Wefugees
Wefugees (früherer Name: Wefugee) ist ein 2016 gegründetes Social-Start-Up aus Berlin, das die nach eigenen Angaben weltweit größte Online-Community für Geflüchtete und Helfer betreibt. Die Plattform versteht sich als zentrale Anlaufstelle für Fragen zu verschiedensten Themenbereichen aus dem alltäglichen Leben der Neuankommenden. Durch die Vernetzung mit Einheimischen und Experten wird ein Wissensaustausch angeregt, der den Integrationsprozess beschleunigt und Geflüchteten den Einstieg in die Gesellschaft ihres Aufnahmelandes erleichtert.
Wefugees gUG | |
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Rechtsform | Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) |
Gründung | 2016 |
Sitz | Berlin |
Leitung | Cornelia Röper, Henriette Schmidt |
Website | info.wefugees.de |
Namensgebung und Selbstverständnis
Der Name „Wefugees“ ist eine Verschmelzung aus den englischen Worten ‚Welcome‘ (‚Willkommen‘) und ‚Refugees‘ (‚Flüchtlinge‘). Eine alternative Bedeutung des Wortes lautet ‚We are all Refugees‘ (‚Wir sind alle Geflüchtete‘). Er soll den integrativen und egalitären Anspruch der Arbeit des Start-Ups unterstreichen sowie den gemeinschaftlichen Gedanken der Plattform hervorheben.[1][2][3] In diesem Sinne wurde auch der Slogan „Community without borders“ gewählt, welcher darüber hinaus die niedrigschwellige Erreichbarkeit des Online-Angebots herausstellt.
Dass der Zugang zu Informationen essentiell für eine erfolgreiche Integration im Aufnahmeland ist, ist die Annahme, auf der die Arbeit von Wefugees fußt.[4] Aus diesem Grund soll allen Neuankommenden ein einfacher, interaktiver und direkter Informationszugang ermöglicht werden. Dieser soll sie zur Selbsthilfe befähigen und ihnen ein unabhängiges, selbständiges Leben Leben ermöglichen.[5]
Wefugees verfolgt dieses Ziel mithilfe eines gesamtgesellschaftlichen Lösungsansatzes, bei dem Geflüchteten nicht nur mit Expertinnen und Experten in Kontakt treten, sondern bewusst auch in den Austausch mit Einheimischen kommen. Dieser Wissenstransfer führt zu einer effizienteren Bewältigung bürokratischer Hürden. Darüber hinaus wird eine weiterführende Integration in die Teilsysteme der Gesellschaft unterstützt.
Geschichte
Die Idee für Wefugees entstand 2015, als der Höhepunkt der Migrationsbewegung vom Nahen Osten, Nord und Nord-Ost Afrika nach Deutschland erreicht wurde.[6] In einem Selbstversuch testete Cornelia Röper, die spätere Gründerin von Wefugees, die bestehenden Möglichkeiten der Informationsbeschaffung zu relevanten Fragen aus der alltäglichen Lebenswelt eines Geflüchteten. Die dabei gewonnenen ernüchternden Eindrücke führten zu der Frage, wie den Neuankommenden in Deutschland der Informationszugang erleichtert werden kann.
Nach der Durchführung eines Co-Design-Workshops mit Geflüchteten und der daraus resultierenden Erkenntnis, dass eine Online-Plattform nach dem Frage-Antwort-Prinzip sinnvoll erscheint, erfolgte im Januar 2016 der Start der Online-Community.[7] Das Technologieunternehmen enabee stellte dabei die technische Basis der Plattform zur Verfügung. Die Durchführung des Projekts wurde zu Beginn durch das Think-Big-Programm der Telefónica o2 und durch das Startery-Stipendium von SAP im Social Impact Lab Berlin ermöglicht.[8] Zudem wurde die Förderung des Programms Engagement mit Perspektive (PEP) in Anspruch genommen.[3]
Die Gründung als gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) fand im August 2016 statt. Gesellschafterinnen sind die Gründerin Cornelia Röper und ihre Mitgründerin Henriette Schmidt. Zudem wurden die ersten Community Events in Berlin und München durchgeführt, um eine stärkere Verflechtung zwischen Online- und Offline-Bereich zu erzielen. Im Jahr 2017 strebte Wefugees einen Ausbau der Angebote außerhalb des Internets an.[9][3]
Die Online-Community
Die Kommunikation auf der Plattform findet in erster Linie auf Deutsch und Englisch statt. Darüber hinaus ist es den Neuankommenden jedoch auch möglich, ihre Fragen in ihrer Muttersprache zu stellen. Durch die Einbindung von Arabisch und Farsi sprechenden Ehrenamtlichen können diese ins Deutsche oder Englische übersetzt und entsprechend von der gesamten Community beantwortet werden.[3]
Die Plattform gliedert sich in zahlreiche Themen-Kategorien:[10]
- Home & Living („Heim & Wohnen“)
- Asylum Proceedings („Asylverfahren“)
- Education („Ausbildung“)
- Work („Arbeit“)
- Legal Advice („Rechtsberatung“)
- Money („Geld“)
- Activities („Freizeitaktivitäten“)
- Healthcare („Gesundheitswesen“)
- How can I help? („Wie kann ich helfen?“)
- Other Questions („Sonstige Fragen“)
- Informations & Offers („Informationen & Angebote“)
Die Qualitätssicherung der Antworten auf der Plattform wird durch mehrere Moderatoren sichergestellt. Sie leiten nicht nur die Diskussion, sondern verweisen gegebenenfalls auch auf Experten aus der Arbeit mit Geflüchteten, die in der Community mit eingebunden sind.[11] Mithilfe dieser Vernetzung mit anderen Organisationen aus der Geflüchtetenhilfe schafft es Wefugees, auf eine große Vielfalt von Fragen mit fachlich fundierten Antworten zu reagieren.
