Wolfgang Carl Briegel
Wolfgang Carl Briegel (* 21. Mai 1626 im unterfränkischen Königsberg; † 19. November 1712 in Darmstadt) war ein deutscher Komponist.
Leben
Briegel war Sohn eines Apothekers. Die Familie floh infolge der Besetzung des Ortes durch die Truppen von Tilly im März 1632 nach Nürnberg. Er wurde 1636 wegen seiner schönen Sopranstimme in den Hauptchor der Frauenkirche zu Nürnberg aufgenommen. Er studierte vier Semester in Altdorf bei Nürnberg und war Schüler von Johann Staden und Johann Erasmus Kindermann. 1645 wurde Briegel Organist an der Johanniskirche in Schweinfurt und schrieb bereits seine ersten Kompositionen. 1651 wurde er von Herzog Ernst dem Frommen als Hofkantor in Gotha berufen und wurde später Hofkapellmeister und Musiklehrer der Kinder des Herzogs. 1671 berief ihn Elisabeth Dorothea, seine beste Schülerin und älteste Tochter des Herzogs, als Hofkapellmeister nach Darmstadt. Briegel bewohnte ab 1680 ein Haus in der Vorstadt im Birngarten. Er schuf neben umfangreich besetzten Werken zahlreiche einfache Gebrauchsmusiken für die kirchenmusikalischen Praxis. Mit seinem Schwiegersohn Henning Müller gab er Das grosse Cantional heraus, mit dem der Kirchengesang in Hessen auf eine verbindliche Grundlage gestellt wurde. Er wurde 1709 nach erfolgreichem Wirken durch Christoph Graupner ersetzt und trat in den Ruhestand. Er starb im November 1712 und wurde neben der Stadtkapelle begraben.
Briegel schrieb etliche Werke geistlicher Chormusik, Singspiele und Instrumentalsuiten.
Ehrungen
- 1963 wurde in Darmstadt der Briegelweg nach ihm benannt.
- Am nordöstlichen Rand des Karolinenplatzes in Darmstadt zwischen dem früheren Staatstheater und der Technischen Universität befindet sich eine Gedenkplatte.
Werke
Bühnenwerke
- Von den freien Künsten, Ballett, 2. Juli 1661, Gotha
- Musikalischer Freudenwunsch, Ballett, 1. Oktober 1665, Gotha
- Wedding ballet, 5. Dezember 1666, Gotha
- Das verliebte Gespenst, Oper, 1673, Darmstadt
- Triumphierendes Siegespiel der wahren Liebe (Comédie, J. Mylius), 8. Juni 1673, Darmstadt
- Das verbesserte Parisurteil, Opéra-Ballet, 6. Januar 1674, Darmstadt
- Die beglückwünschte Majorennität des Fürsten, 22. Juni 1676, Darmstadt
- Quadriga activa, festival piece, 25. Januar 1677
- Bewillkommende Frühlingsfreude, Ballett, 6. Mai 1683
- Das Band der beständigen Freundschaft, Singspiel, 8. Mai 1683, Darmstadt
- Die siegende Weisheit, 8. Januar 1686
- Die wahren Seelenruhe oder gekrönte Eustathia, Tragikomödie, Mai 1686, Darmstadt
- Die triumphierende Tugend, Opéra-Ballet, 29. Juli 1686, Darmstadt
- L’enchantement de Medée, Ballett, 11. November 1688, Darmstadt
- Tugendgespräch, allegorische Komödie, 19. November 1700
- weitere Ballette und Bühnenmusik, 1683, 1687, 1700, 1705
Kantaten
- Evangelische Gespräch I–III, 5–10 Stimmen (Mühlhausen und Darmstadt, 1660–81)
- Evangelischer Blumengarten I–IV, 4 Stimmen, B. c. (Gotha, 1660–69)
- J. S. Kriegmanns Evangelisches Hosianna, 1–5 Stimmen, Instrumente, B. c. (Frankfurt, 1677)
