Weißruthenische Heimwehr
Die Weißruthenische Heimwehr (belarussisch Беларуская краёвая абарона, Belaruskaja krajowaja abarona, BKA) war ein belarussischer Verband, der auf der deutschen Seite im Zweiten Weltkrieg kämpfte.
| |||
Führung | |||
---|---|---|---|
Oberbefehlshaber: | Franzischak Kuschal | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 21.629[1] | ||
Wehrpflicht: | ja | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | 20–36 | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 23. Februar 1944 | ||
Auflösung: | 28. April 1945 |
Geschichte
Nachdem die Rote Armee immer weiter vorrückte, gingen die deutschen Besatzer dazu über, sogenannte Ostvölker zu bewaffnen.
Am 23. Februar 1944 entschied sich Generalkommissar Curt von Gottberg dazu, eine weißrussische Armee zu gründen, welche unter dem Kommando von Franzischak Kuschal stehen sollte, der bereits als Leiter des Weißruthenischen Selbstschutzkorps fungierte. Drei Wochen nach Billigung des Projekts begann die Mobilisierung der Soldaten. Dabei wurden alle ehemaligen Offiziere einberufen, sowohl der zaristischen als auch der polnischen Armee, sowie sämtliche Männer der Jahrgänge 1918 bis 1924. Wer sich nicht innerhalb der vorgegebenen Frist meldete, dem drohte die Todesstrafe. Des Weiteren wurden die Familien der Rekruten haftbar gemacht, um so das Überlaufen zu den Partisanen zu verhindern.[2]
Die BKA diente dabei nicht nur zum Schutz gegen Partisanen und Sabotageanschläge, sondern kämpfte auch an der Front gegen sowjetische Truppen.[3]
Anfang März 1944 erhielt jedes Gebietskommissariat einen einheimischen Kommandeur. Innerhalb von wenigen Wochen wurden über 40.000 Männer eingezogen, von denen lediglich 21.629 in 34 Bataillone eingeteilt wurden.[2] Ein Teil der Rekruten wurde in sechs Heimwehr-Pionier-Bataillone und weitere in Wehrmacht-Pionier-Bataillone eingegliedert.[4] Die übrigen Rekruten wurden zu Tätigkeiten wie Schanzarbeiten verpflichtet oder sogar zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Tausende Mitglieder kehrten später der BKA den Rücken und liefen zu den Partisanen über.[2]
Die Einheiten der BKA beteiligten sich aktiv am Partisanenkrieg bis Juli 1944. Ihre Kommandanten sollten sämtliche Aktionen mit der Wehrmachtsführung abstimmen. Jedoch fehlte in meisten Fällen die notwendige Koordination. Obwohl die Soldaten und Offiziere der BKA nicht ausreichend gedrillt waren, leisteten einige Einheiten zum Teil erbitterten Widerstand gegen die Partisanenabteilungen. Zu den erfolgreichen Militäraktionen zählte u. a. die gemeinsam mit SS durchgeführte Operation "Frühlingsfest" in den Städten Polazk und Lepel im Norden Weißrusslands. Infolgedessen verloren die sowjetischen Untergrundkämpfer mehr als 80 Prozent ihres Kampfpersonals.[5]
Mit dem zunehmenden Vorrücken der Roten Armee wurden die Mitglieder in die 30. Waffen-Grenadier-Division der SS (weißruthenische Nr. 1)[6] übertragen. Während einige Angehörige der Weißruthenischen Heimwehr in Weißrussland blieben und von den sowjetischen Behörden verhaftet wurden, gelang einigen die Flucht nach Westen.
Einzelnachweise
- Alexander Brakel: Unter Rotem Stern und Hakenkreuz.Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung. (= Zeitalter der Weltkriege. Band 5). Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2009, ISBN 978-3-506-76784-4, S. 221.
- Alexander Brakel: Unter Rotem Stern und Hakenkreuz.Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung. (= Zeitalter der Weltkriege. Band 5). Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2009, ISBN 978-3-506-76784-4, S. 220–222.
- Alexander Brakel: Unter Rotem Stern und Hakenkreuz.Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung. (= Zeitalter der Weltkriege. Band 5). Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2009, ISBN 978-3-506-76784-4, S. 220.
- Babette Quinkert: Propaganda und Terror in Weißrußland 1941-1944: Die deutsche "geistige" Kriegführung gegen Zivilbevölkerung und Partisanen. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2009, ISBN 978-3506765963, S. 311.
- Дробязко Сергей Игоревич: Под знамёнами врага. Антисоветские формирования в составе германских вооруженных сил 1941–1945 гг. М.: Эксмо, 2004, ISBN 5-699-07992-0, S. 257.
- Gordon Williamson: Die SS. Hitlers Instrument der Macht, Kaiser, 2005, S. 246.