Wire Train Bus
Der Wire Train Bus (WTB) ist ein Feldbus, der zusammen mit dem Multifunction Vehicle Bus (MVB) das Train Communication Network (TCN) bildet. Er wird bei der Eisenbahn verwendet und stellt die Kommunikation zwischen einzelnen Eisenbahnfahrzeugen sicher.
Entstehungsgeschichte
Bei der Eisenbahn werden zur Steigerung der Produktivität des rollenden Materials zunehmend Triebzüge und Wendezüge eingesetzt, im Güterverkehr Doppeltraktion statt Vorspannbetrieb (spart den Lokführer in der zweiten Lok). Auch in Eisenbahnfahrzeugen werden immer mehr rechnergesteuerte Komponenten eingesetzt. Das sind unter anderem die Heizung und Klimaanlage, der Bordnetzumrichter und die geschlossenen Toilettenanlagen. Deshalb benötigt das moderne Rollmaterial eine Möglichkeit zur Fernsteuerung eines ganzen Zuges von einem Führerstand bzw. dem Zugbegleiterabteil aus. Dabei sollen mehrere Anwendungen der Fernsteuerung (Traktion/Bremsen, Türsteuerung, Diagnose, Klimatisierung, Fahrgastinformation etc.) möglichst über ein einheitliches System abgewickelt werden. Zusätzlich dient der WTB zur Kommunikation in Triebzügen (z. B. ICE) zwischen beiden Trainset / Viertelzügen, da der MVB Strang nur in einem Viertelzug tätig ist und die einzeln Teilnehmer digital mit Telegrammen vom ZSG versorgt bzw. Telegramme zum ZSG sendet. Der WTB verbindet aus Redundanzgründen beide Trainsets / Viertelzüge und damit auch die vorhandenen vier ZSG (Zentralessteuergerät / 2× ZSG pro Trainset verbaut).
Deshalb wurde der WTB entwickelt und bei der IEC als IEC61375 und bei der UIC als UIC-Merkblatt 556 genormt.
Anwendung
Der WTB ist in vielen modernen Eisenbahnfahrzeugen eingebaut, insbesondere wenn diese über eine automatische Kupplung verfügen. In Deutschland ist er z. B. im ICE 3, ICE-T, ICE-TD, den Triebzügen der Baureihe 423[1] bei den Triebwagen der Baureihen 640–644, aber auch bei Straßenbahnen (Stadtbahn Stuttgart) im Einsatz.
Fernverkehrsreisezugwagen mit WTB in Deutschland gibt es seit Inbetriebnahme des Metropolitan Express Train, ein Wagenzugkonzept der DB. Da die Wagenzüge mit dem WTB-(MET) ausgerüstet wurden, sind auch entsprechend vier (Triebzug)-Lokomotiven der Baureihe 101, der Ausführung „M“, mit dem WTB-(MET) ausgerüstet.
Nachgerüstet wurde der WTB-IC bei dem Lokomotiven der DB AG, in der Baureihe 101 der Ausführung „S“, und später auch der Ausführung „E“, als FIS-Steuerung sowie der Seitenselektiven Türsteuerung.
Bei Fahrzeugen, die nicht in festen Triebzügen laufen, wird für den WTB meist die 18-polige doppelt gekuppelte UIC-Leitung verwendet. Die Adernpaare 17 und 18 dienen dabei der WTB-Signalübertragung zwischen den Fahrzeugen. Diese Anwendungsform wird in der Schweiz bei Pendelzügen, die mit den Re 460 als Triebfahrzeug gebildet werden, verwendet (Pendelzüge aus EW-IV-, EC- und IC2000-Wagenmaterial).
Technische Parameter
Der Wire Train Bus kann elektrisch per Twisted Pair oder optisch per Glasfaser vermittelt werden. Die Standardausführung per UIC-Verbinder hat eine Shielded-Twisted-Pair-Verkabelung. Physisch wird eine digitale RS-485 Übertragung mit 1 Mbit/s Datenrate verwendet. Die Kodierung erfolgt per Manchester-II-Kanalcode und HDLC-Blocksicherung. Maximal können 32 Knoten auf einer Länge von maximal 860 Metern (ohne Repeater) verbunden werden. Der Aufbau mit maximal 1024 bit Nutzdaten je Telegramm erlaubt Antwortzeiten von typisch 100 µs.[2]
Einzelnachweise
- Daniel Riechers: S-Bahn-Triebzüge – Neue Fahrzeuge für Deutschlands Stadtschnellverkehr. 1. Auflage. transpress, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-71128-1, S. 60.
- Hubert Kirrmann: Train Communication Network IEC 61375-4 Wire Train Bus. (Powerpoint; 1,0 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), 20. Januar 1999, archiviert vom Original am 16. Juni 2011; abgerufen am 7. Oktober 2011 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Quellen
- Bedienderhandbuch IC2000 und FDV