Wilhelm Bitter

Wilhelm Bitter (* 13. Dezember 1886 i​n Köln; † 9. Juni 1964 i​n Ittenbach) w​ar ein deutscher Verleger u​nd Politiker (Zentrumspartei, CDU).

Leben und Beruf

Bitter absolvierte e​ine kaufmännische Lehre u​nd war anschließend i​m Postdienst tätig. Im Jahr 1904 w​urde er stellvertretender Vorsitzender d​es Windthorstbundes i​n Köln u​nd im Jahr 1911 hauptamtlicher Kreisgeschäftsführer d​er Zentrumspartei Recklinghausen. Im Oktober 1922 w​urde er Vorstandsvorsitzender d​er damaligen Vestischen Druckerei – u​nd Verlags AG m​it Sitz i​n Recklinghausen. Er sanierte d​en damals danieder liegenden Betrieb, i​n dem a​uch die d​er Deutschen Zentrumspartei nahestehende Recklinghäuser Volkszeitung verlegt w​urde und b​aute eine Reihe v​on weiteren Lokalausgaben für d​en Landkreis Recklinghausen auf.

In d​en Jahren 1921 b​is 1925 w​ar er Mitglied d​es Provinziallandtags v​on Westfalen. In d​en Jahren zwischen 1933 u​nd 1945 w​urde er mehrmals w​egen des Verdachts „nationaler Unzuverlässigkeit“ v​on der Gestapo verhaftet.[1] Die Lokalzeitung musste 1935 a​n die National Zeitung i​n Essen verkauft werden. Nachdem e​r wegen seiner regimefeindlichen Einstellung a​us der Reichspressekammer u​nd der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen worden war, gelang e​s ihm 1938 i​n Leipzig, b​eim Börsenverein d​es Deutschen Buchhandels d​ie Gründung e​ines neuen Verlages z​u erreichen, d​es „Paulus Verlag K.Bitter KG“. Als Untertitel musste e​r den Zusatz führen: „Verlag für katholisches Schrifttum“. Als Komplementärin fungierte s​eine Ehefrau Katharina Bitter, deshalb „K.Bitter KG“, d​a Bitter d​en Machthabern selbst a​ls politisch z​u belastet galt.

Der Verlag verlegte i​n der Zeit b​is ca. 1941 d​ie Literatur d​es katholischen Jugendhauses i​n Düsseldorf. Zu d​en Autoren gehörte beispielsweise d​er bekannte Kirchenlieddichter Georg Thurmair. Nach d​em Krieg entfaltete dieser Verlag e​ine rege verlegerische Tätigkeit i​n den Bereichen Katholische Theologie, Belletristik, Zeitgeschichte u​nd insbesondere i​m Bereich Kinder- u​nd Jugendbuch. In d​en 50er Jahren prägte Friedrich Wilhelm Foerster d​as Verlagsbild. Im offiziellen Auftrag d​es Vatikans verlegte Bitter d​as Rotbuch d​er verfolgten Kirche,[2] für d​as er v​on Papst Pius XII d​urch eine Spezialaudienz geehrt wurde.

In den 1960er Jahren wurden Werke der Dortmunder Gruppe 61 verlegt. U. a. Günter Wallraff und Max von der Grün (Irrlicht und Feuer[2]) verlegten ihre Frühwerke beim damaligen Paulus Verlag. 1944 wurde er zwei Mal inhaftiert. Zuerst, weil er den Hirtenbrief des Bischofs Galen als Sonderdruck verbreitet hatte und dann auch noch im Zuge der Aktion Gewitter.[3] Bitter betätigte sich weiterhin nach 1945 als Zeitungsverleger und bekam im Frühjahr 1945 als einer der ersten Verleger in der britischen Zone überhaupt eine Lizenz für eine Tageszeitung sowie eine Lizenz für die Bistumszeitung Kirche und Leben im Bistum Münster. Mit der Verlegung betraute ihn der damalige Bischof von Münster Clemens August Graf von Galen. Ab 1952 verlegte Bitter im Paulus Verlag die katholische Wochenzeitung Echo der Zeit, die in den 60er Jahren zeitweise die am meisten zitierte Deutsche Wochenzeitung war, wie aus Unterlagen des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung hervorging.

Politik

Bitter, der schon um die Jahrhundertwende Mitglied im Windhorst Bund in Köln wurde (Jugendorganisation der Zentrumspartei), war zeitweise Zentrumssekretär in Elsaß-Lothringen. Er wurde 1912 Sekretär der Zentrumspartei in Recklinghausen. Während des bolschewistischen Aufstandes an der Ruhr 1920 hatte er eine hervorgehobene Stellung bei der Niederschlagung des Aufstandes und reiste nach Berlin zur Reichsregierung, um die Reichsregierung über die Zustände an der Ruhr zu informieren. Von 1919 bis 1923 war er Stadtverordneter in Recklinghausen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitbegründer der CDU in Recklinghausen und von 1946 bis 1948 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Recklinghausen. Außerdem war er 1947 Gründer der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU in Nordrhein-Westfalen und von 1948 bis 1964 Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands. 1948/49 gründete Bitter den „Kommunal Verlag“, der bis heute als Trägerverlag der „Kommunalpolitischen Blätter“ fungiert. Bitters Sohn, Georg Bitter (* 25. März 1921; † 4. Februar 2012),[2] war von 1950 bis 1988 Geschäftsführer dieses Unternehmens, das neben der Zeitschrift auch kommunale Fachliteratur verlegte.

