Walzen-Wolfsmilch
Die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites), auch Myrtenblätterige Wolfsmilch genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wolfsmilch (Euphorbia) innerhalb der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Der deutschsprachige Trivialname Walzen-Wolfsmilch bezieht sich auf die walzenförmigen Zweige.
Walzen-Wolfsmilch | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Euphorbia myrsinites | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Walzen-Wolfsmilch ist eine sukkulente, immergrüne mehrjährige Pflanze, die Wuchshöhen von bis etwa 15 Zentimetern erreicht. Ihre bis etwa 30 Zentimeter langen, nieder liegenden Zweige erscheinen auf Bodenniveau und verzweigen nicht weiter. Die Zweige, die Blütenstände tragen, sterben nach deren Verwelken ab. Alle oberirdischen Pflanzenteile sind von einer Wachsschicht bedeckt, die Regen abperlen lässt und so effektiv eine Benetzung verhindert.
Die saftigen, blaugrünen Blätter sind dicht spiralig angeordnet und überdecken sich teilweise.
Generative Merkmale
Blütezeit ist je nach Standort und Witterung zwischen März und Juli. Die endständigen, trugdoldigen Blütenstände sind dicht 8- bis 13-strahlig. Die paarigen, gerundeten Hochblätter und die Cyathien sind grünlich gelb. Die vier Nektardrüsen der Cyathien sind oval bis gerundet trapezförmig, gelb bis bräunlich (selten purpurn) und tragen an den äußeren Rändern zwei finger- bis keulenförmige Anhängsel.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[1]
Vorkommen
Das natürliche Verbreitungsgebiet von Euphorbia myrsinites erstreckt sich von den Balearischen Inseln über Italien und Griechenland bis zur Türkei und über Albanien bis ins südliche Russland. Sie gedeiht zwischen Steinen in offenen Wäldern auf Höhenlagen von 1000 bis 2300 Metern.
In Teilen der USA gelten dort eingeschleppte Pflanzenexemplare als gefährliches „Unkraut“. In Colorado sind der Besitz und die Anpflanzung von Euphorbia myrsinites seit 2003 gesetzlich verboten.[2] Landbesitzer sind verpflichtet, die Walzen-Wolfsmilch von ihrem Land zu entfernen und erhalten hierzu vom Agrarministerium bebilderte Anleitungen.[3]
Systematik
Die Erstveröffentlichung von Euphorbia myrsinites erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1. Auflage, Band 1, S. 461–462. Das Artepitheton myrsinites leitet sich von der Myrte (Myrtus communis) ab, mit der Euphorbia myrsinites eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen soll. Synonyme für Euphorbia myrsinites L. sind: Tithymalus myrsinites (L.) Hill, Galarhoeus myrsinites (L.) Haw., Endoisila myrsinites (L.) Raf., Murtekias myrsinites (L.) Raf., Euphorbion myrsinitum (L.) St.-Lag.[4]
Von Euphorbia myrsinites gibt es je nach Autor etwa zwei Unterarten:
- Euphorbia myrsinites L. subsp. myrsinites (Syn.: Euphorbia rigida Loisel. nom. illeg., Euphorbia curtifolia Chaub., Euphorbia marschalliana Kotschy ex Boiss., Euphorbia pectinata Albov, Euphorbia pontica Prokh., Euphorbia myrsinites subsp. pontica (Prokh.) R.Turner): Sie kommt von Südeuropa bis zum nördlichen Iran vor.[4]
- Euphorbia myrsinites subsp. rechingeri (Greuter) Aldén (Syn.: Euphorbia rechingeri Greuter, Tithymalus rechingeri (Greuter) Soják): Dieser Endemit kommt nur auf Kreta vor.[4]
Kultivierung
Die Walzen-Wolfsmilch bevorzugt warme und sonnige Standorte mit gut drainierten Böden. Ideal sind Steingärten, Fugen von Trockenmauern und trockene Böschungen. Stehende Nässe wird nicht vertragen. Schädlinge und Krankheiten treten nur äußerst selten auf. Hier im Handel angebotene Pflanzen sind bis etwa −20 °C winterhart. Eine Vermehrung ist durch Teilung des „Wurzelstocks“ oder durch Samen möglich.
