck-Dalberg, auf seinem Epitaph in der Katharinenkirche Oppenheim
Gertrud von Dalberg geb. von Greiffenclau, auf ihrem Epitaph in der Katharinenkirche Oppenheim

Herkunft und Familie

Wolfgang III. w​ar der zweite Sohn v​on Johann XVII. Kämmerer v​on Worms, d​er ab 1390 erwähnt w​ird und a​m 2. Juli 1431 i​n der Schlacht v​on Bulgnéville fiel. Die Mutter w​ar Anna, Tochter v​on Hans u​nd Guitgin v​on Helmstatt, d​ie am 10. Juni 1466 s​tarb und i​n Oppenheim beigesetzt wurde.

Wolfgang III. heiratete 1444[Anm. 3] Gertrud v​on Greiffenclau z​u Vollrads († 10. August 1502[Anm. 4], bestattet i​n der Katharinenkirche i​n Oppenheim), Tochter v​on Friedrich v​on Greiffenclau z​u Vollrads (1401–1462). Aus dieser Ehe gingen 11 Kinder hervor:

  1. Dieter V. (* 1456 oder 1457[2]; † 28. April 1467 in Herrnsheim). Bei seinem Tod hielt er sich in Herrnsheim auf und wurde in der Kirche St. Peter bestattet.[3]
  2. Wolfgang IV. (* 27. Juli 1454; † 1473) blieb unverheiratet.[4]
  3. Johann XX. (* 14. August 1455; † 27. Juli 1503 in Heidelberg; bestattet im Wormser Dom) war von 1482 bis 1503 Bischof von Worms und wurde 1482 Kanzler der Kurpfalz.
  4. Friedrich VI. von Dalberg (* 10. Februar 1459; † 12. November 1506; bestattet in der Katharinenkirche in Oppenheim) war Bürgermeister der Stadt. Er heiratete 1480 Katharina, Tochter des Dieter von Gemmingen und der Anna von Venningen.[5] Sie verstarb am 19. Februar 1507.[6]
  5. Margareta († 1521) war Nonne im Kloster Marienberg in Boppard.[7]
  6. Guda, genannt seit 1464; † 1518[8] war 1494 bis 1506 Priorin des Klosters Maria Himmelskron in Hochheim (heute: Worms) und später in Kloster Marienberg in Boppard.
  7. Dieter VI. (* 1468; † 9. Februar 1530, bestattet in Wallhausen) erhielt den gleichen Namen wie sein älterer, zuvor verstorbener Bruder gleichen Namens. Er heiratete Anna, Tochter des Hans und der Gertrud von Helmstatt († 28. August 1528), die ebenfalls in Wallhausen bestattet wurde.[9]
  8. Gertrud († 7. April 1520) war Nonne im Kloster Marienberg in Boppard.[10]
  9. Wolfgang VI. von Dalberg (* 1473; † 25. Januar 1522) erhielt den gleichen Namen wie sein älterer, zuvor verstorbener Bruder gleichen Namens. Er war kurpfälzischer Amtmann in Oppenheim und heiratete Agnes, Tochter von Swicker und Margareta von Sickingen. Wolfgang wurde in Oppenheim bestattet.[11]
  10. Barbara, erwähnt 1504, Nonne[12]
  11. Anna (* 1458; † 8. November 1503[13]) heiratete vor dem 14. September 1477 Pleikard von Gemmingen († 21. Oktober 1515). Beide wurden in Gemmingen bestattet. Ihre Grabplatten sind dort erhalten.[14]
  12. Elisabeth[15] heiratete Hermann von Handschuhsheim.[16]

Wolfgang III. v​on Dalberg u​nd seine Gattin s​ind in d​er Katharinenkirche i​n Oppenheim beigesetzt, i​hre Epitaphien erhalten.[17]

Wirken

Wolfgang III. w​ar Burgmann d​es Königs u​nd ab 1459 kurpfälzischer Hofmarschall. Auch w​ar er mehrfach Bürgermeister i​n Oppenheim, s​o in d​en Jahren 1462, 1468 u​nd 1474.[18]

1452 begleitete Wolfgang III. m​it acht Pferden d​en Romzug König Friedrich III., d​er dort v​on Papst Nikolaus V. z​um Kaiser gekrönt wurde.[19]

