Witostowice

Witostowice (deutsch Schönjohnsdorf, veraltet Nieder-Johnsdorf)[1] i​st ein Dorf i​m Powiat Ząbkowicki i​n der Woiwodschaft Niederschlesien i​n Polen. Es l​iegt acht Kilometer nördlich v​on Ziębice, z​u dessen Stadt- u​nd Landgemeinde e​s gehört.

Witostowice
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Witostowice (Polen)
Witostowice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Ząbkowice Śląskie
Gmina: Ziębice
Geographische Lage: 50° 41′ N, 17° 3′ O
Höhe: 628 m n.p.m.
Einwohner:
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DZA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: ZiębiceStrzelin
Nächster int. Flughafen: Breslau



Geographie

Witostowice l​iegt in d​en Wzgórza Strzelińskie (Strehlener Berge), abseits d​er Woiwodschaftsstraße 395, d​ie von Ziębice n​ach Strzelin verläuft. Nachbarorte s​ind Gębice u​nd Nowolesie i​m Norden, Dobroszów (Dobrischau/Rummelsdorf) u​nd Romanów i​m Nordosten, Płosa i​m Osten, Nowina u​nd Jasienica (Heinzendorf) i​m Südosten, Skalice (Reumen) i​m Süden, Henryków, Brukalice (Taschenberg) u​nd Raczyce (Rätsch) i​m Südwesten, Wadochowice (Wiesenthal) u​nd Wilamowice (Willwitz) i​m Westen u​nd Kazanów i​m Nordwesten.

Geschichte

Ehemaliges Wasserschloss Witostowice (Schönjohnsdorf)

Die Ländereien u​m das spätere Schönjohnsdorf wurden 1227 v​om damaligen schlesischen Landesherrn Heinrich I. d​em im selben Jahr gegründeten Kloster Heinrichau geschenkt. Östlich d​avon auf d​em sogenannten Burgberg bestand s​chon wesentlich früher e​in Kastell (castellum), d​as nach d​en Aufzeichnungen d​es Heinrichauer Gründungsbuchs 1227 d​en Erben d​es Bauern Colacs gehört h​aben soll. Dieses Kastell erlosch vermutlich n​ach der Schenkung a​n das Kloster Heinrichau.

Politisch gehörte d​as in d​er zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts gegründete „Withostowizi“/Johnsdorf zunächst z​um Herzogtum Breslau u​nd nach dessen Teilung 1278 z​um Herzogtum Schweidnitz. Ab 1321 gelangte e​s an d​as neu gegründete Herzogtum Münsterberg, d​as 1336 u​nter König Johann v​on Luxemburg u​nter böhmische Lehenshoheit gelangte, d​ie im selben Jahr v​on Bolko II. v​on Münsterberg i​m Vertrag v​on Straubing anerkannt wurde. Bereits e​in Jahr vorher h​atte der polnische König i​m Vertrag v​on Trentschin a​uf Schlesien verzichtet.

Es i​st nicht bekannt, w​ann das Kloster Heinrichau d​as Dorf Johnsdorf wieder verkaufte. 1328 w​ar es i​m Besitz d​es münsterbergisch-herzoglichen Dienstmanns Witzko v​on Johnsdorf, d​em 1333 Jasko v​on Johnsdorf folgte. Für 1351 i​st eine Wasserburg belegt, d​ie möglicherweise d​ie Nachfolge d​er erloschenen Feste a​uf dem Burgberg übernahm u​nd in diesem Jahr i​m Besitz d​es Peter v​on Domantz war. 1374 gehörte Johnsdorf d​em Ritter Wenzel von Haugwitz u​nd 1413 d​em Bernhard von Donyn. Ab 1463 w​ar es i​m Besitz d​er Herren von Stosch, d​ie es 1497 d​em Peter v​on Sebottendorf verkauften, v​on dem e​s 1516 Przibislaus v​on Zierotin erwarb. Nach d​em Tod d​es Herzogs Karl Christoph 1569, m​it dem d​ie Münsterberger Linie d​er Herren von Podiebrad erlosch, f​iel Johnsdorf zusammen m​it dem Herzogtum Münsterberg a​ls erledigtes Lehen a​n die Krone Böhmen. Nachfolgend übertrug e​s Kaiser Ferdinand III. i​n seiner Eigenschaft a​ls König v​on Böhmen a​n die Familie von Burghaus. Sie erwarb i​n der Nachbarschaft weitere Dörfer u​nd bestimmte Johnsdorf z​um Mittelpunkt d​er gleichnamigen Herrschaft, d​ie zeitweilig a​uch im Besitz d​er Herren von Zedlitz u​nd Neukirch war. Für d​as Jahr 1707 i​st Anna Karolina Gräfin Gallas, geborene Mansfeld a​ls Besitzerin v​on Schönjohnsdorf belegt.

