Werksbahn der Carrières Watissart

Die Werksbahn d​er Carrières Watissart w​ar eine Feldbahn d​er Quarzit- u​nd Marmorsteinbrüche i​n Jeumont i​m Département Nord i​n der Region Hauts-de-France. In d​en ehemaligen Steinbrüchen l​iegt heute e​in See, d​er als Naturschutz- u​nd Naherholungsgebiet z​um Fischen, Baden u​nd Tauchen genutzt wird.[1][2][3]

Der ehemalige Steinbruch ist heute ein See


Carrières Watissart um 1909 und Lac du Watissart um 2009

Geschichte

Schienenfahrzeuge im Steinbruch
Die Kipploren wurden von Hand sowie mit Pferden, Dampflokomotiven und Seilwinden bewegt

In Jeumont w​urde bereits 1790 i​m Auf­trag v​on Charles Joseph d​e Ligne e​in Steinbruch ausge­beu­tet, d​er aber u​m 1900 aufgegeben wurde.[4][5] Zuvor hatten d​ie Arbeiten i​n den Marmorsteinbrüchen z​um wirtschaftlichen Aufschwung d​er Region beigetragen, s​o dass e​s vorübergehend d​rei Blausteinbrüche (Pierre Bleue), d​rei Marmorfabriken u​nd acht Steinschleifereien gab, d​ie heute a​lle verschwunden sind.[6]

1930 gab es in Jeumont ein Granit-, Marmor- und Natursteinwerk von Edouard Rombaux-Roland, das sich auf grünen, blauen und rot-schwarzen Labrador-Granit, Syenit und Porphyr spezialisiert hatte.[7] Es lieferte z. B. Belgisch Granit für das Gefallenendenkmal von Preuilly-la-Ville und importierte grünen und perlmuttfarbenem Labrador-Granit aus Norwegen für die Errichtung von Denkmalen. Anfang der 1930er Jahre lieferte das Unternehmen den Rose-Clarté-Granit für das Nationaldenkmal Les Fantômes des Bildhauers Paul Landowski zur Erinnerung an die zweite Marneschlacht, sowie Trouieros-Granit für die Fassade des Postamts in Brest und Rouge-Trouieros-Granit für das amerikanische Denkmal in Brest.[8] Zu dieser Zeit waren die ehemaligen Marmorsteinbrüche bereits erschöpft.[5] In den 1950er Jahren war der belgische Geologie-Ingenieur Paul Dumon der Direktor der Firma Les Marbres Français in Jeumont. Er veröffentlichte zwei Beiträge der Zeitschrift Le Mausolée, La géologie über die Steinbrüche.[5]

Werksbahn

Streckenverlauf in der Innenstadt
Alte Decauville-Feldbahngleisjoche in der Rue de Maubeuge
Tramway-Schienen in der Rue de Maubeuge am Hôtel du Nord
Stillgelegte Feldbahngleise in der Rue Puissant


Die durch die Feldbahn belieferten Betriebe
Röhrenlager an der Einfahrt zur Carrière de Grès du Wattissart
Société Anonyme de Merbes-le-Château
Montagehalle für Großmotoren der For­ges et Ateliers de Construction Electriques


Heute noch sichtbare Spuren des Feldbahnbetriebs


Gleisreste der Decauville-Bahn

In Jeumont w​urde das Gestein z​ur Stahlerzeugung eingesetzt u​nd auf Kanalschiffe u​nd die Normalspurbahn verladen, d​a es i​n großen Mengen a​ls Schotter für d​en Straßen- u​nd Eisenbahnbau gebraucht wurde.

Die Werksbahn m​it einer Spurweite v​on 600 m​m führte v​on den Steinbrüchen z​u den Schmieden u​nd Büros a​m Bahnhof, i​n dessen Nähe u​m 1932 weitere metallverarbeitende Betriebe u​nd Elektromotorwerke über d​ie Schmalspurbahn erschlossen wurden.[9][10] Die Decauville-Bahn w​urde mit Dampflokomotiven u​nd zahlreichen Kipploren betrieben. Von i​hr sind h​eute noch Gleisreste a​uf dem Damm, d​er den See i​n zwei Teile t​eilt erhalten. Im n​eu angelegten Park a​n der Rue d​e la Gare folgen d​ie Parkwege d​em Streckenverlauf d​er ehemaligen Feldbahn.[11]

Einzelnachweise

  1. Melvin: Lac du Watissart – Jeumont. 5. September 2016.
  2. Marie-Pierre Feugas: Une course d’orientation sous l’eau ? C’est possible à Jeumont, une première régionale. 26. August 2015.
  3. Alice Bonvoisin und Cécile Debachy: Jeumont Voilà à quoi devrait ressembler le tout nouveau site du Watissart. 11. Juli 2018.
  4. Alfred Jennepin: Monographie de la Marbrerie dans l’Arrondissement d’Avesnes. 1901.
  5. Pierre bleue et Marbre de l’Avesnois.
  6. Jeumont, en bref: Une industrie naissante.
  7. Granits, Marbres et pierres de Edouard Rombaux-Roland a Jeumont (Nord) spécialisée dans les Labradors, Syénites et Porphyres verts, bleus, rouges noirs.
  8. Granits Rombaux-Roland. 1934.
  9. Streckenverlauf auf einer Landkarte von 1930.
  10. Jeumont: Forges et Ateliers de Construction Electriques, Hall de montage de gros moteurs.
  11. Trassen der Decauvillebahn im neu angelegten Park an der Rue de la Gare.

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