William Jay Gaynor
William Jay Gaynor (* 2. Februar 1848 in Oriskany, New York; † 10. September 1913 in New York City) war ein US-amerikanischer Jurist und Politiker und Bürgermeister von New York City.
Leben
Gaynor wuchs auf dem Lande als Kind streng katholischer Eltern irischer Abstammung auf. Als Teenager zeigte er großes Interesse an der Kirche und deshalb wurde er von seinen Eltern, auch aus Kostengründen, auf eine kirchliche Oberschule in der benachbarten Kreisstadt Utica geschickt. Diese wurde von der aus Frankreich stammenden Gemeinschaft der Brüder der christlichen Schulen unterhalten und mit Lehrern ausgestattet. Der junge Mann entwickelte sich gut in der Schule und beschloss, Mitglied in dem Männerorden zu werden.
Gaynor wurde 1863 im Alter von 15 Jahren in der Orden aufgenommen, nahm den Namen Bruder Adrian Denys an; ihm wurden jedoch noch nicht die Weihen zuteil. Die nächsten fünf Jahre wurde er im Haus der Brüder ausgebildet und er übernahm bald Unterricht in Dorf- und Gemeindeschulen in der Umgebung von Utica. 1868 wurde er mit einer Gruppe der Brüder ausgewählt, den Aufbau des späteren Saint Mary’s College of California in San Francisco (Kalifornien) mitzugestalten. Die Reise ging mit dem Dampfer Ocean Queen bis Aspinwall, heute Colón, im heutigen Panamá, danach über Land bis zur Pazifikküste und von dort mit dem Schiff weiter nach San Francisco. Während der Reise überkamen ihn jedoch Zweifel an seiner Berufung und so kehrte er im gleichen Jahr zu seiner Familie in Utica zurück.
Laufbahn als Jurist und Politiker
Sein Vater vermittelte Gaynor in das Rechtsanwaltbüro Horatio & John Seymour, damit er sich für das Jurastudium vorbereiten konnte. In dieser Zeit kam er mit der Politik in Kontakt, da Horatio Seymour in den Jahren vorher Gouverneur des Staates New York gewesen war und 1868 gegen Ulysses S. Grant die Wahl zum US-Präsidenten verloren hatte.
1893 wurde Gaynor durch das Establishment von Tammany Hall in New York für einen Sitz am Supreme Court des Staates New York vorgeschlagen und auch 1893 gewählt. Seinen Ruf als ehrlicher und reformfreudiger Richter festigte er ab 1905, nachdem er zum Appellationsgericht am Supreme Court berufen worden war. 1909 gewann er als Vertreter der Demokraten die Wahl zum Bürgermeister von New York und so konnte er am 1. Januar 1910 zu Fuß zum Dienstantritt von seinem Haus in Park Slope in Brooklyn zur City Hall, dem Rathaus der Stadt in Manhattan, gehen.
Seine Verbindungen zu Tammany Hall brach Gayner bald nach seinem Dienstantritt ab. Er besetzte zum Beispiel hohe Beamtenposten mit dafür geeigneten Spezialisten, Angestellte der Stadt wurden ohne den bis dahin bekannten Nepotismus oder die verbreiteten Schmiergeldzahlungen eingestellt und befördert. Die Behinderungen durch taktische Winkelzüge beim Ausbau des New York City Subway Systems wurden beseitigt.
Letzte Jahre und Tod
Am 9. August 1910 wurde Gaynor an Bord des deutschen Passagierschiffs Kaiser Wilhelm der Große, das an der Anlegestelle des Norddeutschen Lloyds in Hoboken (New Jersey) lag, von zwei Kugeln aus dem Revolver eines ehemaligen, entlassenen städtischen Angestellten im Hinterkopf getroffen. Er überlebte den Anschlag; der Attentäter James J. Gallagher wurde gefasst und verurteilt; er starb 1913 im Gefängnis von Trenton an Parese.
Gaynor wollte für das Präsidentenamt der USA kandidieren und ließ sich 1913 für eine zweite Wahlperiode als New Yorker Bürgermeister von einer unabhängigen Wählergruppe als Kandidat aufstellen. Tammany Hall hatte dem Politiker die Unterstützung versagt. Am 10. September 1913, während der Vorbereitungen zu einer Europareise, starb der Bürgermeister an den Nachwirkungen des Attentats vor drei Jahren, da eine Kugel noch in seinen Halswirbeln steckte. Sein Nachfolger wurde Ardolph Loges Kline.
Literatur
- Thomas Lately: The Man who Mastered New York. William Morrow & Co., New York 1969
- William Gaynor: Some of Mayor Gaynor's Letters and Speeches. Greaves Publishing Company, New York 1913
Weblinks
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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George B. McClellan Jr. | Bürgermeister von New York City 1910–1913 | Ardolph Loges Kline |