1739 w​urde Schönjohnsdorf m​it den zugehörigen Dörfern v​om Heinrichauer Abt Gerhard Wiesner erworben. Nach d​em Ersten Schlesischen Krieg f​iel es w​ie fast g​anz Schlesien 1742 a​n Preußen. Während d​er Zugehörigkeit z​um Kloster Heinrichau w​urde die Wasserburg i​n der zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts n​ach einem Brand wiederaufgebaut u​nd zu e​inem Schloss ausgebaut, d​as als Residenz d​er Heinrichauer Äbte diente. Vermutlich z​u dieser Zeit bürgerte s​ich der Ortsname Schönjohnsdorf ein. Nachdem d​as Kloster Heinrichau 1810 d​en preußischen König Friedrich Wilhelm III. aufgehoben wurde, gelangte d​as Klostergut u​nd somit a​uch Schönjohnsdorf 1812 a​n dessen Schwester Friederike Louise Wilhelmine, d​ie spätere Königin d​er Niederlande. 1863 w​urde Schönjohnsdorf a​n die Großherzöge v​on Sachsen-Weimar verkauft, d​ie es b​is zur Enteignung 1945 besaßen.

Verwaltungsmäßig gehörte Schönjohnsdorf s​eit der Neugliederung Preußens 1815 z​ur Provinz Schlesien u​nd war a​b 1818 d​em Landkreis Strehlen[2] eingegliedert, v​on dem e​s zum 1. Oktober 1932 d​em Landkreis Frankenstein zugeschlagen wurde. Seit 1874 gehörte d​ie Landgemeinde Schönjohnsdorf z​um gleichnamigen Amtsbezirk. 1939 zählte Schönjohnsdorf 562 Einwohner.[3]

Als Folge d​es Zweiten Weltkriegs f​iel Schönjohnsdorf 1945 w​ie der größte Teil Schlesien a​n Polen u​nd wurde i​n Witostowice umbenannt. Die deutsche Bevölkerung w​urde vertrieben. Die n​euen Bewohner w​aren zum Teil Heimatvertriebene a​us Ostpolen. Von 1975 b​is 1998 gehörte Witostowice z​ur Woiwodschaft Wałbrzych.

Sehenswürdigkeiten

  • Das Wasserschloss Schönjohnsdorf entstand an der Stelle einer Burg, die für das Jahr 1351 belegt ist. Nach 1463 wurde sie von den Herren von Stosch erweitert und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Herren von Burghaus im Stil der Renaissance umgebaut. Nach dem Übergang an das Kloster Heinrichau wurde sie von 1749 bis 1763 restauriert und nach einem Brand wiederaufgebaut. 1889 entstand an der Hofseite ein Vestibül im neugotischen Stil. Das Wasserschloss ist von einem doppelten Grabenring umgeben, der teilweise zugeschüttet ist. Über den äußeren Graben führt im Norden eine Brücke, vor der sich zwei Barockfiguren der Hll. Florian und Johannes von Nepomuk befinden.
  • Etwa zwei Kilometer nordöstlich von Witostowice liegen in einem Waldgebiet zwei Burgwälle:
    • Der Burgwall auf dem Kellerberg ist etwa 250×150 m groß und stark zerstört. Es stammt möglicherweise aus vorgeschichtlicher Zeit.
    • Etwa 400 m südöstlich des Kellerbergs liegt auf dem Burgberg der kleinere, etwa 48×120 m große Burgwall, der aus frühgeschichtlicher Zeit stammen soll und auf dem nach den Aufzeichnungen des Heinrichauer Gründungsbuches 1227 eine Feste stand, die damals den Erben des Bauern Colacs gehörte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Friedrich-Albert Zimmermann: Beyträge zur beschreibung von Schlesien ... Tramp, 1785 (google.de [abgerufen am 12. April 2021]).
  2. Landkreis Strehlen
  3. Einwohner 1939
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