Die Plattform verzeichnete 2017 zum Teil über 5.000 Zugriffe und über 1.000 Nutzer am Tag. Bis April 2017 umfasste die Community rund 1.500 Mitglieder. Dabei wurden mehr als 800 Fragen gestellt und beantwortet.[3] Mit 11.000 regelmäßigen Nutzern pro Monat (Stand: Okt 2018) gilt Wefugees als die weltweit größte Online-Plattform für Geflüchtete. 2018 erhielt Cornelia Röper für dieses Projekt den Global Goals Changemaker Award, der ihr von Bill Gates persönlich überreicht wurde.[12]
Organisation & Team
Wefugees wird von einem fünfköpfigen Kernteam in Berlin und einer ungefähr 15-köpfigen Gruppe von Freiwilligen und Unterstützern – Volontären, Geflüchteten, Studierenden und Praktikern aus der Flüchtlingsarbeit – getragen.
Kooperationen
Wefugees pflegt Kooperationspartnerschaften mit Kiron Open Higher Education, einer Plattform, die Geflüchteten über Onlinekurse von Universitäten den Zugang zu realen Studiengängen ermöglicht, den sozialen Zeitarbeitsfirmen avenir und Aiden, dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Mazars, der Solidarischen Nachbarschaft im Richardkiez SoliNaR, dem in München ansässigen Verein Hilfe von Mensch zu Mensch und der Online-Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörse für Geflüchtete Workeer.[3] Diese Unternehmen und Organisationen unterstützen die Wefugees-Plattform durch ihre Expertise in der Arbeit mit Geflüchteten. Im Gegenzug erhalten sie durch den Zugriff auf die Online-Community die Möglichkeit zur Verknüpfung des Off- und Online-Bereichs ihrer Arbeit.
Weblinks
Einzelnachweise
- You are welcome. (Nicht mehr online verfügbar.) 20. Juni 2016, ehemals im Original; abgerufen am 2. Juni 2020. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Thomas Frey: Flüchtlinge fragen, Wefugees antwortet: Online-Plattform als interaktives Hilfsprojekt. In: Berliner Woche. 23. Mai 2016, abgerufen am 12. Juni 2020.
- Leo Mühring: Digitale Unterstützung für Flüchtlinge: Interview mit Wefugees. In: TheTechnologicals. 2. Mai 2017, abgerufen am 12. Juni 2020.
- Ken Fullerton: Wefugee: Supporting the Integration of Refugees in Germany. In: Ayiba Magazine. 13. Januar 2016, abgerufen am 12. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).
- Wefugees: ÜBER UNS. In: Wefugees. Abgerufen am 12. Juni 2020.
- Sarah-Indra Jungblut: TATENDRANG: Wefugees.de - Eine Online-Community für Geflüchtete und Helfer | Verantwortung. 21. Juni 2016, abgerufen am 12. Juni 2020.
- Leonie Fößel: Wefugees: Auf dieser Seite können Sie vom Sofa aus helfen. In: Greenpeace Magazin. 27. Juni 2016, abgerufen am 12. Juni 2020.
- Thomas Frey: Hilfe für Wefugees. In: Berliner Woche. 16. August 2016, abgerufen am 12. Juni 2020.
- Daniel Larrivee: Changing the Way Refugees Connect. 25. April 2017, abgerufen am 12. Juni 2020 (englisch).
- Wefugees: Browse categories. In: Wefugees. Abgerufen am 12. Juni 2020.
- Regina Rohland: Wefugee, community without borders: »[…] Online Knotenpunkt für Geflüchtete, freiwillige Helfer und Organisationen«. In: nachhaltigejobs.de. 21. März 2016, abgerufen am 12. Juni 2020.
- Berlin Valley Redaktion: Bill Gates verleiht Changemaker Award an Wefugees-Gründerin. In: BerlinValley. 16. Oktober 2018, abgerufen am 12. Juni 2020.