Wickelrock
Ein Wickelrock ist ein aus einem rechteckigen Gewebestück bestehender Rock, bei dem sich die Kanten stark überdecken und der durch Umschlagen oder Umrollen des oberen Randes, durch Knöpfung oder durch Spangen, Bänder, Gürtel oder heute durch einen Klettverschluss gehalten wird.
Geschichte
Diese einfachste Form eines Rockes ist aus frühester Zeit belegt. Im 3. Jahrtausend v. Chr. trugen Männer in Mesopotamien den Kaunakes als Wickelrock; der Oberkörper blieb zumeist unbekleidet.[1] Auch als Teil von bronzezeitlicher Bekleidung sind wollene Wickelröcke sowohl bei Männern (z. B. Mann von Emmer-Erfscheidenveen) als auch bei Frauen (z. B. Mädchen von Egtved) belegt. Die Frauen der Inka trugen anaku, ein Wickelkleid, das sich später in einen Wickelrock verkürzte.[2] Er wird bis heute von den Otavalos in Ecuador getragen.[3]
In der westlichen Mode waren auf Figur genähte Wickelröcke um 1910 bis 1914, um 1924, zu Beginn der 1950er Jahre und um 1970 verbreitet.[1][4] Sie sind seitdem auch als Strand- und Freizeitbekleidung für Frauen beliebt.[5] 1999 bot H&M einen Wickelrock für den Mann an, der sich jedoch nicht durchsetzte.[6]
Verbreitung
Der Wickelrock ist weltweit als Kleidungsstück verbreitet, unter anderem:
- der Sari in Indien
- der Sarong in Südasien
- der Longyi in Myanmar, bei Männern Paso und bei Frauen Thamein genannt
- der Lungi in Indien, Bangladesch, Sri Lanka und Myanmar
- neikhro, mhoshü usw. der Naga[7]
- der pāreu in Französisch-Polynesien
- der Lava-Lava in Polynesien
- der wouzar als Unterbekleidung der Kandora in arabischen Ländern
- von Frauen getragene Wickelröcke als Teil der albanischen Tracht
- der Pai auf den Inseln Föhr, Amrum und den Halligen
- ponëva aus Wolle in Südrussland bzw. plakhta in der Ukraine
- der Kilt in Schottland, der teilweise am Taillenbund genäht ist
- der Teri bei den Frauen der Tuareg
- der Pagne oder Wrapper in Westafrika
- die Kanga und Kitenge in Ostafrika kann auch als Wickelrock getragen werden
- der von Männern der Shuar getragene itip’, früher aus Rindentuch, heute aus Baumwolle[3]
- refajo/kueitl der indigenen Bevölkerung im mexikanischen Veracruz[8]
Siehe auch
Literatur
- Ingrid Loschek, Gundula Wolter: Reclams Mode- und Kostümlexikon. 6. Auflage. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010818-5, S. 510.
Weblinks
Einzelnachweise
- Ingrid Loschek, Gundula Wolter: Reclams Mode- und Kostümlexikon. 6. Auflage. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010818-5, S. 510.
- Lynn Meisch: Contemporary Ecuador. In: Margot Blum Schevill (Hrsg.): Berg Encyclopedia of World Dress and Fashion: Latin America and the Caribbean. Oxford 2005, S. 334–341, doi:10.2752/bewdf/edch2049.
- Lynn Meisch: Overview of South America. In: Margot Blum Schevill (Hrsg.): Berg Encyclopedia of World Dress and Fashion: Latin America and the Caribbean. Oxford 2005, S. 301–315, doi:10.2752/bewdf/edch2045a.
- Franklin Simon & Co: Franklin Simon Fashion Catalog for 1923. ISBN 978-0-486-27854-4, S. 65 (google.com [abgerufen am 27. September 2021]).
- Valerie Cumming, C. W. Cunnington, P. E. Cunnington: The Dictionary of Fashion History. Berg, 2010, ISBN 978-0-85785-143-7, S. 226 (google.com [abgerufen am 27. September 2021]).
- Ingrid Loschek: When Clothes Become Fashion: Design and Innovation Systems. Berg, 2009, ISBN 978-1-84788-746-7, S. 117 (google.com [abgerufen am 27. September 2021]).
- Vibha Joshi: Nagaland and Nagas of Manipur. In: Jasleen Dhamija (Hrsg.): Berg Encyclopedia of World Dress and Fashion: South Asia and Southeast Asia. Oxford 2010, S. 205–211, doi:10.2752/bewdf/edch4028.
- Yosi Anaya: Contemporary Veracruz Textiles. In: Margot Blum Schevill (Hrsg.): Berg Encyclopedia of World Dress and Fashion: Latin America and the Caribbean. Oxford 2005, S. 123–130, doi:10.2752/bewdf/edch2017.