Wilhelm Crusius
Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius (* 20. Juni 1790 in Leipzig; † 26. August 1858 in Rüdigsdorf) war ein deutscher Landwirt und Agrarwissenschaftler.
Crusius ist das jüngste Kind und der vierte Sohn des wohlhabenden Buchhändlers Siegfried Leberecht Crusius und seiner Ehefrau Dorothea Charlotte Ploß und ein Ururenkel des Chemnitzer Bürgermeisters Atlas Crusius.
Er studierte zunächst Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig. Nach seiner Promotion bewirtschaftete er den Familienbesitz, die Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf. Hier betätigte er sich als fortschrittlicher Landwirt im Pflanzenbau wie in der Viehzucht. Er legte Düngungsversuche an, erprobte neuentwickelte Ackergeräte und gehörte zu den ersten Landwirten, die einen Agrikulturchemiker auf ihren Besitzungen beschäftigten. Nachhaltig förderte er den Aufbau des landwirtschaftlichen Vereinswesens in Sachsen. Er war der erste Rittergutsbesitzer Sachsen, der seiner Rechte als Patrimonialgerichtsherr freiwillig an den Staat abtrat. So entstand 1834 das Königliche Gericht Kohren.
Von 1831 bis zu seinem Lebensende war er Vorsitzender der traditionsreichen „Leipziger Ökonomischen Sozietät“ und hatte entscheidenden Anteil daran, dass 1850 auf dem Gut Möckern bei Leipzig die erste landwirtschaftliche Versuchsstation in Deutschland eingerichtet wurde.
Crusius gehört zu den Mitbegründern der „Versammlungen der deutschen Land- und Forstwirthe“. Die erste dieser gesamtdeutschen Jahrestagungen fand 1837 in Dresden statt. Engagiert setzte sich Crusius für den Plan deutscher Landwirte ein, dem Agrarwissenschaftler Albrecht Daniel Thaer in Leipzig ein Denkmal zu errichten. Bei der feierlichen Enthüllung dieses Denkmals am 28. September 1850 hielt er die Festrede.
Seine Güter Sahlis und Rüdigsdorf wurden nach seinem Tod von seinem Sohn Friedrich Leberecht Crusius und später vom Enkel Heinrich Leberecht Crusius bewirtschaftet. Urenkel Dr. Siegfried Leberecht Crusius wurde 1945 entschädigungslos enteignet.
Seine Stammliste ist in der Stammliste seines Urururgroßvaters Balthasar Crusius enthalten.
Literatur
- Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Ökonomischen Sozietät zu Leipzig und der Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen zu Dresden. Leipzig 1914
- Bruno Schöne: Wilhelm Crusius. In: Sächsische Lebensbilder Bd. 1, 1930, S. 25–35
- William Löbe: Crusius, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 635 f.
- Heinz Haushofer: Crusius, Heinrich Wilhelm Leberecht. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 431 f. (Digitalisat).
- Thomas Bertz: Wilhelm Crusius auf Sahlis und Rüdigsdorf. Aus dem Leben eines Leipziger Rittergutsbesitzers, Beucha: Sax-Verl., 1999, ISBN 3-930076-81-0
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm Crusius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wilhelm Crusius (einschl. Porträt) in 250 Jahre Leipziger Ökonomische Societät bei Sachsen-Lese (2015)