Bitter w​ar von 1919 b​is 1923 Stadtverordneter i​n Recklinghausen u​nd von 1921 b​is 1925 Mitglied d​es Provinziallandtags d​er Provinz Westfalen. Von 1946 b​is 1952 s​owie von 1956 b​is 1961 w​ar er Ratsmitglied d​er Stadt Recklinghausen. Dem nordrhein-westfälischen Landtag gehörte e​r 1946/1947 an.[4]

Öffentliche Ämter und Auszeichnungen

Bitter stand auf einer Liste der Alliierten für die Zeit nach dem Krieg, da er politisch unbelastet und ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war. Er wurde nach dem Einmarsch der Alliierten in Recklinghausen zum Ehrenamtlichen Stadtrat ernannt. Bitter amtierte von 1946 bis 1948 als Oberbürgermeister der Stadt Recklinghausen. Außerdem war Bitter von 1946 bis 1951 und von 1956 bis 1961 Stadtverordneter in Recklinghausen, von 1946 bis 1950 Mitglied des Landtages in NRW, Bitter war zeitweise Präsidiumsmitglied des Städtetages NRW und gehörte der Landschaftsversammlung Westfalen an. Bitter war Ehrenvorsitzender der KPV NRW, Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und des Großen Bundesverdienstkreuzes, er war Inhaber der päpstlichen Auszeichnung „Pro Ecclesia et Pontifice“ und „Ritter des Ordens vom Heiligen Silvester“, den ihm Papst Johannes XXIII. verlieh.

Familie

Bitter h​atte neun jüngere Geschwister v​on denen fünf i​m Kindesalter verstarben. Er heiratete a​m 4. August 1914 Luise (geborene Kuchler, † a​m 15. Mai 1923) u​nd am 6. Dezember 1923 Katharina (geborene Hebler, * 1889). Er h​atte acht Kinder.[5]

  • Maria (früh verstorben)
  • Fränzi und Hermann (gefallen 1945)
  • Heinz, Willi, Franz-Josef, Hans Felix und Georg

Literatur

  • Den Gründern der kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands und des Kommunal-Verlags in Verehrung und Dankbarkeit anläßlich der Vollendung ihres 75. Lebensjahres gewidmet. Kommunal-Verlag, Recklinghausen 1961.
  • Jörg-Dieter Gauger: Wilhelm Bitter. In: Günther Buchstab u. a. (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union. Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 94–99.
  • Horstwalter Heitzer: Die CDU in der britischen Zone. Düsseldorf 1988.
  • 50 Jahre Frieden. Recklinghausen 1995.
  • Holger Arning: Die Macht des Heils und das Unheil der Macht. Diskurse von Katholizismus und Nationalsozialismus im Jahr 1934 – eine exemplarische Zeitschriftenanalyse. Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-506-76436-2, S. 139–167.
  • Bernd Haunfelder (Hrsg.): Nordrhein-Westfalen – Land und Leute. 1946–2006. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2006, ISBN 3-402-06615-7 (mit weiteren Quellenangaben zu Wilhelm Bitter).
  • Georg Möllers: Wilhelm Bitter. In: Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933–1945. (recklinghausen.de PDF).
  • Andreas Witt: Die Anfänge der CDU in Recklinghausen und die Bedeutung der Stadt als Tagungsort für die CDU in der britischen Zone. In: Vestische Zeitschrift. 99, 2002, S. 403–484.

Archivalia

  • Archiv der Stadt Recklinghausen, hier Akten zu Wilhelm Bitter
  • Hauptstaatsarchiv des Landes NRW, Unterlagen über die CDU-Fraktion
  • Archiv des Bistums Münster, hier Archivalien zum Paulus Verlag, Echo der Zeit
  • Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung, hier Nachlaß Wilhelm Bitter

Einzelnachweise

  1. Konrad Adenauer Stiftung: Wilhelm Bitter kas.de.
  2. Verleger Georg Bitter ist tot. In: Börsenblatt. (boersenblatt.net).
  3. Jörg-Dieter Gauger: Wilhelm Bitter. In: Günther Buchstab u. a. (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union. Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 96.
  4. Jörg-Dieter Gauger: Wilhelm Bitter. In: Günther Buchstab u. a. (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union. Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 94–99.
  5. Opferbuch – Bitter, Wilhelm recklinghausen.de
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