Wilhelm Hans Ahlmann
Wilhelm Hans Ahlmann (* 13. Juli 1817 in Gravenstein; † 15. September 1910 in Kiel) war ein deutscher Politiker, Zeitungsverleger und Bankier im Herzogtum Schleswig und im Herzogtum Holstein sowie seit 1867 in der Provinz Schleswig-Holstein.
Familie
Die seit dem 16. Jahrhundert in Sonderburg nachweisbare Familie Ahlmann hatte zunächst hauptsächlich in der Schifffahrt und im Handel ihre Tätigkeitsfelder.[1] Wilhelm Ahlmann war ein Sohn des Gravensteiner Kaufmannes Otto Friedrich Ahlmann (1786–1866) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalene Ahlmann, geb. Lorenzen.
Der Ehe von Wilhelm und Dora Ahlmann, geb. Feddersen, – geschlossen am 5. Oktober 1849 auf Gut Kieding Sundewitt – entstammten neun Kinder. Unter ihnen war der Sohn Ludwig Ahlmann.[2] Verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zum Neffen Johannes Ahlmann (1851–1939), Eisenindustrieller der Carlshütte (Büdelsdorf), und zum Großneffen Julius Ahlmann (1880–1931), ebenfalls ein Eisenindustrieller.
Leben
Nach seiner kaufmännischen Lehre in der Kieler Getreidefirma Schneekloth & Sohn volontierte Wilhelm Ahlmann in Hamburg. Er trat im Alter von 23 Jahren in die Gelehrtenschule des Johanneums ein und erhielt 1842 das Abitur. Seit dem Wintersemester 1842/1843 studierte Ahlmann an der Universität Berlin. Hier besuchte er die Vorlesungen der Philosophischen Fakultät, in der er auch den Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling, den Historiker Leopold von Ranke und den Staatsrechtler Friedrich Julius Stahl. Vom Nationalökonomen Georg Hanssen erhielt Ahlmann die Empfehlung zum Studium der Nationalökonomie. Aus diesem Grund wechselte er im Frühjahr 1844 an die Universität Tübingen.[3] 1846 wurde Wilhelm Ahlmann in Tübingen mit einer Dissertation über den Entwurf einer schleswig-holsteinischen Gewerbeordnung promoviert.[4] Danach wechselte er an die Philosophische Fakultät der Universität Kiel, wo er sich im Wintersemester 1846/47 habilitierte. Hier begann er im Sommersemester 1847 eine Lehrtätigkeit als Privatdozent für Nationalökonomie.[5] Im selben Jahr zählte Ahlmann zu den Mitbegründern des Statistischen Vereins und des Handels- und Industrievereins.
Schon zu Beginn der Schleswig-Holsteinischen Erhebung wurde Ahlmann als ein führender Liberaler am 23. März 1848 zum Sekretär der Provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins berufen – wie der Historiker Johann Gustav Droysen. Schon bald übernahm er innerhalb des Departments für Handel, Zoll- und Postwesen, das sich in der Zuständigkeit von Martin Thorsen Schmidt befand, die Aufgabe, das neu errichtete schleswig-holsteinische Postwesen nach zeitgenössischen Grundsätzen aufzubauen.[5] Seit 13. August 1848 war Ahlmann als Verleger der Schleswig-Holsteinischen Zeitung tätig und mit Theodor Mommsen ein Mitglied der Redaktion. Im selben Jahr war er Beobachter der Frankfurter Nationalversammlung. Im August 1848 wurde er für den 26. Holsteinischen Wahlbezirk (Eckernförde) in die konstituierende Schleswig-Holsteinische Landesversammlung gewählt.
Nach dem Scheitern der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und dem Frieden von Berlin kam es zur Wiederherstellung des Dänischen Gesamtstaats mit der Oberherrschaft über das Herzogtum Schleswig, das Herzogtum Holstein und das Herzogtum Sachsen-Lauenburg.[5] Ahlmann musste die Universität Kiel verlassen. Er gründete das Bankhaus Wilhelm Ahlmann (1852) und die Kieler Zeitung (1864). Er saß von 1866 bis 1888 in der Kieler Stadtvertretung und von 1867 bis 1875 im Preußischen Abgeordnetenhaus.