- Musicalische Trostquelle, 4 Stimmen, 2/4 Violinen, B. c. (Darmstadt, 1679)
- Musicalischer Lebensbrunn, 4 Stimmen, 4 Instrumente, B. c. (Darmstadt, 1680)
- Christian Rehefelds evangelischer Palmenzweig, 1–5 Stimmen, 2–5 Instrumente, B. c. (Frankfurt, 1684)
- J.G. Braunens, Cithara Davido-Evangelica, 4 Stimmen, 2 Violinen, B. c. (Gießen, 1685)
- Concentus apostolico-musicus, 3/4 Stimmen, 2 Violinen, B. c. (Gießen, 1697)
- weitere unveröffentlichte Werke
Kirchliche Vokalmusik
- Psalter Davids, Teil I, 4 Stimmen (Gotha, 1654)
- Geistlicher musikalischer Rosengarten, 1–5 Stimmen, Instrumente (Gotha, 1658)
- Geistlicher Arien, Teil I, 1, 2 Stimmen, 2 und mehr Violinen, B. c. (Gotha, 1660)
- Geistlicher Arien, Teil II, 1, 2 Stimmen, 2 und mehr Violinen, B. c. (Mühlhausen, 1661)
- Die Verschmähete Eitelkeit (Lieder nach Johann Rist) (Gotha, 1669), verloren
- Geistliche Oden Andreae Gryphii, 1/2 Violinen, B. c. (Gotha, 1670)
- Zwölf madrigalische Trostgesänge, 5/6 Violinen (Gotha, 1670–71)
- Geistliche Gespräche und Psalmen, 6 Stimmen, B. c. (Gotha, 1674)
- Das große Cantional oder Kirchen-Gesangbuch (Darmstadt, 1687)
- Des Königs und Propheten Davids sieben Bußpsalmen, 6/4 Stimmen, 2 Violinen, B. c. (Gotha, 1692)
- Letzter Schwanen-Gesang, 4/5 Stimmen, B. c. ad Libitum (Gießen, 1709)
- Ten wedding and funeral songs, 2–6 Stimmen, Instrumente (Gotha, 1653–70)
- One funeral song, 4 Stimmen (Darmstadt, 1678)
- Three funeral songs, 5 Stimmen (nicht gedruckt, 1664–79)
- weitere Gelegenheitskompositionen in Sammlungen
Instrumentalwerke
- 10 Paduanen, 10 Galliarden, 10 Balletten, 10 Couranten, a 3, 4 (Erfurt, 1652)
- Intraden, Sonaten, a 4, 5 (Leipzig und Erfurt, 1669)
- Allemanden und Couranten (Jena, 1664)
- Musikalisches Tafelkonfekt, 4 Stimmen, 2 Violinen, B. c. (Frankfurt, 1672)
- Musikalischer Erquickstunden, 4 Stimmen, Streichinstrumente, B. c. (Darmstadt, 1679); verloren
- Orgelwerke im Manuskript, D-Dl; Acht Fugen durch die Kirchentöne
Literatur
- Adam Adrio: Briegel, Wolfgang Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 611 f. (Digitalisat).
- Oswald Bill: Briegel, Wolfgang Carl. In: Roland Dotzert et al.: Stadtlexikon Darmstadt. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8062-1930-2, S. 107 (Digitalisat).
- Arrey von Dommer: Briegel, Wolfgang Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 328 f.
- Elisabeth Noack: Wolfgang Carl Briegel: ein Barockkomponist in seiner Zeit. Merseburger Verlag, Berlin 1963.
Weblinks
- Literatur von und über Wolfgang Carl Briegel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebensbeschreibung
- Liste der Bühnenwerke von Wolfgang Carl Briegel auf Basis der MGG bei Operone
- Druckschriften von und über Wolfgang Carl Briegel im VD 17.
- Noten und Audiodateien von Wolfgang Carl Briegel im International Music Score Library Project
- Kantaten
- Briegel, Wolfgang Carl. Hessische Biografie. (Stand: 3. Januar 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).