Heilpflanze
Dioskurides[5] schrieb über die Myrtenblätterige Wolfsmilch:
- Der weibliche, der auch Myrsinites oder Karyites genannt wird, ist dem Alpenseidelbast ähnlich und von Ansehen weiß. Er hat der Myrte ähnliche Blätter, sie sind aber größer und derb, an der Spitze scharf und dornig. Er treibt von der Wurzel an spannenlange Schüsse, Frucht trägt er das eine um das andere Jahr, sie ist nussähnlich, auf der Zunge gelinde beißend. Auch dieser wächst in rauhen Gegenden. Saft, Wurzel Frucht und Blätter haben dieselbe Kraft wie beim vorhergehenden (Euphorbia characias) ...Der Saft hat die Kraft, den Bauch nach unten zu reinigen, wenn er in der Menge von 2 Obolen mit Essigwasser genommen wird, indem er Schleim und Galle abführt; mit Honigwasser bewirkt er aber auch Erbrechen. Der Saft wird zur Zeit der Herbsternte gewonnen; indem die abgeschnittenen Zweige zusammengestellt werden, man muss sie aber in einen Topf schräg richten. Einige mischen ihm auch Erbsenmehl zu und formen daraus Pastillen von Erbsengröße; Andere lassen drei bis vier Tropfen auf getrocknete Feigen fallen, trocknen ihn so und bewahren ihn auf. Er wird aber auch für sich allein im Mörser geknetet und in Pastillenforin aufbewahrt. Bei der Saftgewinnung darf man sich aber nicht gegen den Wind stellen, auch nicht die Hände an die Augen bringen, man muss vielmehr, bevor man zur Saftgewinnung schreitet, den Körper mit Fett oder mit Oel und Wein einsalben, besonders das Gesicht, den Hals und den Hodensack. Er macht den Schlund rauh; deshalb muss man die Pillen (Bissen) mit Wachs oder gekochtem Honig überziehen und so darreichen. Das Einnehmen von zwei bis drei Feigen reicht um Purgiren zu bewirken. Der frische Saft entfernt auch die Haare, wenn er mit Oel in der Sonne eingestrichen wird. Die nachwachsenden macht er gelb und dünn und vernichtet sie schließlich alle. Er wird auch in die hohlen Zälitie gesteckt, da er die Schmerzen lindert; man muss aber die Zähne mit Wachs zufüllen, damit er nicht ausfließt und Schlund und Zunge verletzt. Aufgestrichen vertreibt er ferner Geschwüre und gestielte Warzen, sowie Feigwarzen und Flechten, ist auch ein gutes Drittel bei übergewachsenen Nägeln und Karbunkeln, bei krebsigen, fressenden Geschwüren und Fisteln. Auch die im Spätherbst gesammelte und in der Sonne getrocknete Frucht wird sanft gestoßen und abgesiebt und rein aufbewahrt, dasselbe geschieht mit den trockenen Blättern. Die Frucht aber und die Blätter leisten dasselbe wie der Saft., wenn sie so viel wie ein halbes Essignäpfchen voll im Trank genommen werden. Einige machen sie sogar ein, indem sie Kresse und Käse mit Milch gestoßen zumischen. Auch die Wurzel, 1 Drachme in Honigwasser gestreut und getrunken, reinigt den Bauch: mit Essig gekocht als Mundspülwasser hilft sie bei Zahnschmerzen...., indess ist jener mehr brechenerregend als dieser.
Galerie
- Wuchsform einer jungen Pflanze
- Wuchsform einer älteren Pflanze
- Endständige Blütenstände im Knospenzustand
Einzelnachweise
- Euphorbia myrsinites bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Colorado Department of Agriculture: RULES PERTAINING TO THE ADMINISTRATION AND ENFORCEMENT OF THE COLORADO NOXIOUS WEED ACT (Memento vom 11. November 2005 im Internet Archive).
- Colorado Department of Agriculture: Myrtle Spurge Control (Memento vom 6. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF; 186 kB).
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Euphorbia myrsinites. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 3. Dezember 2015.
- Dioskurides: Materia Medica. (Memento vom 28. April 2006 im Internet Archive)
Weblinks
- Euphorbia myrsinites, Myrten-Wolfsmilch. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Euphorbia myrsinites L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. Dezember 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Datenblatt mit Fotos.
- Steckbrief (Memento vom 25. November 2003 im Internet Archive)