Weingut Dr. Wehrheim
Das Weingut Dr. Wehrheim ist ein Weingut in Familienbesitz in der Ortsgemeinde Birkweiler im Landkreis Südliche Weinstraße. Das Anwesen wurde 1902 erbaut und war ursprünglich als Landesproduktengroßhandel konzipiert, ehe es letztlich zum Weingut umfunktioniert wurde.[1]
Geschichte
Im Jahr 1902 siedelte ein Familienmitglied, Fritz Müller, nach Siebeldingen und erbaute das Haus direkt neben dem Bahnhof Siebeldingen-Birkweiler. Der Architekt des Jugendstilhauses Arndt Hartung konzipierte unter anderem die „Villa Schwarz“ in Landau und den „Sonnenhof“ in Siebeldingen. Der Ort bot viel Platz für den landwirtschaftlichen Handel und Weinbau und verfügte wegen des anliegenden Bahnhofs über eine gute Infrastruktur. 1920 kaufte Karl Wehrheim das Haus und begann mit der Landwirtschaft, bei der nach und nach den Schwerpunkt auf Weinbau legte. Das Haus bot aufgrund des tief im Boden liegenden Kellers mit gleichmäßigen Temperaturen gute Reife- und Lagermöglichkeiten für den Wein.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sein Sohn Heinz Wehrheim mit einem Studium der Allgemeinen Agrarwissenschaften an der Stuttgarter Universität Hohenheim und stieg in den elterlichen Betrieb ein. Ende der 1940er Jahre wurde der Fassweinbetrieb auf Flaschenweinvermarktung umgestellt. Das Weingut hieß zu diesem Zeitpunkt noch „Weingut Hohenberg“. Im Jahr 1974 starb Karl Wehrheim und Heinz Wehrheim führte den Betrieb alleine, bis sein Sohn Karl-Heinz Wehrheim und seine Frau Ulrike Wehrheim 1984 mit in den Betrieb einstiegen.[2] Karl-Heinz Wehrheim studierte ebenfalls in Stuttgart/Hohenheim Allgemeine Agrarwissenschaften. In dieser Zeit wurde der Name des Weinguts abgeändert, der Name der Familie rückte als Markenname in den Mittelpunkt und die Marke heißt seitdem „Dr. Wehrheim“. Der Bestandteil "Dr." stammt von Heinz Wehrheim, der seine Promotion über den Einfluss der Flurbereinigung auf die Arbeitszeit pro Hektar Reben verfasste.
Seit 1991 ist das Weingut Mitglied im Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP)[3] und gehört zu der Vereinigung „Fünf Winzer – Fünf Freunde“[4], einer Kooperation von fünf Weingütern in der Südpfalz. Das Weingut gehörte zu den ersten Weingütern in der Region welche in den Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP) eingeladen wurden.
Weingut
Das Weingut hat sich auf klassische Rebsorten spezialisiert. Die Anbaufläche beträgt heute 17 ha und der durchschnittliche Hektarertrag liegt bei 5000 l. Die wichtigsten Rebsorten sind Riesling, Weißburgunder und Spätburgunder welche zusammen rund 80 % des Rebsortenspiegels ausmachen.[5] Süßweine werden zeitweise ebenso erzeugt.
Terroir
Das Weingut Dr. Wehrheim gehört zu den sogenannten „Terroiristen“. Karl-Heinz Wehrheim begann 1999, als einer der ersten Winzer in Deutschland, Weine „terroirrein“ auszubauen. Das Weingut pflanzt Reben auf Buntsandsteinverwitterungsboden, Muschelkalk, Rotliegend und Keuper-Boden. So werden Rieslinge aus dem Buntsandstein und dem Rotliegend sowie Burgunder aus dem Buntsandstein und Muschelkalk erzeugt.
