Wolf Weil
Wolf Weil (* 19. November 1912 in Krakau; † 12. März 1988 in Hof) war nach 1945 erster und langjähriger Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in Hof. Als „Schindlerjude“ überlebte er das KZ Plaszow.
Leben
Der gelernte Kaufmann Wolf Weil entkam dem Holocaust dank dem Engagement von Oskar Schindler, er überlebte den Aufenthalt im KZ Plaszow.
Im Jahr 1945 ließ er sich in Hof nieder. Dort half er, zusammen mit dem jüdischen Hilfskomitee, Displaced Persons, u. a. im Lager Moschendorf beim Neustart. Er sorgte für die Bestattung von über 100 jüdischen Opfern von Todesmärschen, die im Raum Hof ums Leben gekommen waren und deren Leichen teils noch verstreut in den Wäldern lagen. Sie wurden in einem Sammelgrab auf dem Jüdischen Friedhof von Hof bestattet; ein entsprechendes Denkmal wurde errichtet. Er war der erste Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Hof, der er über 40 Jahre bis zu seinem Tod vorstand. Wolf Weil war außerdem im Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und im Zentralrat der Juden in Deutschland aktiv.
Im November 2020 wurde ein Abschnitt der Hohen Straße in der Hohensaas nahe dem Jüdischen Friedhof in Wolf-Weil-Straße umbenannt.[1] Der endgültige Beschluss über den Antrag des Stadtrats Thomas Etzel (Die Linke) wurde in der Stadtratssitzung nahezu einstimmig gefasst, allerdings ohne die Stimmen der AfD-Vertreter. Im Januar 2021 trat er in Kraft. Die offizielle Straßenwidmung durch die Oberbürgermeisterin der Stadt Hof, Eva Döhla, in Anwesenheit von u. a. dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Jakob Gonczarowski, und Mitgliedern der Familie von Wolf Weil erfolgte im Juli 2021 im Rahmen einer Veranstaltung auf dem nahe gelegenen Jüdischen Friedhof und an der Ecke der früheren Hohen Straße und der Kulmbacher Straße. Gefordert hatte eine solche Umbenennung seit mehreren Jahren vor allem die Kreisvereinigung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Hof-Wunsiedel und dazu Vorschläge gemacht. Eine Umbenennung der an der ehemaligen Synagoge gelegenen Hallstraße hatte die Stadt abgelehnt.
Alfreda Weil, geborene Bachner, seine Frau, starb am 23. Januar 2020 im Alter von 98 Jahren. Sie wurde am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz, auf dem Jüdischen Friedhof in Hof bestattet. Als 24-Jährige hatte sie die Befreiung von Auschwitz miterlebt. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.
Wolf Weils Nachfolger als Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde war Leon Gonczarowski. Ihm wurde bereits im Jahr 2018 eine Straße in Hof-Moschendorf gewidmet.
Auszeichnungen
- 1985: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- Bayerischen Verdienstorden
- Goldene Bürgermedaille der Stadt Hof
Literatur
- Michael Brenner: Der Wiederaufbau jüdischen Lebens in Europa 1945–1967. In: Michael Brenner, Daniela F. Eisenstein (Hrsg.): Die Juden in Franken. 2012. ISBN 978-3-486-70100-5. S. 277f.
- Biographische Sammlung im Stadtarchiv Hof: 0915 Weil, Wolf.
Weblinks
- Beitrag vom Bayerischen Rundfunk zur Straßenumbenennung, Pressemitteilung beim VVN-BdA
- Eintrag beim Haus der Bayerischen Geschichte zum jüdischen Hofer Friedhof mit Bild des Grabes Weils
Einzelnachweise
- Hof feiert Straßenumbenennung nach Holocaust-Überlebendem. 9. Juli 2021, abgerufen am 6. Februar 2022.