Walther Heydendorff

Walther Ernst Auspitz (* 30. Oktober 1888 i​n St. Pölten; † 19. Januar 1974 i​n Wien) w​ar ein österreichischer k.u.k. Offizier, Widerstandskämpfer, Schriftsteller u​nd Genealoge. Ab 1920 n​ahm er d​en Namen seiner Ur-Urgroßmutter, e​iner Conrad v​on Heydendorff, an. Daher s​ein späterer Name Walther Ernst Heydendorff, a​uch Auspitz-Heydendorff.

Biografie

Walther Ernst Auspitz k​am als Sohn d​es k.k.Generalmajors u​nd Schriftstellers Leopold Auspitz (1838–1907) u​nd der Henriette Eggenberg (um 1846–1895) z​ur Welt. Seine Schwester w​ar Christine Auspitz (1878–1928), Literarhistorikerin, s​ein Großvater d​er jüdische Wundarzt u​nd Chirurg Moritz Auspitz (1803–1880).[1]

Walter besuchte b​is 1908 d​ie Theresianische Militärakademie, s​eine militärische k.u.k. Laufbahn endete a​m 1. Dezember 1920 m​it dem Ruhestand. Er n​ahm den Namen Heydendorff an, d​a der Name Auspitz jüdischer Herkunft war, w​as ihn bereits i​n den Zwanziger Jahren gefährdete.[2]

Ab 1922 w​ar er a​ls Titular-Major Walter Heydendorff Mitglied d​es Wiener Heimatschutzes, arbeitete i​n der Privatwirtschaft u​nd war Mitarbeiter a​m Generalstabswerk Österreich-Ungarns letzter Krieg i​m Kriegsarchiv. Im Januar 1934 unterstand i​hm das 2. Regiment d​er Heimwehr, v​or einer Einberufung b​is zu März 1938 z​um Österreichischen Bundesheer b​lieb er verschont. Nach d​em „Anschluss Österreichs“ a​n das Deutsche Reich w​ar er e​in führendes Mitglied d​es Widerstandes u​m Hans Sidonius Becker i​n der Widerstandsorganisation O5. Zum Ende d​es Zweiten Weltkrieges, a​m 1. Mai 1945, w​urde er Präsidialchef i​m Heeresamt Abteilung 1, Führungsabteilung[3] d​er Staatskanzlei[2] b​is zu dessen Auflösung. Mit d​em Kriegsende kümmerte e​r sich besonders u​m Informationen für Heimkehrer u​nd hielt Rundfunkvorträge i​m Wiener Radio. Ab d​em 8. Januar 1946 w​ar er wieder i​m Kriegsarchiv beschäftigt, e​he er v​on 1950 b​is 1953 a​ls Archivar i​m Wiener Haus-, Hof- u​nd Staatsarchiv tätig war. Er schied a​ls Regierungsrat a​us und w​ar ab 1957 Doktor d​er Philosophie. Er schrieb verschiedene geschichtliche Abhandlungen[4] u​nd veröffentlichte e​in genealogisches Werk über s​eine Vorfahren.

Walter Heydendorff w​urde am 1. Februar 1974 a​uf dem Friedhof d​er Feuerhalle Simmering i​n der Familiengrabstätte MH/429, gemeinsam m​it seiner Ehefrau Hilda Bernhardine (* u​m 1889; † Dezember 1966), bestattet.[5]

Werke

  • Mitarbeit an: Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914–1918 Band I–IV Verlag der Militärwissenschaftlichen Mitteilungen, Wien 1933–1939
  • Österreich in der Geschichtslüge. Die Wurzel der Lüge. Einblattdruck Wien 1945, (gedruckter Rundfunkvortrag vom 4. August 1945)
  • Aussprüche über Osterreich und Preußen aus zwei Jahrhunderten, Wien 1945, (gedruckter Rundfunkvortrag vom 1. September 1945)
  • Österreich und Preußen im Spiegel österreichischer Geschichtsauffassung, Obelisk-Verlag Wien 1947
  • Carnuntum. Geschichte und Probleme der Legionsfeste und der Zivilstadt, Obelisk-Verlag 1947
  • Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren, Verlag Styria Graz-Wien-Köln 1965
  • Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1639–1648. MÖStA Band 13, 1960; Band 12, 1959
  • Korrespondenzen des Feldmarschalls Octavio Piccolomini in den Akten des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. MÖStA Band 14, 1961
  • Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv. MÖStA Band 8, 1955; Band 6, 1953; Band 5, 1952; Band 4, 1951

Literatur

  • Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau. 3 Bände, Böhlau 2005, ISBN 978-3-205-77316-0 (Band 1: K.u.K. Generalstabsoffizier und Historiker; Band 2: Minister im Ständestaat und General im OKW; Band 3: Deutscher Bevollmächtigter General in Kroatien und Zeuge des Untergangs des "Tausendjährigen Reiches")

Quellen

  • Peter Broucek: Minister im Ständestaat und General im OKW, Band 2, Böhlau Verlag 1983, ISBN 978-3-205-08743-4 (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Hrsg. Brigitte Mazohl, Band 70), S. 42, S. 128
  • Peter Broucek, Kurt Peball: Geschichte der österreichischen Militärhistoriographie, Böhlau, 2000, ISBN 3-412-05700-2.

Einzelnachweise

  1. Erika Weinzierl, Rudolf G. Ardelt, Wolfgang Huber, Anton Staudinger: Unterdrückung und Emanzipation: Festschrift für Erika Weinzierl zum 60. Geburtstag. Geyer-Edition, Wien 1985, ISBN 3-85090-119-X, S. 70ff.
  2. Peter Broucek (Hrsg.): Theodor Ritter von Zeynek: Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich. Troppau - Wien - Russische Front - Armeeoberkommando 1916–1918. Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2009, ISBN 3-205-78149-X, S. 60.
  3. Das Wiener Heeresamt 1945 (Memento des Originals vom 15. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uogs.at (PDF; 4,7 MB) UOG Salzburg, Mitteilungsblatt 02/08, S. 18.
  4. MÖStA Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1 - 15 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs (MÖStA). Hrsg. Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs.
  5. Walter Ernst Heydendorff in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.