Lagen
Die bekanntesten Lagen des Weinguts sind der Kastanienbusch, der Mandelberg und der Rosenberg.[6][2]
Kastanienbusch
Der Kastanienbusch ist eine der bekanntesten Einzellagen an der südlichen Weinstraße. Der Name entstand durch die vielen Esskastanienbäume. Der Kastanienbusch liegt westlich von Birkweiler. Die Lage besteht aus einem Talkessel, der nach Westen hin von den Hängen des Hohenberges vor den nächtlichen kühlen Luftströmungen aus dem Pfälzer Wald geschützt ist. Nach Osten bildet der Taschberg, einen Hügel, der mit Weinbergen bepflanzt ist, ein natürlicher Übergang bis an das Dorf. Die Weinberge liegen bis 320 m über NN und sind bis zu 40 % steil.[7]
Da es sich an dieser Stelle um eine der höchsten geologischen Erhebungen des Pfälzerwaldes handelt, sind die Bodenverhältnisse sehr verschieden. Durch eine Bergscholle, die sich bei tektonischer Plattenbewegung drehte, kommen drei verschiedene Böden zum Vorschein: Zum einen der „Buntsandsteinverwitterungsboden“ sowie der „Muschelkalk“, welche beide aus dem Trias stammen vor und zum anderen ist das Rotliegend, welches durch den „roten Schiefer“ gekennzeichnet ist und aus dem Perm stammt, im Kastanienbusch zu finden. Die Rieslinge des Weinguts wachsen auf dem Kopf des Kastanienbuschs dem „Köppel“ (Buntsandsteinverwitterungsboden) und in der mittleren Gewanne auf dem Rotliegend. Eine Seltenheit ist vor allem das von „Roten Schiefergestein“ durchzogene Rotliegend welches in der Pfalz nur selten zu finden ist.[7]
Mandelberg
Der Mandelberg liegt in südlicher Richtung von Birkweiler. Nach Westen ist er gegen die natürliche Kälte des Pfälzer Waldes geschützt durch das „Kienenwäldchen“ ein Berg, der mit Esskastanien bepflanzt ist. Nach Osten öffnet sich der Mandelberg in Richtung Rheinebene. Der Mandelberg ist ein Süd-Südosthang, und genießt somit optimale Sonneneinstrahlung. Der Weinberg hat etwa 15–20 % Hangneigung und liegt auf etwa 220 m über NN. Der Boden im Mandelberg ist ein Muschelkalk, der im Zeitalter des Trias entstanden ist. Die kleinen weißen Kalksteine, mit denen dieser Boden übersät ist, speichern tagsüber die Wärme der Sonne und geben diese Wärme in der Nacht an die Erde ab. Der Kalkboden, mit seinem aktiven Kalkanteil, ist eine Voraussetzung, um große Burgunder zu erzeugen.[8]
Auszeichnungen
- 4 Trauben im Gault Millau[6]
- FFFF von Der Feinschmecker
- 4 Sterne von Eichelmann-Deutschlands Weine
- 4 Sterne von Wein-Plus
Literatur
- Stuart Pigott, Andreas Durst, Ursula Heinzelmann, Chandra Kurt, Manfred Lüer, Stephan Reinhardt: Wein spricht Deutsch. 1. Auflage. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-502-19000-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Homepage Weingut Dr. Wehrheim
- vicampo.de: Franz Wehrheim vom Weingut Dr. Wehrheim im Portrait. Abgerufen am 20. November 2013.
- Winzerliste des VDP, abgerufen am 8. September 2011.
- Weingut Dr. Wehrheim bei Fünf Winzer – Fünf Freunde.
- pfalz.de: Weingut Dr. Wehrheim in Birkweiler. Abgerufen am 20. November 2013.
- belvini.de: Weingut Dr. Wehrheim. Abgerufen am 20. November 2013.
- Terroir : Boden, den man schmecken kann. Abgerufen am 9. August 2020.
- Die Lage Birkweiler Mandelberg (Memento vom 29. August 2012 im Internet Archive), abgerufen am 6. September 2011.