Werner Picht

Werner Robert Valentin Picht (* 28. September 1887 i​n Berlin; † 5. Juli 1965 i​n Freiburg i​m Breisgau) w​ar ein deutscher Soziologe, Verwaltungsbeamter u​nd Schriftsteller.

Familie

Werner Picht w​ar der Sohn v​on Max Picht (1853–1889) u​nd dessen Ehefrau Lilla Susanne, geb. Rautenstrauch (1867–1933), e​iner Schwester d​es Politikers Wilhelm Rautenstrauch. Er w​ar verheiratet m​it Greda Curtius. Einer i​hrer drei Söhne w​ar der Philosoph, Theologe u​nd Pädagoge Georg Picht.[1]

Weimarer Republik und Nationalsozialismus

In der Weimarer Republik zählte er zu den Theoretikern der Erwachsenenbildung. Von 1919 bis 1925 war Picht Volkshochschulreferent im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung unter Robert von Erdberg und Gründungsmitglied des Hohenrodter Bundes (Berliner Richtung). Er leitete von 1927 bis 1933 die Hochschulabteilung des Völkerbundsinstituts für Geistige Zusammenarbeit in Paris.

Im Zweiten Weltkrieg w​ar er Pressereferent b​eim Oberkommando d​er Wehrmacht i​n Berlin u​nd verfasste Propagandaschriften über d​ie Feldzüge i​n Polen, Norwegen u​nd Frankreich.[2][3]

In d​er SBZ wurden 1946 folgende Werke Pichts a​ls Bestandteil d​er nationalsozialistischen Propaganda i​n die Liste d​er auszusondernden Literatur aufgenommen: Die Wandlungen d​es Kämpfers (Vorwerk, Berlin 1938), Das Oberkommando d​er Wehrmacht g​ibt bekannt (Mittler u​nd Sohn, Berlin 1940), Der soldatische Mensch. (Fischer, Berlin 1940), Der Frontsoldat (Herbig, Berlin 1940); Der Feldzug i​n Norwegen (Mittler u​nd Sohn, Berlin 1940), Das Ende d​er Illusionen (Mittler u​nd Sohn, Berlin 1941), Allen Gewalten z​um Trotz (Zeitgeschichte-Verlag, Berlin 1942).[4] 1947 wurden a​uch die fremdsprachigen Ausgaben v​on Der Feldzug i​n Norwegen verboten.[5]

Nach 1952 h​at sich Picht u. a. i​n der Zeit u​nd im Spiegel i​n die öffentliche Diskussion u​m den Bürger i​n Uniform eingeschaltet[6] u​nd sich z​um Thema Wiederbewaffnung geäußert.

Werke (Auswahl)

  • Toynbee Hall und die englische Settlement-Bewegung: Ein Beitrag zur Geschichte der sozialen Bewegung in England, Tübingen: Mohr, 1913
  • Kreuz und Krieg, Berlin: Furche-Verlag, 1917
  • Die Frucht des Leidens, 2. und erw. Aufl. von Kreuz u. Krieg, Würzburg: Patmos-Verlag, 1920
  • Im Kampf um die Erwachsenenbildung 1912-1926, Leipzig: Quelle & Meyer, 1926 (mit Eugen Rosenstock)
  • Stefan George. Eine kritische Huldigung, Heidelberg: Weiss, 1931
  • Jenseits von Pazifismus und Nationalismus, München: Callwey, 1932
  • Die Wandlungen des Kämpfers. Berlin, Vorwerk, 1938.
  • Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Wahrheit u. Lüge über d. Sept.-Feldzug 1939, Mittler, 1939 (2. Aufl. 1940)
  • Der soldatische Mensch, Berlin: Fischer, 1940 (Der Fischer Verlag war ab 1936 in der Hand von Peter Suhrkamp)
  • De Waarheid marcheert ... Op grond van officieele gegevens samengesteld, 's-Gravenhage, 1940
  • La Fin des illusions, Bruxelles: Desmet-Verteneuil, 1941
  • Das Schicksal der Volksbildung in Deutschland, Braunschweig; Berlin; Hamburg: Westermann, (1936) 1950
  • Vom Wesen des Krieges und vom Kriegswesen der Deutschen, 2. erw. Aufl. von Die Wandlungen des Kämpfers (1938), Stuttgart: Vorwerk, 1952
  • Die Utopie vom Bürger Soldaten. In: Die Zeit 1952, Nr. 30.
  • Bilanz des zweiten Weltkrieges. Erkenntnisse und Verpflichtungen für die Zukunft. Stalling, Oldenburg/Hamburg 1953.
  • Wiederbewaffnung. G. Neske, Pfullingen 1954.
  • Staatsbürger in Uniform? Analyse eines Leitbildes. In: Neue Gesellschaft. 2(1955), H. 2, S. 53–61
  • Albert Schweitzer. Hamburg: Richard Meiner, 1960
  • Besinnung auf Stefan George, Düsseldorf; München: Küpper vorm. Bondi, 1964.

Literatur

  • Ulrich Raulff: Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59225-6.

Einzelnachweise

  1. http://mohr-rautenstrauch.de/Stamm_Rautenstrauch.htm
  2. Raulff, Ulrich (2009): Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. S. 449f.
  3. http://www.die-bonn.de/Weiterbildung/Archive/Meta-Archiv/personen.aspx?per_id=997
  4. Liste der auszusondernden Literatur 1946.
  5. Liste der auszusondernden Literatur 1947.
  6. WEHRWILLE: Bürger in Uniform. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1954 (online).
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