Wolf von Aichelburg
Wolf von Aichelburg (* 3. Januar 1912 in Pula, Istrien; † 24. August 1994 vor Mallorca) war ein siebenbürgisch-deutscher Dichter, Maler und Komponist.
Leben
Aichelburg wurde am 3. Januar 1912 im heute kroatischen Pula (damals Österreich-Ungarn) geboren. Er entstammt einer österreichischen Adelsfamilie. 1918 ließ sich die Familie in Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen nieder. Von 1928 bis 1934 studierte er in Klausenburg und Dijon Germanistik und Romanistik. Nach jahrelangem Aufenthalt in Westeuropa kehrte er 1939 in seine siebenbürgische Heimat zurück. Im Kronstädter Schriftstellerprozess im Jahre 1959 wurde er zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt. Erst im Jahre 1964 kam er aufgrund einer Generalamnestie für politische Häftlinge auf freien Fuß und konnte in der Folgezeit wieder auf Deutsch publizieren. 1980 verließ Aichelburg Rumänien und übersiedelte nach Freiburg im Breisgau. Am 24. August 1994 ertrank er vor der Küste von Mallorca.
Sein Nachlass wird im Archiv des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte an der LMU München aufbewahrt.[1]
Werke
- Herbergen im Wind. Gedichte. Literaturverlag, Bukarest 1969.
- Ratten von Hameln. Fabeln. Literaturverlag, Bukarest 1969.
- Lyrik, Dramen, Prosa. Kriterion-Verlag, Bukarest 1971.
- Vergessener Gast. Gedichte. Dacia-Verlag, Cluj 1973.
- Fingerzeige. Essays. Dacia-Verlag, Cluj 1974.
- Aller Ufer Widerschein. Gedichte. Wort-und-Welt-Verlag, Innsbruck 1984, ISBN 3-85373-079-5.
- Anhalter Bahnhof. Gedichte. Wort-und-Welt-Verlag, Innsbruck 1985, ISBN 3-85373-094-9.
- Corrida. Gedichte. Wort-und-Welt-Verlag, Innsbruck 1987, ISBN 3-85373-104-X.
- Tuskische Gärten. Gesammelte Gedichte. Ed. Arnshaugk, München 1993, ISBN 3-926370-19-X.
- Der Brand des Tempels. : Gesammelte Dramen. Ed. Arnshaugk, München 1993, ISBN 3-926370-20-3.
- Gedichte / Poezii. Übersetzungen von Dan Dănilă. Ed. Hermann, 1996, ISBN 973-97285-4-5.
Werke als Komponist
- Sonate für Viola und Klavier
- Konzert für Trompete und Orchester
Literatur
- Georg Herbstritt: Der Kronstädter Schriftstellerprozess 1959 in den Akten der DDR-Staatssicherheit. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. Band 23, Nr. 1/2, 2011, S. 204–209.
- Laura Gabriela Laza: „Baumeister war die Angst“. Die politischen Prozesse rumänischer und deutschsprachiger Schriftsteller aus Rumänien nach dem Ungarnaufstand von 1956. Casa Cărţii de Ştiinţă, Cluj-Napoca 2017, ISBN 978-606-17-1118-5.
- Laura Gabriela Laza: „Du darfst nicht laut die Worte sprechen …“. Wolf von Aichelburgs IM-Akte. In: Germanistik im Europäischen Kontext. Band 3, Nr. 1, 2011, ISSN 2247-7527, S. 41–54.
- Laura Gabriela Laza: Wolf von Aichelburg. Siebenbürgischer Schriftsteller, Maler, Komponist und Übersetzer. In: Deutsch-Rumänische Hefte. Band 18, Nr. 2, 2015, ISSN 1618-1980, S. 21–23, (Digitalisat).
- Herta Müller: Die Naturlyrik Wolf Aichelburgs. Sprachliche und formale Mittel. Lucrare de licență [Diplomarbeit], Univ. Temeswar, 1976.
- Michaela Nowotnick: „95 Jahre Haft“. Kronstädter Schriftstellerprozess 1959: Darstellungsformen und Deutungsmuster der Aufarbeitung. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. Band 24, Nr. 1/2, 2012, S. 173–181.
- Michaela Nowotnick: Die Unentrinnbarkeit der Biographie. Der Roman „Rote Handschuhe“ von Eginald Schlattner als Fallstudie zur rumäniendeutschen Literatur (= Studia Transylvanica. 45). Böhlau, Köln u. a. 2016, ISBN 978-3-412-50344-4.
- William Totok: Empathie für alle Opfer. Eginald Schlattner, ein Leben in Zeiten diktatorischer Herrschaft. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. Band 24, Nr. 1/2, 2012, S. 181–198.
Weblinks
- Literatur von und über Wolf von Aichelburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Herbert-Werner Mühlroth: Zum 100 Geburtstag. In: Siebenbürgische Zeitung. 24. März 2012.
- Forschungsprojekt Gedichte und Briefe aus der Verbannung. Wolf von Aichelburg in Măicănești. Hg. von Laura Laza, Ursula A. Schneider, Annette Steinsiek. Im Auftrag der Babeș-Bolyai-Universität, Cluj-Napoca, des Forschungsinstituts Brenner-Archiv der Universität Innsbruck und des Instituts für Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München.
Einzelnachweise
- Archiv Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas der LMU München. Abgerufen am 25. November 2019.