Ahlmann wurde in der familieneigenen Gruft auf dem Kieler Südfriedhof beigesetzt,[6]
Jens Ahlers schreibt über Ahlmann:[7]
„Ahlmann bewahrte und verkörperte in den ersten Jahrzehnten der preußischen Provinz Schleswig-Holstein wie kein anderer die liberale Tradition der Erhebung. So wurde er auch der führende Mann bei der Planung und Vorbereitung der Historischen Ausstellung im Rahmen der Provinzialausstellung des Jahres 1896 und bei deren Umwandlung in ein Museum, die Historische Landeshalle.“
Ehrungen
Anlässlich seines 90. Geburtstages erhielt die Ahlmannstraße im Kieler Stadtteil Ravensberg den Namen des langjährigen Stadtvertreters.[8]
Literatur
- Hermann Hagenah: Wilhelm Ahlmann. Das Lebensbild eines Schleswig-Holsteiners. Ahlmann Familienstiftung, Kiel 1930
- Jürgen Ostwald (Hrsg.): Wilhelm Ahlmann 1817–1910. Ein Schleswig-Holsteiner aus Nordschleswig. Bund Deutscher Nordschleswiger, Apenrade 1998
- Martin Rackwitz: Märzrevolution in Kiel. Erhebung gegen Dänemark und Aufbruch zur Demokratie. Boyens, Heide 2011, ISBN 978-3-8042-1342-5.
- Alexander Scharff: Ahlmann, Wilhelm Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 111 f. (Digitalisat).
- Ahlmann, Wilhelm Hans. In: Deutsche Biographische Enzyklopädie. S. 76.
- Peter Wulf: "Verfolgung oder Amnestie." Die Wiederinbesitznahme Schleswig-Holsteins durch Dänemark in den Jahren 1850 bis 1852. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Band 87, Heft 2, 2013, S. 49–59.
Weblinks
- Kieler Stadtarchiv: Einweihung der Ahlmannbank 4. August 1927.
- Verzeichnis des Nachlasses von Wilhelm Ahlmann (PDF; 1,6 MB), Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel 2002
Einzelnachweise
- Ahlmann. In: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt, Ortwin Pelc (Hrsg.): Das neue Schleswig-Holstein Lexikon. Wachholtz, Neumünster 2006.
- Gerd Stolz: Dora Ahlmann geb. Feddersen. In: Jürgen Ostwald (Hrsg.): Wilhelm Ahlmann 1817–1910. Ein Schleswig-Holsteiner aus Nordschleswig. Bund Deutscher Nordschleswiger, Apenrade 1998, S. 54.
- Manfred Jessen-Klingenberg. Wilhelm Ahlmann. Ein tätiger Politiker und tätiger Mitbürger im Wechsel der Zeit. In: Jürgen Ostwald (Hrsg.): Wilhelm Ahlmann 1817–1910. Ein Schleswig-Holsteiner aus Nordschleswig. Bund Deutscher Nordschleswiger, Apenrade 1998, S. 9f.
- Immo Eberl, Helmut Marcon (Bearb.): 150 Jahre Promotion an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Biographien der Doktoren, Ehrendoktoren und Habilitierten 1830-1980 (1984). Stuttgart 1984, S. 3 (Nr. 10).
- Peter Wulf: Verfolgung oder Amnestie. Die Wiederinbesitznahme Schleswig-Holsteins durch Dänemark in den Jahren 1850 bis 1852. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Bd. 87, 2013, S. 51.
- Walter Arnold / Bettina Fischer: Der Kieler Südfriedhof: Bestattungskultur und Gartenkunst seit 1869. Verlagsgruppe Husum, Husum 2019, ISBN 9783898769631, S. 112f.
- Jens Ahlers: Erinnerungen an die Erhebung: Kriegsbilder, Karikaturen, Symbolik, Denkmäler und Jubelfeiern, in: Jens Ahlers, Jan Schlürmann: Aufbruch und Bürgerkrieg. Schleswig-Holstein 1848–1851, Bd. 2. Kiel 2012, S. 480.
- Hans-G. Hilscher, Dietrich Bleihöfer: Ahlmannstraße. In: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt seit 2005 durch das Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Februar 2017 (kiel.de).