Er unternahm e​ine Pilgerreise n​ach Jerusalem, e​in nicht unübliches Unternehmen i​m späten Mittelalter. Auf d​em Weg besuchte e​r dabei seinen Schwiegervater, Friedrich v​on Greiffenclau, i​m Franziskanerkloster a​uf der Insel Daksa b​ei Dubrovnik.[20]

Die Sage vom Ritterschlag auf der Tiberbrücke

Milvische Brücke – Ort des sagenhaften Ritterschlages

In späterer Zeit w​urde die Sage, d​ass ein Dalberger v​on Kaiser Friedrich III. n​ach dessen Kaiserkrönung i​n Rom a​uf der Milvischen Tiberbrücke z​um Ritter geschlagen worden sei, a​uf Wolfgang III. bezogen. Aus d​em Ereignis leiteten s​eine Nachkommen später d​as protokollarische Vorrecht d​er Dalberger ab, n​ach einer Kaiserkrönung d​en ersten Ritterschlag z​u empfangen. Die Sage h​at aber vermutlich keinen faktischen Kern.

Literatur

  • Friedrich Battenberg: Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165–1843 Band 14/3: Corrigenda, Indices und Stammtafeln (v. Dalberg und Ulner von Dieburg) = Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 14/3. Darmstadt 1987. ISBN 3-88443-238-9
  • Johannes Bollinger: 100 Familien der Kämmerer von Worms und der Herren von Dalberg. Bollinger, Worms-Herrnsheim 1989. Ohne ISBN.

Regine Dölling: St. Katharinen Oppenheim. 2. Auflage: Schnell + Steiner. Regensburg 2011 ISBN 978-3-7954-2528-9

  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge, Bd. 9: Familien vom Mittel- und Oberrhein und aus Burgund. Marburg 1986. Ohne ISBN, Tafel 55.

Anmerkungen

  1. Ordnungszahl nach Bollinger, S. 10, 31: Johannes XXII.
  2. Battenberg: Repertorien 14/3, Taf. III: * 4. September 1416.
  3. Bollinger, S. 31, nennt für die Hochzeit den „August 1453“.
  4. Bollinger, S. 31, nennt als Todestag den 10. März 1502.

Einzelnachweise

  1. Schwennicke, Taf. 55.
  2. Bollinger, S. 34.
  3. Bollinger, S. 34.
  4. Schwennicke, Taf. 56, Bollinger, S. 32.
  5. Schwennicke, Taf. 56, Bollinger, S. 32.
  6. So: Schwennicke, Taf. 56. Bollinger, S. 38, nennt als Sterbetag den 19. Februar 1517.
  7. Schwennicke, Taf. 56, Bollinger, S. 34.
  8. Eberhard J. Nikitsch: DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 164†. In: Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis.
  9. Bollinger, S. 34, 38.
  10. Schwennicke, Taf. 56, Bollinger, S. 34.
  11. Dölling: St. Katharinen, S. 44; Schwennicke, Taf. 56, Bollinger, S. 34, 39.
  12. Battenberg: Repertorien 14/3, Taf. III; nicht bei Schwennicke, Taf. 56 oder Böllinger, S. 34.
  13. So: Schwennicke, Taf. 56. Bollinger, S. 34, nennt als Sterbetag den 18. November 1503.
  14. Adolf von Oechelhäuser (Hg.): Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg). Tübingen 1909, S. 180. Die in der Literatur anzutreffende Behauptung, sie seien beide in Oppenheim beigesetzt (Schwennicke, Taf. 56. Bollinger, S. 34), trifft deshalb nicht zu.
  15. Bollinger, S. 34.
  16. Schwennicke, Taf. 56; Bollinger, S. 34.
  17. Dölling: St. Katharinen, S. 40; Webseite zu Grabdenkmälern in der Katharinenkirche, Unterpunkt 5.
  18. Carl. J. H. Villinger: Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg und ihre Beziehungen zu Oppenheim. In: 1200 Jahre Oppenheim am Rhein. Stadt Oppenheim, Oppenheim 1965, S. 55–68 (60).
  19. Bollinger, S. 31f.
  20. Siegrid Düll: Die Inschriften der Stadt Oppenheim, S. 47, Reichert Verlag, 1984, ISBN 3-88226-194-3; (Ausschnittscan)
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