Willibrord Benzler
Willibrord Benzler OSB, (* 16. Oktober 1853 in Niederhemer als Carl Heinrich Eugen Johann Benzler;[1] † 16. April 1921 in Baden-Baden) war Bischof des Bistums Metz von 1901 bis 1919.
Leben
Carl Heinrich Benzler war der Sohn des Land- und Gastwirtes Leonard Carl Friedrich Benzler (1819–1871) und dessen Frau Clementine (geborene Kissing, 1833–1862).[1] Er wuchs mit seinem zweieinhalb Jahre jüngeren Bruder Maximilian Wilhelm Heinrich und seinen beiden noch jüngeren Schwestern Juliana Sophia Therese Josepha und Pauline Clementine Philippine Bernhardine auf. Er besuchte zunächst das heutige Rivius-Gymnasium in Attendorn und von 1867 bis 1871 das in Münster. Er begann ein Architekturstudium in Köln, wechselte aber im Dezember 1871 zum Studium der Philosophie und katholischen Theologie an die Universität Innsbruck. Hier wurde er aktives Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Akademia (jetzt KStV Rhenania) im KV/ÖKV, der er bis zu seinem Tod treu blieb. 1872 kam Benzler an das von Jesuiten geführte Collegium Canisianum. Ein Aufnahmeantrag wurde 1874 jedoch abgelehnt. Stattdessen wurde er in die Benediktiner-Erzabtei Beuron aufgenommen. Dort nahm er den Ordensnamen Willibrord an. Am 28. August 1877 wurde Benzler zum Priester geweiht.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Kloster Emmaus in Prag und der Abtei Seckau in der Steiermark wurde er am 15. Oktober 1893 der erste Abt des wieder gegründeten Klosters Maria Laach. Obwohl Willibrord Benzler für den Bischofsstuhl in Köln oder Fulda im Gespräch war, kam die Berufung zum Bischof von Metz am 21. September 1901 überraschend. In das Amt eingeführt wurde er am 28. Oktober 1901. Sein Wahlspruch lautete in verbo tuo ("auf dein Wort hin"). Willibrod Benzler war ultramontan ausgerichtet. Das Bistum Metz war für die gesamte Region Lothringen zuständig, soweit diese als Reichsland Elsaß-Lothringen seit 1871 zum Deutschen Reich gehörte. In vielen Gegenden dieses Bistums wurde überwiegend französisch gesprochen. In Metz selbst sprachen zur Amtszeit Benzlers durch vermehrten Zuzug aus dem Reichsgebiet etwa 70 % der Einwohner deutsch.[2] Benzler organisierte maßgeblich den letzten Deutschen Katholikentag vor dem Ersten Weltkrieg, der vom 17. bis 21. August 1913 in seiner Bischofsstadt stattfand. Im Sinn des Germania docet, eines Strebens nach effizienten kirchlichen Organisationsformen, förderte er die Gründung von Vereinen. Als Bischof von Metz war Benzler qua Verfassung ab 1911 automatisch Mitglied der ersten Kammer des Landtags des Reichslandes Elsaß-Lothringen. Er war Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.[3]
Als nach dem Ende des Ersten Weltkrieges Metz wieder französisch wurde, wurde ein Deutscher als Bischof problematisch. Willibrord Benzler trat im Januar 1919 zurück, um den Frieden in der Stadt und im Bistum nicht zu gefährden. Die Rücktrittsbitte wurde am 10. Juli 1919 angenommen. Am 31. Juli 1919 wurde Benzler zum Titularerzbischof von Attalea in Pamphylia berufen. Er kehrte in die Abtei von Maria Laach und später nach Beuron zurück. Eine Herzkrankheit zwang ihn zu einem Kuraufenthalt in der Zisterzienserinnenabtei Baden-Baden Lichtenthal, wo er 1921 starb. Er wurde in Beuron begraben.
2001 wurde in Metz eine Ausstellung über Benzler gezeigt. Ein Seligsprechungsprozess für Bischof Benzler wurde zwar von mehreren gewünscht,[4] kam jedoch nicht zustande.[5]
Literatur
- Adalbert Kienle: Der Grenzgänger von Beuron - Willibrord Benzler OSB (1853 - 1921) - Prior von Beuron, Abt von Maria Laach, Bischof von Metz, Beuroner Kunstverlag 2019, ISBN 978-3-87071-370-6.
- Peter Häger: Willibrord Benzler. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 120–124. (Hauptquelle dieses Artikels).
- Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag Beuron, Beuron 1922 (Text auf Wikisource).
- Regierung und Landtag von Elsaß-Lothringen 1911–1916. Biographisch-statistisches Handbuch. Mühlhausen 1911, S. 120.
Weblinks
- Literatur von und über Willibrord Benzler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Benzler Willibrord (Karl) in der Datenbank Saarland Biografien
Einzelnachweise
- Eintrag „Carl Heinrich Eugen Johann Benzler, 24 Oct 1853“ in der Datenbank Deutschland Geburten und Taufen, 1558–1898 (FamilySearch; FHL microfilm 949,102).
- [August] Folz: Metz als deutsche Bezirkshauptstadt (1870–1913). In: Aloys Ruppel (Hrsg.): Lothringen und seine Hauptstadt. Eine Sammlung orientierender Aufsätze. Festschrift zur 60. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Metz 1913. Lothringer Verlags- und Hilfsverein, Metz 1913, S. 372–383.
- Hans Jürgen Brandt: Jerusalem hat Freunde München und der Ritterorden vom Heiligen Grab. Festgabe zum goldenen Jubiläum der Komturei Patrona Bavariae. Eos-Verlag, Sankt Ottilien 2010, ISBN 978-3-8306-7407-8, S. 61.
- Peter Häger: „Eine ausgezeichnete Werbung für das Ideal benediktinischen Lebens“. Zu den Bemühungen der Erzabtei Beuron um Seligsprechung von Erzbischof Willibrord Benzler OSB (1853–1911). In: Erbe und Auftrag, Jg. 80 (2004), S. 269–290.
- Stefan K. Langenbahn: 100. Todestag von Willibrord Benzler. In: maria-laach.de. 16. April 2021, archiviert vom Original; abgerufen am 29. Oktober 2021.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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François Fleck | Bischof von Metz 1901–1919 | Jean-Baptiste Pelt |
Thomas II. Kupp | Abt von (Maria) Laach 1893–1901 | Fidelis von Stotzingen |